Fränkische Obstbauern leiden unter Ukraine-Krise

4.10.2014, 08:00 Uhr
Fränkische Obstbauern leiden unter Ukraine-Krise

© Eisenbrand

„Wir werden überschwemmt mit billigem Apfelmost aus Polen“, klagt etwa Norbert Metz, Geschäftsführer der Allfra Regionalmarkt Franken GmbH in Wittelshofen bei Wassertrüdingen, der unter dem Namen „Hesselberger“ hochwertigste Obstsäfte in der Region presst und vertreibt. Und auch sein Kollege Karl Altmann von der Nördlinger Mosterei Binninger, die eine Filiale in Gunzenhausen betreibt, leidet unter den Auswirkungen der großen Politik: „Normalerweise können wir bei guten Ernten Überschüsse an die großen Mostereien in Baden-Württemberg abgeben. Aber die kaufen uns derzeit nichts ab, weil  Billig-Ware aus Osteuropa den Markt flutet.“

Das Überangebot führt laut Metz dazu, dass auch kleinere Mostereien, die eigentlich nur den lokalen Markt bedienen, den Preisverfall dazu nutzen, ihren Produzenten die Äpfel zu Billigtarifen abkaufen. „Ich kenne Fälle, da werden nur noch 3 Euro für 100 Kilo Obst bezahlt“, empört sich der Diplom-Ingenieur für Landschaftspflege, der seinen Lieferanten  standhaft faire – also deutlich höhere – Preise bietet. „Aber“, so gibt er zu bedenken, „das kann natürlich langfristig nur funktionieren, wenn sich dieser faire Mehrpreis für die Obstwiesenbesitzer auch in einem etwas höheren Produktpreis niederschlägt. Bei einem Liter Apfelschorle in der PET-Flasche für 39 Cent beim Discounter muss jedem Verbraucher klar sein, dass darin kein fair gehandeltes Obst aus Streuobstbeständen der Region enthalten sein kann.“

Auch Altmann weiß von Dumping-Tarifen von 3,50 Euro, die württembergische Großmostereien je 100 Kilo Äpfel bieten. Er selbst kaufe zwar kaum Obst an, biete aber im Fall des Falles immerhin 5 Euro. Normalerweise erhalten Obstlieferanten bei ihm Gutscheine, mit denen sie Fruchtsäfte zu ermäßigten Preisen kaufen können. Trotz der guten Ernte sind seine Lagertanks, die zwei Millionen Liter Saft aufnehmen und so einen Puffer für schlechte Erntejahre bilden können, noch lange nicht voll. Er empfiehlt den Apfelbaum-Besitzern, in den nächsten Wochen ihr Guthaben bei ihm noch aufzustocken, denn: „Nächstes Jahr wird es bestimmt wieder weniger Obst geben.“

Norbert Metz befürchtet jedenfalls, dass mit dem Verfall der Mostpreise durch Billig-Importe aus Osteuropa die Schere zwischen „fairen regionalen Saft- und Schorleprodukten“ noch größer wird. Und er hofft auf die Einsicht der Kunden: „Letztlich ist es wie in allen Bereichen des Lebensmittelmarktes: Der Konsument entscheidet mit seinem Einkauf über die Herstellung, den Rohstoffpreis und die Bezugswege eines Produkts.“

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