Fachakademie für Sozialpädagogik hat Erweiterungsbau bezogen

22.10.2012, 15:38 Uhr
Fachakademie für Sozialpädagogik hat Erweiterungsbau bezogen

© Werner Falk

Sie wandte sich aber entschieden gegen eine Verkürzung der Ausbildungszeit von jetzt fünf Jahren, denn dadurch werde die Attraktivität des Erzieher-Berufs nicht erhöht. Die Anforderungen an die Erzieher stiegen „unendlich“. Die aktuelle Diskussion (u. a. geht es dabei um die Umschulung von „Schlecker“-Mitarbeiterinnen zu Erzieherinnen) lenke von den tatsächlichen Problemen ab. Als solche nannte sie die unzureichende Bezahlung der Erzieherinnen bei immer belastenderen Arbeitsbedingungen. „Das Streichen des Berufspraktikums als fünftes Ausbildungsjahr wäre fatal“, erklärte sie. Berlin habe es abgeschafft, bedauere aber heute schon diese Entscheidung.
Auch Dr. Roswitha Sommer-Himmel von der Evangelischen Hochschule Nürnberg hob die pädagogische Qualität der Ausbildung in Gunzenhausen hervor.  Als vor zwei Jahren ein neues  duales Studienangebot entwickelt worden sei, habe sich die Gunzenhäuser Fachakademie mit eingebracht und das zur klassischen Ausbildung alternative Angebot offensiv vertreten. „Sie sind in Bayern einzigartig und Vorreiter“, sagte sie deshalb.  Dankbar hob sie hervor, dass der größte Teil der Nürnberger Studenten aus Gunzenhausen kommt. Ermöglicht wird eine Erzieherausbildung plus Studium mit Doppelabschluss als Staatlich anerkannter Erzieher und Bachelor „Erziehung, Bildung und Gesundheit im Kindesalter“.
Die „etablierte Bildungsstätte“ rühmte auch Frank Delißen, der bei der Regierung für die Fachaufsicht der FAK zuständig ist. Er plädierte für eine angemessene Bezahlung der sozialen Berufe. Wörtlich: „Wir müssen das hohe Niveau halten, eine Schmalspurausbildung wird den Kindern nicht gerecht.“


Hohe Qualität im ländlichen Raum
„Wir sind stolz auf die Bildungseinrichtung, die den Namen der Stadt nach außen trägt“, sagte Bürgermeister Joachim Federschmidt. Gunzenhausen und die FAK zeigten, dass es hohe Qualität nicht nur in den Großstädten gebe, sondern auch in einer ländlichen Region. Er bestätigte: „Die Stadt hat in den Kirchen starke Partner.“ Das Mutterhaus habe mit dem Familienzentrum und der Fachakademie ein „fantastisches Lernumfeld“ geschaffen.
Landrat Gerhard Wägemann erklärte, der Bedarf an Betreuungspersonal steige an, die Erzieher würden damit zu gesuchten Fachkräften.
Den Kreis Weißenburg-Gunzenhausen sieht er im Plan. Es gebe inzwischen sieben Krippen mit 137 Plätzen, 66 Kindertagesstätten mit 270 Plätzen und 42 Tagesmütter. Wägemann, dessen Schwester einstmals das „Silo“ besuchte und dort als Erzieherin ausgebildet wurde, lobte: „Die Fachakademie punktet mit ihrer guten Atmosphäre. Hier steht die Persönlichkeitsbildung im Mittelpunkt.“ Aber auch der Landrat hält die Bezahlung der Erzieherinnen, gemessen an der langen Ausbildungszeit, für zu schlecht.
„Wir möchten auch so etwas Schönes wie die Realschule!“ Wie Architektin Sonja Mark (Planbau Gunzenhausen) schmunzelnd bemerkte, habe es durchaus konkrete Vorstellungen der Fachakademie für das Aussehen des Erweiterungsbaus gegeben. Die von ihr angedachte variable Nutzung der Räume, wie sie an einer Oettinger Schule praktiziert werde, sei aber hier verworfen worden. Die auf klassische Weise funktionalen Räume hätten aber nicht nur die Schulleitung bestimmt, sondern eben auch die Studierenden. In Anspielung auf das Oettinger Konzept fiel auch das Einweihungsgeschenk von Sonja Mark aus: An Dr. Siegfried Rodehau überreichte sei drei riesige Sitzkissen.
15 Monate Bauzeit
Die Architektin nannte auch die markanten bautechnischen Zahlen. Realisiert wurde das 495 Quadratmeter (2700 Kubikmeter umbauter Raum) große Projekt in einem Jahr und drei Monaten. Geschaffen wurden drei Klassenzimmer, zwei Gruppenräume, ein Plenumsraum, Küche, Lehrerzimmer, Duschen und Umkleiden, WC und die Freiflächen gestaltet.
Wie Dr. Siegfried Rodehau bemerkte, werden derzeit 250 Studierende in der Fachakademie unterrichtet. Sie absolvieren ein Jahr lang ein sozialpädagogisches Seminar (in der Regel ist das ein Praktikum in einem Kindergarten), dem schließt sich ein weiteres einjähriges Praktikum an (ebenfalls in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld plus Seminartage an der FAK). Es folgen der einjährige Vollzeitunterricht  mit Praktika (Unterstufe), dann die einjährige Oberstufe und das einjährige Berufspraktikum. Nach der fünfjährigen Ausbildung können die Absolventen an eine Hochschule gehen.
In der Beliebtheitsskala aller Berufe stehen die Erzieherinnen, so der Schulleiter, bundesweit an vierter Stelle. Aber er bemerkt auch: „Wir wären glücklich, wenn sich das auch finanziell niederschlagen würde.“

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