Galerie W in Gunzenhausen schließt

15.1.2018, 12:15 Uhr
Galerie W in Gunzenhausen schließt

© Wolfgang Dressler

Der Entschluss, die Galerie W mit Weinverkauf zum Jahreswechsel zu beenden, ist für die Öffentlichkeit dann doch überraschend gekommen. Warum haben Sie eigentlich Schluss gemacht?

Christa Weigel: Alles hat seine Zeit. Ich bin letztes Jahr 70 geworden. Ich denke, da darf man dann auch einen richtigen Ruhestand haben — mit dem Blick, dass jedes Ende auch ein neuer Beginn ist.

 

Ist der Weinbestand dann auch komplett verkauft worden? Gab es da noch eine ordentliche Nachfrage?

Georg Weigel: Gott sei Dank ist nicht alles verkauft worden, sodass wir für die nächste Zeit doch noch eine gewisse Grundlage für uns haben.

 

Galerie und Wein, wie war da die Verbindung?

Georg Weigel: Das war von Anfang an eine Einheit. Ich hatte Tanten, die eine Weinstube im Württembergischen hatten, da war der Wein schon immer ein Begleiter, so meine Erinnerung. Das Künstlerische ist später dazugekommen. Da denke ich etwa an Ausstellungen mit Amnesty International. Das mit Wein und Kunst hat sich schließlich zusammengeschlossen. Ich glaube, es ergänzt sich auch. Es gibt so viele Künstler, die dem Wein zugeneigt sind, und es gibt viele Weinfreunde, die der Kunst zugeneigt sind. Da war unsere Galerie dann ein Treffpunkt.

 

Wie waren die Anfänge? Wie kamen Sie an die Künstler überhaupt heran?

Christa Weigel: Das war im Grunde einfach, weil wir schon aus der vorigen Zeit Künstlerfreunde hatten. Die konnten wir ansprechen. Ansonsten ist es so: Wenn Künstler hören, da ist irgendwo etwas Interessantes, vielleicht eine neue Galerie, die in der Richtung arbeitet wie sie selbst, dann sind sie da. Alle schauen nach Möglichkeiten, ein Forum zu finden. Wir haben auch selbst immer die Augen offen gehalten. So haben wir einmal in Italien in einem Restaurant was Tolles gesehen. Wir fragten einfach, wo der Mensch ist, der diese Arbeiten macht, und da ist dann eine Ausstellung daraus geworden — eine schöne, runde Sache.

 

Also eine Herzensangelegenheit, wie ich höre. Spielte zunächst, als sie sogar fünf bis sechs Ausstellungen im Jahr organisierten, oder auch noch später das Streben nach Umsatz und Profit auch eine gewisse Rolle bei ihrem Tun?

Christa Weigel: Das hätte ich schon ganz gern gehabt (lacht dabei), aber es war nicht so. Wir waren immer froh, wenn wir unsere Unkosten decken konnten. Der Erlös fiel manchmal etwas größer aus, aber das Geld war dann ganz schnell wieder investiert in eine Anschaffung in Kunst. Reich sind wir über die Galerie nicht geworden. Und die Künstler bekamen ja auch ihren Anteil.

 

Wie läuft das eigentlich zwischen Galerist und Künstler? Bleibt da was auch nach einer gemeinsam vorbereiteten Ausstellung?

Georg Weigel: Eigentlich zu fast allen Künstlern bestehen bis heute sehr gute Beziehungen. Rolf Altena zum Beispiel ist schon immer mein bester Freund gewesen. Er durfte die erste Ausstellung bei uns machen — und jetzt war er auch an der letzten Ausstellung beteiligt. Der Werner Lehmann genauso, er ist auch ein guter Freund. Und mit beiden gehe ich seit langem einmal im Jahr eine Woche auf Wanderschaft, und zwar meist in Weingegenden. Jetzt komme ich aber ins Plaudern ..

 

Wird mit dem Ende der Galerie W die Kunstszene in Gunzenhausen ärmer?

Christa Weigel: Das glauben wir nicht. Es gibt durchaus viele Angebote auf dieser Ebene. Das Kunstforum ist aktiv, die Volkshochschule macht Ausstellungen, auch in der Stadtbücherei tut sich einiges. Die lokale Kunstszene ist anders als früher, und das ist auch gut so. Wir selbst sind jetzt zeitlich freier, und so können wir auf Exkursion gehen und größere Kunstausstellungen besuchen. Ich habe schon eine im Blick, nämlich die in Stuttgart.

Georg Weigel: Außerdem: Jetzt, wo der Raum oben in unserem Haus frei wird, haben wir die Möglichkeit, unsere eigenen Bilder schön aufzuhängen und uns daran zu erfreuen.

Gab es in den letzten Monaten Bedauern darüber, dass Sie wirklich Schluss machen würden?

Georg Weigel: Sicherlich. Das betraf sowohl den Weinladen als auch die Galerie. Da schwang schon eine gewisse Wehmut mit, auch bei uns selbst. Und so mancher Gesprächspartner war traurig, dass die Institution Galerie W bald nicht mehr vorhanden sein würde. Das gilt auch für die Künstler.

Für mich selbst kann ich sagen, dass der Platz, wo ich immer im Weinladen saß, früher der Platz war, wo ich als Tankwart auf Kundschaft wartete (Christa Weigel lacht im Hintergrund). Das war die Tankstelle der Eltern, und da hatte ich Wochenenddienst mit allem Drum und Dran, eben fast genau an der Stelle wie dann mehr als zwei Jahrzehnte als Weinverkäufer.

 

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