Einblicke in das Gunzenhäuser Stadtmuseum

24.3.2017, 17:56 Uhr
Einblicke in das Gunzenhäuser Stadtmuseum

© Marianne Natalis

Aus Brandschutzgründen ist ein zweiter Fluchtweg im Museum notwendig. Ein solcher wäre aber nur mit großem Aufwand zu stemmen. Deshalb, und weil die Besucherzahlen sehr zu wünschen übrig lassen, hat der zuständige städtische Ausschuss sein Plazet zur vorübergehenden Schließung der Einrichtung gegeben.

Tatsächlich entspricht die gezeigte Ausstellung, das wird beim Rundgang schnell klar, nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zu textlastig und zu viele einfach aneinandergereihte Exponate, das weiß auch Werner Mühlhäußer. Für den Experten steht deshalb fest, dass nicht nur ein zweiter Fluchtweg, sondern auch ein neues Museumskonzept her muss. Denn "Geschichte ist nicht spröde und langweilig", ist der Archivar, der seinen Beruf mit viel Leidenschaft ausübt, überzeugt. Man muss sie nur entsprechend präsentieren. Ein Gang durchs Museum sollte heutzutage ein Abenteuer sein und vor allem unterhalten. Material und Geschichte, das auch in Gunzenhausen so umzusetzen, gäbe es laut Mühlhäuser mehr als genug. "Das ist alles vorhanden."

Das Stadtmuseum kann bereits auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Seine Entstehung ist eng mit dem Namen Dr. Heinrich Eidam verbunden. Der Arzt, der in den 1870er Jahren nach Gunzenhausen kam, machte sich nicht nur um eine Milchküche für Säuglinge oder die Verbesserung der hygienischen Zuständen verdient, sondern war auch der vorgeschichtlichen Forschung verhaftet. Seine Grabungen zeigten, dass Gunzenhausens Geschichte bis in die Hallstatt- und Urnenfelderzeit reicht, also gut 1500 Jahre bevor die Römer das schöne Altmühlfranken für sich entdeckten.

Geburtsstunde im "Kommando"

Doch wohin mit all den gesammelten Fundstücken? 1906 richtete Eidam im alten Bezirks-Kommando in der Weißenburger Straße Räumlichkeiten her, um dort seine Funde der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Museum war geboren. Der Platz reichte bald nicht mehr aus, auf Drängen Eidams entschloss sich der Stadtrat, im Jahr 1921 im Dachgeschoss der Schranne (wo heute das Kaufhaus Steingass steht) ein Museum einzurichten. Die Funde wurden in Vitrinen präsentiert, ein Rundgang konzipiert.

Längst fokussierte sich Eidam nicht mehr allein auf die Vor- und Frühgeschichte und bat die Bürger um alte Gegenstände. Unter der Überschrift "Immer nur rein in die Bude" lud er in einer Zeitungsannonce zum Besuch des Museums ein und forderte zum Spenden auf. Offenbar mit durchschlagendem Erfolg, denn der Platz im Dachstuhl reichte bald nicht mehr aus.

Nach Eidams Tod im April 1934 übernahm sein langjähriger Kompagnon, der Maler Michel Hertlein, die Pflege der aus allen Nähten platzenden historischen Sammlung. 1938 hatte der Stadtrat ein Einsehen: Er beschloss den Kauf des so genannten "Heidenab-Palais". Erstmals bekam die Ausstellung als "Heimatmuseum" ein richtiges Zuhause. Erleichtert wurde dem Stadtrat die nicht ganz billige Entscheidung sicher durch die Tatsache, dass sie damit eine "völkische Einrichtung" in Gunzenhausen schufen.

1957 von Hertlein noch einmal neu konzipiert, blieben die Ausstellungsgegenstände immerhin bis 1976 in dem schönen Haus am unteren Marktplatz, dann wurde das Museum geschlossen. Im Zuge der Gebietsreform war 1972 das Landratsamt in Gunzenhausen weggefallen, die Stadtverwaltung zog deshalb aus dem alten Rathaus in die Räume des früheren Landratsamts um. Das alte Rathaus stand also leer und sollte eine neue Nutzung erhalten: Die Lösung lag ja förmlich auf der Hand.

1984 eröffnete das Stadtmuseum mit neuem Konzept. Was damals als moderner Rundgang entwickelt wurde, wirkt heute etwas altbacken. Deshalb verwundet es auch nicht, dass die Einrichtung zuletzt nur rund 1000 Besucher im Jahr anzog. Dabei gibt es wirklich schöne Exponate und tolle Geschichten, die gezeigt und erzählt werden sollten.

 

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