Für mehr Nachhaltigkeit im Bundestag

19.9.2017, 15:00 Uhr
Für mehr Nachhaltigkeit im Bundestag

© Daniel Hertwig

Der Vater zweier Söhne kämpft in diesen Tagen im Bundeswahlkreis Ansbach unter dem Motto "Leidenschaft und Augenmaß" für einen Sitz im deutschen Parlament. Er hat in seiner direkten Heimat erfahren, wie es ist, wenn ein Großprojekt die Landschaft zu verändern droht. Er kämpfte in und mit der Bürgerinitiative "Wörnitztal mit Zukunft" von Anfang an gegen das geplante Gewerbegebiet "InterFranken" – er spricht von einem Flächenvernichtungsprojekt. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Ansbach. Er stehe für eine Politik, die die Wahrung der Schöpfung in den Vordergrund stellt, Ressourcen schonen und dem bedingungslosen Wachstum ein Ende setzen will. Deshalb kann man Sirois in seiner knapp bemessenen Freizeit auch schon mal bei der Biotoppflege mit anderen BN-Aktiven sehen.

Doch nicht nur für den Naturschutz setzt er sich ein, sondern auch für den Tierschutz — im Tierschutzverein Feuchtwangen. Das Tierschutzgesetz sei zu konkretisieren, sodass Zucht und Haltung, aber auch Ausstellung und Prämierung von "Qualzuchten" endlich der Vergangenheit angehören. Bekannteste Beispiele seien Hunde, die wegen ihrer verkürzten Schnauze nicht mehr richtig atmen können, oder in der Landwirtschaft die nach vorne umkippenden Puten, die ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen.

Die Grünen sind für den 52-Jährigen die einzige Partei in Bayern, die den Gedanken eines bewahrenden Heimatverständnisses mit einer positiven Zukunftsperspektive verbindet. Die sogenannten "Konservativen" setzten auf ein Wohlstandsversprechen, das durch die zügellose Ausbeutung der Schöpfung und die Festschreibung ungerechter Lebensverhältnisse erkauft werde. Seine Partei sucht dagegen nach Wegen, Ökologie und Ökonomie so weit zu versöhnen, dass eine lebenswerte Umwelt erhalten bleibt.

Sirois sieht sich dabei als "bewusst wertekonservativ orientiert". Bürgerliche Freiheiten versteht er als Gut und nicht als Last. Er plädiert für eine Bürgerbeteiligung, die diesen Namen verdient. Fast immer gingen Politik und Verwaltung bei Projektentscheidungen von ihnen genehmen "Expertenmeinungen" aus, und da könne man oft die Ergebnisse von Lobbyarbeit erkennen.

Das langjährige Mitglied der Grünen setzt dem eine "Repolitisierung des Beratungsprozesses" entgegen. Miteinander reden, ob Bürger, Verwaltung oder Politiker, die Meinungen anderer einholen, Bedenken und Ängste ernst nehmen, um schließlich gemeinsam nach verschiedenen Lösungen zu suchen, um überhaupt zu besseren Entscheidungen kommen zu können — das ist seine Vorstellung von Bürgerbeteiligung.

Auf die Frage nach konkreten Verbesserungen in der Region erwähnt der Direktkandidat die Stärkung der Bahn. Die Reaktivierung des regelmäßigen Personenverkehrs zwischen Gunzenhausen und Nördlingen sei eines seiner wichtigsten Ziele.

Plädoyer für Europa

Beruflich ist Sirois als Dozent für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Uni Erlangen tätig. Bereits während des Studiums (Maine/USA, Erlangen, Dresden) konzentrierte er sich auf Außen- und Sicherheitspolitik. Er wirkte als Geschäftsführer des Zentrums für Internationale Studien der TU Dresden und hält Vorträge zu sicherheitspolitischen Themen. Sirois plädiert für eine europaorientierte deutsche Politik. Es gehe um eine kollektive Sicherheitsarchitektur, die den Kontinent eint und unabhängiger vom Druck der USA und Russlands macht. "Alle anstehenden Probleme, ob in der Friedens- und Umweltpolitik oder der Migrationsfrage, lassen sich nun einmal nur in einer erweiterten europäischen Kooperation lösen!", so der Historiker.

Den Wahlkampf bestreitet er vor allem mittels Infoständen, Vortrags- und Diskussionsabenden. Derzeit aktuell ist die Initiative der Grünen gegen den Flächenverbrauch in Bayern: Sie sammeln Unterschriften für ein Volksbegehren.

 

Verwandte Themen


Keine Kommentare