Gar nicht so trockene Praxisluft beim Finanzamt geschnuppert

29.3.2018, 17:30 Uhr
Gar nicht so trockene Praxisluft beim Finanzamt geschnuppert

© Viola Bernlocher

Rund 20 junge Leute können Amtschefin Claudia Wienand und die Ausbildungsbeauftragte Heidi Hentschl an diesem Osterferientag im Vortragsraum des Finanzamts begrüßen. "Auf der Wunschliste steht eine Ausbildung beim Finanzamt sicher bei den meisten nicht ganz oben", sagt Heidi Hentschl zu den Interessenten. "Aber der Beruf ist doch sehr abwechslungsreich, es gibt viele unterschiedliche Tätigkeiten."

Einige, die gekommen sind, sind schon fest engagiert und beginnen im Oktober als Anwärter im mittleren und gehobenen Dienst am Finanzamt in Gunzenhausen.

Louisa Späth (17) ist da wohl ein Musterbeispiel. Die Gunzenhäuser Abiturientin wird ab September das duale Studium für die dritte Qualifikationsebene absolvieren. Aufmerksam gemacht darauf wurde sie von ihrem Vater, bei verschiedenen Ausbildungs-veranstaltungen und über die Schule erhielt sie noch mehr Informationen und meldete sich schließlich für den Test an. Ein Praktikum hat sie noch nicht gemacht und springt damit also ins kalte Wasser.

Keine Geldsorgen mit dualem Studium

Lars Wrede (17) aus Treuchtlingen weiß noch nicht so genau, wo es hingehen soll nach dem Abitur. Deshalb schaut er sich in den Osterferien das Finanzamt an und ist derzeit zum viertägigen Schnupper-Praktikum in Gunzenhausen. Studieren möchte er auf jeden Fall, gerne auch dual. "Da hat man die Geldsorgen nicht so", sagt er.

27 Auszubildende sind momentan in Gunzenhausen am Finanzamt, zehn von ihnen stellen vor, wie die Ausbildung abläuft.

Da gibt es zum einen die zweite Qualifikationsebene, für die sich Interessenten mit einem mittleren Bildungsabschluss bewerben können, für die dritte Qualifikationsebene braucht man Abitur, denn diese Ausbildung ist als duales Studium angelegt. Wer fertig ist, darf sich Finanzwirt nennen, nach dem dualen Studium sogar Diplom-Finanzwirt.

LPA-Test muss bestanden werden

Grundsätzlich muss man, um den Einstieg zu schaffen, den LPA-Test, im Volksmund Beamtentest, bestehen. Ihn absolvieren alle, die eine Ausbildung in einer Behörde oder einem Amt anstreben. Das Ergebnis hier und die Noten in den Fächern Deutsch und Mathe sind ausschlaggebend für den Listenplatz. Wer gut abgeschnitten hat, muss dann noch im Auswahlgespräch überzeugen.

Heidi Hentschl und auch die Anwärter sehen in der Ausbildung in erster Linie positive Aspekte. "Wir haben eine richtig gute Ausbildung. So gut, dass leider auch manche Studenten danach in die freie Wirtschaft wechseln", sagt sie. Der Verdienst ist schon in der Ausbildung gut. In der zweiten Qualifikationsebene gibt es 1089 Euro, in der dritten Qualifikationsebene 1143 Euro brutto.

Übernahme ist sicher

Zudem gebe es Teilzeitmöglichkeiten. "Das ist für euch vielleicht noch nicht aktuell, aber wenn es an die Familienplanung geht, ist das sehr praktisch", wirbt Hentschl, die selbst Mutter ist.

Ist die Ausbildung erfolgreich beendet und sind alle Prüfungen bestanden, dann geht es an die Übernahme, und die ist sicher. Denn derzeit wird dringend Nachwuchs gebraucht, weil einige Finanzbeamte bald in Rente gehen.

Bewerber können übrigens bis zu 45 Jahre alt sein und so auch noch mal eine zweite Karriere starten.

Karriere auch nach der Elternzeit

Wie zum Beispiel Oksana Stumpe (41). Die Mutter von vier Kindern aus Büchelberg beginnt im September als Anwärterin am Gunzenhäuser Finanzamt. "Jetzt, wo meine Kinder aus dem Gröbsten raus sind, habe ich Zeit, das zu machen", sagt sie. Sie hat sich für die zweite Qualifikationsebene beworben und hat ursprünglich eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert, das Finanzamt hatte sie aber schon lange im Blick.

Bei einer Führung dürfen die Anwärter schließlich noch das Finanzamt kennen lernen und so ein bisschen Praxisluft schnuppern. Und die ist gar nicht so trocken, wie mancher vielleicht denkt.

Wer Finanzbeamter werden will, kann sich unter www.lpa.bayern.de informieren.

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