Einblick in Beratungsarbeit

12.10.2012, 14:59 Uhr
Einblick in Beratungsarbeit

Fast einen ganzen Tag hospitierte die Sozialdemokratin in Weißenburg. Im Team der Suchtberatung verschaffte sie sich zuerst einen umfassenden Überblick über die Suchtprobleme im Landkreis. Anschließend wurde ihr von Suchtberater Manfred Schippert die Arbeitsweise der Be­ratungsstelle anhand einer Einzelfallbeschreibung unter Wahrung der Schweigepflicht detailliert vor Augen geführt. Gegen Ende des Besuchs in der Suchtberatung kam es dann zum eigentlichen Rollentausch.
Nach einer kurzen Einführung schlüpfte Christa Naaß für 15 Minuten in die Haut einer Suchtberaterin. Der Sozialpädagoge Wolfgang Pfeifenberger übernahm den Part eines exzessiv computerspielenden Sechzehnjährigen. Die Praktikantin Judith Klein mimte die besorgte Mutter, die ihren Sohn zum gemeinsamen Besuch der Beratungsstelle gedrängt hatte. Naaß bewies in dieser Übung, dass sie die Grundlagen einer geschickten Gesprächsführung mühelos beherrschte, und zeigte sichtlich Engagement und Freude an der überraschenden Herausforderung.
„Aufgekratzt“ von dem Rollenspiel als Drogenberaterin in der Suchtberatung wechselte die Abgeordnete zum Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi), der zweiten Station an diesem Tag.Das Team um Harald Drexel informierte Naaß über die dort geleistete Arbeit und machte sie mit den Rahmenbedingungen der Beratungsstelle vertraut.
„Die vielen Gespräche mit Bürgern, das Zuhören, wenn sie mit Anliegen und Fragen an mich herantreten, das geht schon Richtung Beratung und hat mir beim Rollenspiel in der Suchtberatung geholfen“, erklärte Christa Naaß. Beim Thema, wie psychisch kranke Menschen wahrgenommen werden, vermutet sie: „Das Bekenntnis einiger Prominenter zu ihrer Erkrankung könnte etwas zum Positiven bewegt haben.“ Dennoch scheine man von einer Akzeptanz psychisch erkrankter Menschen noch weit entfernt zu sein.


Der Gast aus Obererlbach interessierte sich auch für die Verfassung der Mitarbeiter: „Wie hält man das aus, tagaus, tagein von so viel Leid zu hören?“ Nötig seien einige Bausteine wie zum Beispiel eine gute und spezielle Aus- und Fortbildung, Supervision, aber auch ein gutes Team, antwortete Harald Drexel. Wie von selbst stellte sich bei dem Aufenthalt der Abgeordneten im SpDi die Frage, ob Vorsorge etwas bewirken kann bei psychischen Belastungen und wie sie aussehen sollte? Eine vernünftige Antwort auf diese Frage schließe wohl die Kinder und Jugendlichen immer mit ein. Sie sollten bei Bedarf vermehrt und besser behandelt werden, um möglichst zu verhindern, dass sie psychisch belastet ins Erwachsenenleben eintreten, hieß es.
Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gibt es eine Tagesklinik und eine Institutsambulanz für die Großen, aber nichts Vergleichbares für Kinder. Christa Naaß merkte dazu an: „Auch die Allerkleinsten sollten nicht vergessen werden.“ Nötig seien fachgerechte Hilfen bei frühen Eltern-Kind-Störungen. Es dürfte kaum eine nachhaltigere und volkswirtschaftlich sinnvollere Investition geben als eine in die Gesundheit und Lebensfreude der nächsten Generation.
 Nach intensiven Stunden mit jeder Menge „abendfüllender“ Themen zeigten sich Christa Naaß und alle Beteiligten berührt und erfreut vom offenen Miteinander in ungewohnten Rollen – und schnauften durch.
Im Abschlussgespräch mit Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer und dem Vorsitzenden, Pfarrer Uwe Bloch, wurden die Eindrücke zusammengefasst und die Rahmenbedingungen der sozialen Arbeit in Bezug auf Bayern, Mittelfranken und den Landkreis erörtert. Die beiden Vertreter des Diakonischen Werks skizzierten aktuelle sozialpolitische Themen und gingen auf die zunehmend schwieriger werdenden Rahmenbedingungen ein. Insbesondere die Aussagen über die immer größer werdenden finanziellen Eigenbeteiligungen der Träger und die knappen Haushalte von Bezirk und Landkreis wurden von der Abgeordneten registriert. MdL Naaß dankte dem Diakonischen Werk Weißenburg-Gunzenhausen für die Möglichkeit, neue Einblicke zu gewinnen und zu erfahren, wie die bürgerorientierten Hilfen des kirchlichen Trägers und Wohlfahrtsverbands aussehen.

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