"Fränkischer Sommer" zu Gast in Wolframs-Eschenbach

27.7.2015, 20:00 Uhr

© Margit Schachameyer

In der Reihe von über 20 Konzerten war auch die Wolframstadt wieder unter den Veranstaltungsorten. Eine große Zahl Freunde Alter Musik strömte ins älteste Gebäude der historischen Altstadt, ins Liebfrauenmünster der katholischen Ortsgemeinde Sankt Mariä Himmelfahrt. Dort zelebrierten „Musica Fiata“ und „La Capella Ducale“ eine Marienvesper („Vespro della Beata Vergine“) mit Werken von „Monteverdi und Friends“ vor ausverkauftem Haus.

An einem fränkischen Sommertag par excellence mit drückender Schwüle schwitzte man selbst im sonst eher kühlen Münster, während man den Psalmen 109, 112, 121, 126 und 147 mit „Concerto“-Programmteilen dazwischen bis zur kurzen Pause lauschte. Nach dieser kurzen Unterbrechung zur Erfrischung mit kühlen Getränken ging es mit dem Concerto „Ardet cor meum“, dem Hymnus „Ave maris stella“, dem Magnifikat, dem Salve regina und der abschließenden Litanei zur Vollendung. Es sangen Constanze Backes (Sopran), Alex Potter (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und Wolf Matthias Friedrich (Bass). Bei „Musica Fiata“ musizierten der Leiter des Ensembles, Roland Wilson (Cornett), Anette Sichelschmidt (Violine), Detlef Reimers (Posaune), Axel Wolf (Chitarrone) und Christoph Noll (Orgel).

Diese Künstler also interpretierten „Monteverdi and Friends“, wie der Abend etwas salopp überschrieben war. Denn so überstrahlend Claudio Monteverdi (1567–1643) während seines Wirkens am Venediger Markusdom und bedeutend für den Übergang von der Renaissance zum Barock auch gewesen sein mochte, war er doch nicht das einzige Musikgenie in diesem Mikrokosmos. 1610 veröffentlichte er eine Marienvesper. Die im Rahmen des „Fränkischen Sommers“ dargebotene „Vespro della Beata Vergine“ enthielt aber auch Werke von Giovanni Rovetta, Giovanni Rigatti und Alessandro Grandi, die allesamt Zeitgenossen Monteverdis und mit ihm persönlich bekannt waren. Einzig Giovanni Valentini entstammt nicht dem unmittelbaren Monteverdi-Umfeld; er bekleidete vielmehr einige bedeutende Stellen im Reich, möchte man fast sagen, der Musik der damaligen Zeit, so etwa in Krakau, Graz und Wien.

Die Zelebration der Marienvesper im Liebfrauenmünster zu Wolframs-Eschenbach war ein glanzvolles Ereignis, ein virtuoses Konzert und nicht minder ein tiefgehendes geistliches Erlebnis. Um die exzellenten Leistungen der einzelnen Künstler zu würdigen, ist mit „Rundum virtuos!“ auf einem knappen Nenner ein treffliches Fazit gezogen. Die alten Meister aus Oberitalien, die hier zu Ehren kamen – welche Freude hätten sie an diesen Stimmen und ins­trumentalen Umsetzungen gehabt.

Einmal mehr ist es dem „Fränkischen Sommer“ mit dieser Veranstaltung gelungen, nicht nur Epochen oder hier sogar einen Wendepunkt der Musikgeschichte zu beleben, sondern die Gegenwart, diese etwa zwei Stunden in Wolframs-Eschenbach, damit förmlich zu durchtränken. Die ungebrochene Aussagekraft der Psalmen und aller weiteren Teile wurde durch das Talent und die Hingabe einer Reihe von Künstlern zum Strahlen und Erleben für ein großes Publikum gebracht. Wie viele andere Menschen neugierig und bereit sind, sich auf dieser Ebene ansprechen und berühren zu lassen oder einfach nur zuhören und genießen wollten, zeigte sich, wenn man den Blick über die Sitzbänke schweifen ließ.

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