Genießen im Zeichen der Schnecke

24.9.2014, 02:00 Uhr
Genießen im Zeichen der Schnecke

© Jürgen Eisenbrand

Für Walburga Gentner vom gleichnamigen Gasthof in Spielberg ist das nichts Neues: Sie erhielt die Plakette bereits vor einem Jahr überreicht. Und dennoch freute sie sich bei der kleinen Zeremonie im „Haus Altmühlfranken“ der Gunzenhäuser Buchhandlung Schrenk sichtlich: „Diese Auszeichnung ist etwas Besonderes“, sagte sie, denn sie komme nicht von irgendwelchen anonymen Test-Essern, „sondern von den Gästen selbst“.

Die Küchenmeister Stefan Maurer (Landgasthaus „Zur Linde“ in Pleinfeld-Stirn), Sven-Wolfgang Glück (Hotel-Gasthof „Zur Sonne“ in Pappenheim) und Wolfgang Schramm (Landgasthof „Schäferhof“ in Enderndorf) dürfen sich die rote Schnecke zum ersten Mal ans Revers heften. Und auch sie sind stolz darauf, im neuen „Slow Food Genussführer 2015“ (erscheint am 29. September) als gute Adresse empfohlen zu werden: „Das ist sehr wichtig für uns“, erklären Maurer und Glück beinahe wortgleich. „Denn durch so etwas kommen Kunden gezielt zu uns, die uns sonst gar nicht finden würden.“

Die Kriterien für eine Auszeichnung durch Slow Food seien andere als bei den bekannten Gourmet-Führern wie Michelin oder Gault Millau, erklärt Dieter Popp, der die Regionalgruppe Altmühlfranken vor knapp zwei Jahren mitgegründet hat. „Wir gehen nicht nur in Spitzenlokale. Für uns geht regional vor international, handwerklich vor extravagant, bezahlbar vor hochpreisig.“

Wichtig sei für die Tester, die jedes empfohlene Lokal mindestens zweimal und immer in kleinen Gruppen testete, dass dort auf regionale fair gehandelte Produkte gesetzt und auf Fertigprodukte sowie auf Geschmacksverstärker verzichtet werde. Und bei dem, was auf dem Teller liege, seien der Geschmack, der Service und die Präsentation entscheidend. Benotet wird wie in der Schule, also von 1 bis 6, und wer im Durchschnitt schlechter als 2,0 abschneidet, hat keine Aussicht auf die begehrte Auszeichnung. Allerdings würden mit den „Durchgefallenen“ Gespräche geführt und die Gründe für das schlechte Abschneiden erläutert: „Denn wir wollen ja insgesamt mehr Bewusstsein für eine gute, frische Regionalküche schaffen“, sagt Popp.

Auf zwei Dinge legen er und seine Mitstreiter, darunter der Markt Berolzheimer Bio-Metzger Robert Prosiegel, besonderen Wert: „Die Betriebe können sich nicht bei uns bewerben“, sagt er, „sondern wir suchen die in Frage kommenden Gasthäuser aus und kommen unangemeldet“. Und, ganz wichtig: Man lasse sich nicht einladen. „Die Rechnung zahlen wir immer selbst.“

Fürs nächste Jahr haben die altmühlfränkischen Feinschmecker schon rund ein Dutzend weiterer Gasthäuser auf der Liste stehen, die sie einem Gaumen-Test unterziehen wollen. Und auch die jetzt Ausgezeichneten können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, denn, so Popp: „Die Restaurants müssen ihre Leistungen jedes Jahr neu bestätigen.“

Für die Küchenmeister Maurer und Glück ist die rote Schnecke jedenfalls schon jetzt Ansporn und Verpflichtung. Und sie ahnen, dass sie sich dadurch vielleicht auch etwas schwierigere Gäste ins Haus holen: „Das sind sicher Menschen, die mehr über ein Gericht und dessen Zubereitung wissen, die kritischer sind als andere“, sagt der Pappenheimer Glück. „Aber“, fügt sein Kollege aus Stirn hinzu: „Sie sind deshalb vielleicht auch bereit, für die gelieferte Qualität etwas mehr zu bezahlen.“

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