Glyphosat: Gunzenhausen verzichtet auf Anwendung

24.5.2018, 06:00 Uhr
Glyphosat: Gunzenhausen verzichtet auf Anwendung

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Auf dem Tisch lag als Erstes ein Antrag der Grünen, der sich gegen das umstrittene Herbizid Glyphosat richtet. Die generelle Forderung lautet: "Kein Einsatz von Glyphosat auf Flächen der Stadt". Der Ausschuss war sich direkt einig und sah es bereits als gegeben an, dass die Stadt bei allen von ihr selbst bewirtschafteten Flächen (etwa durch den Bauhof) auf Glyphosat verzichtet. "Auf unseren Flächen wird nichts eingesetzt, das ist Stand der Dinge", bekräftigte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz.

Was aber ist mit privaten Unternehmen, die im Auftrag der Stadt Grün-, Sport- und Verkehrsflächen pflegen? Die Stadträte kamen schnell darin überein, dass auch in diesen Fällen kein Einsatz von Glyphosat erfolgt. Dazu Stadtbaumeisterin Simone Teufel: "Wir setzen es auf unseren Flächen nicht ein, und die Firmen sollen es auch nicht tun." Das war ganz im Sinne von Helga Betz (Grüne). Sie fand es richtig, dass sich die Stadt eindeutig positioniert. Daniel Hinderks (SPD) erkannte einen Bewusstseinswandel bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.

Dr. Werner Winter (Freie Wähler) befand: "Wir handeln verantwortungsvoll." Im Übrigen sei vieles bereits gesetzlich geregelt, zum Beispiel, dass solche Mittel auf gepflasterten Flächen ausgeschlossen seien. Karl Gutmann (CSU) empfahl, die Landwirte nicht total zu verunglimpfen. Sie agierten mit Pflanzenschutzmitteln durchaus zurückhaltend und verwendeten sie nur, wo es unbedingt notwendig sei. Auch Werner Winter riet ergänzend dazu, die "Kirche im Dorf zu lassen". Wenn man solche Mittel einmal im Jahr einsetze, dann bleibe davon, so der Stand der Wissenschaft, nichts im Boden zurück.

Auch wenn die Grünen im Bauausschuss Zustimmung fanden, hatte zuvor der Grundstücksausschuss in einem bestimmten Punkt ein Ansinnen der Ökopartei abgelehnt. Die Pächter von städtischen landwirtschaftlichen Flächen werden bei neuen Verträgen oder der Verlängerung von Verträgen nicht dazu verpflichtet, vollständig auf glyphosathaltige Mittel zu verzichten.

Konzept für Blühflächen

Im Bauausschuss ging es noch um einen weiteren Antrag der Grünen. Darin werden Maßnahmen für mehr Insektenvielfalt gefordert und die zunehmende Vergiftung der Umwelt durch Insektengift angeprangert (wir berichteten). Dem soll entgegengesteuert werden, indem die Stadt bienen- und insektenfreundliche Blühflächen und Blühstreifen anlegt. Im Sinn haben die Grünen die Bereiche an Straßen, Fahrradwegen, Kreisverkehren, Ortseingängen und städtischen Gebäuden sowie ökologische Ausgleichsflächen. Einen weitgehend identischen Antrag hatten vor kurzem auch die Freien Wähler eingereicht. Die Stadtverwaltung hat bereits reagiert und solche Blühflächen in die Wege geleitet. Dazu soll mit den Gartenbauvereinen gesprochen und mithilfe eines Experten ein Konzept erstellt werden – darüber besteht politische Einigkeit, wenngleich die im Ausschuss geäußerten Stimmen vielfältig waren.

So hielt es Helga Betz für naheliegend, dass die Gartenbesitzer ein paar Quadratmeter opfern, damit dort eine Blühfläche eingerichtet werden kann. So könnten es auch die Landwirte am Rand der Äcker machen. Und die Stadt könne probeweise einen Teil ihrer großen Blumenkübel mit Wildkräutern bepflanzen. Manfred Pappler (CSU) erinnerte daran, dass vor 50 Jahren in ganz Franken Blumenwiesen etwas ganz Normales waren. "Von einer intakten, gesunden, ästhetischen Natur leben wir, auch als Tourismusort." Vertreter aus den Stadtteilen und der Politik sollten sich zusammensetzen und überlegen, welche Flächen nach und nach umgewandelt werden könnten. Der Bewusstseinswandel brauche einen klaren politischen Willen, befand Pappler. Karl Gutmann empfahl, mit kleineren Flächen zu beginnen und zu sehen, wie sie sich entwickelten. Es wäre nichts gewonnen, wenn die Grundstücksbesitzer nicht mitzögen und wie bisher oft zum Rasenmäher griffen. Werner Winter legte Wert darauf, dass das Thema alle angehe. Auch in der Kernstadt sollten Gruppen bereit sein mitzuhelfen.

Akezptanz erreichen

"Wir müssen den Bürgern erklären, worum es sich bei diesen Blühflächen handelt und was dahintersteckt", sagte Bürgermeister Fitz. In dieses Horn stieß auch die Stadtbaumeisterin: Man müsse die Akzeptanz der Bevölkerung erreichen. Eine Blühfläche sehe nun einmal nach einer gewissen Zeit nicht so aus, wie man sich seine grüne Umgebung gemeinhin vorstelle.

Ein Ärgernis sind für die Grünen außerdem Laubsauger. Diese zerhäckseln das Falllaub. Die Geräte sind laut, verschmutzen die Luft und bewirken ein "Massaker an Kerbtieren", wie es in ihrem Antrag weiter heißt. Solche Laubsauber sollen beim Bauhof ausgeschlossen sein, und die Bürger sollen aufgefordert werden, ebenfalls die Finger davon zu lassen. Für Helga Betz ist logisch, wie das richtige Verhalten aussieht: "Einfach das Laub in einer Ecke liegen lassen, ein Netz drüber spannen und so Lebensraum für Tiere schaffen. Und auch mal Altholz liegen lassen"

Der Bürgermeister stellte dazu fest, der Bauhof setze Laubbläser ein, wohlgemerkt keine Laubsauger, und so werde es auch bleiben.

Vom stellvertretenden Stadtbaumeister Thomas Hinterleitner kam dazu die Mitteilung, die Laubbläser ermöglichten ein schnelles und effektives Arbeiten. Einige Geräte seien bereits mit Akkus ausgestattet. Angesichts der beschränkten Kapazitäten des Bauhofs könne man bei kleineren Grünflächen wohl kaum das Laub liegen lassen und mit einem Netz sichern. Der Bauhof lege im Übrigen etwa im Spitalwald "Igelhotels" an, diese müssten allerdings beschriftet werden, damit die Spaziergänger Bescheid wüssten.

Der einstimmige Beschluss des Ausschusses lautet, die Bürger per offizieller Mitteilung anzuhalten, auf Laubsauger zu verzichten.

Für warmweiße LED

Das Thema Straßenbeleuchtung, hatten die Grünen ebenfalls angesprochen. Sie wünschen sich den Einsatz von warmweißen (gelben) LED-Lampen, denn von diesen würden Insekten viel weniger angezogen als von weißem Lampenlicht. Auch dieser Argumentation folgte der Bauausschuss. Künftig werden bei der Umrüstung von Leuchtmitteln nur noch warmweiße LED verwendet. Die Stadt ist bei der Abkehr von der konventionellen Beleuchtung schon weit fortgeschritten, ließ Bürgermeister Fitz wissen. Die neutralweißen LED-Lampen seien nah dran am warmweißen Licht.

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