Gnotzheimer Kinder bauten eigene Boote

2.8.2014, 08:00 Uhr
Gnotzheimer Kinder bauten eigene Boote

© Uli Gruber

Insgesamt „zimmerten“ die Gnotzheimer Schulkinder unter der Regie des in Nürnberg studierenden freischaffenden Künstlers Felix Boekamp  binnen zweier Tage vier funktionale und sehr ansehnliche Wasserfahrzeuge zusammen. „Flotte Lotte“ lautet der durchaus treffende Name für eines dieser „Boote“. Melina Eckert war richtig stolz darauf, dass ihr die lustige Bezeichnung eingefallen war. Mit großem Einsatz und jeder Menge Fantasie gingen aber auch ihre Mitschüler ans Werk.

Kein Wunder, dass sich Schulleiterin Ingrid Pappler über den außergewöhnlichen „Motivationsschub“ freute. Das Thema des Workshops (insgesamt 29 in ganz Mittelfranken) konnte sie selbst aussuchen. Eine gute Wahl, denn: „Arbeiten mit Hammer, Zollstab, Pinsel und Bohrmaschine entspricht auch meinem Naturell“, lässt die Rektorin wissen. Derlei Tugenden möchte sie auch ihren Kindern näher bringen. Mit der Umsetzung konnten also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. „Wir sind bereits zum sechsten Mal mit völlig unterschiedlichen Projekten dabei“, hob die engagierte Pädagogin ferner hervor.

Begeistert von der Idee und Ausführung war nicht zuletzt die Lehrerin der 3. Klasse, Nicole Reichert. Auch sie nahm aktiv am Geschehen teil und versäumte es nicht, ihre Schützlinge mit Tipps und „fachkundigen“ Ratschlägen zu unterstützen. Doch auch im „normalen Schulalltag“ werde in Gnotzheim großer Wert auf kreatives Wirken und Teamgeist gelegt, so ihr Hinweis. Genau darauf zielt auch die von der Bezirksregierung Mittelfranken in Auftrag gegebene und seit 2006 laufende Initiative „mischKultur...junge Vielfalt!“ ab.

Unter anderem geht es darum, mit gemeinsam erarbeiteten Projekten in vielfältigen Bereichen die sozialen, handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Der Faktor Spaß soll dabei keineswegs zu kurz kommen. Im Gegenteil: Nur mit dem sprichwörtlichen „guten Geist“ ist es möglich, an einem Strang zu ziehen und bemerkenswerte Leistungen zu erzielen. „Ein eigenes Boot bauen? Kein Problem!“ – Genau mit dieser Einstellung konnten auch die Gnotzheimer Nachwuchskünstler ihre Herausforderung bewältigen.

Und sie gaben sich wirklich Mühe. „Koordinator“ Felix Boekamp sowie die Verantwortlichen der Astrid-Lindgren-Schule hatten es geschafft, die jungen Handwerker entsprechend zu motivieren. Dabei ging es nicht vorrangig um Disziplin, Ordnung, Maßgenauigkeit und strenges Verteilen von Aufgaben. Nein, die Mädels und Burschen sollten ihre Vorstellungen einbringen. Und sie taten es mit Freude und „Know-how“. Individuelles Talent und Improvisationsgeschick waren ausdrücklich erwünscht, so Boe­kamp mit einem Augenzwinkern. Es wurde nach Herzenslust gebohrt, gesägt, bemalt, geklebt, gestaltet und in gedeihlicher Weise „diskutiert“. „Uns hat es super gut gefallen“ – die Bilanz der Kinder fiel eindeutig aus.

Die Spannung bei allen Beteiligten war enorm, als auf dem Löschweiher am Ortseingang der Marktgemeinde die „Jungfernfahrt“ der vier eher Flößen ähnelnden Boote bevorstand. „Sie schwimmen“, rief einer der „Erbauer“ höchst erstaunt – selbst mit Passagieren an Bord. Spontan spendeten die Anwesenden Applaus für den gelungenen Höhepunkt des Projekts. Bertram Höfer vom Bezirksjugendring war ebenfalls begeistert: „Klasse! So und nicht anders haben wir uns das vorgestellt“, fiel seine Bewertung höchst zufrieden aus.
Neben dem Flaggschiff „MS Astrid Lindgren“ erwiesen sich auch die Freibeuter der Meere „Rote Piraten“ und „Schwarzer Tod“ als unsinkbare Galeeren. Wagten sich die Kinder anfangs noch eher zögerlich auf den wackligen Untersatz, schwanden nach und nach fast alle Hemmungen, und der kleine Weiher geriet zur Spiel- und Freizeitoase der Extraklasse. Dazu hatte im erheblichen Maß auch Hausmeister Franz Stafflinger beigetragen, der den Traktor zum Transport steuerte und beim „Stapellauf“ unentbehrliche Hilfe leistete.

Die Ergebnisse aller Workshops werden bei der Abschlussveranstaltung „ABmischen!“ am 16. und 17. Oktober im Künstlerhaus im KunstKulturQuartier in Nürnberg vorgestellt. Auf der Bühne sorgen des Weiteren eigene Theaterstücke und Songs, Elemente der brasilianischen Kampfkunst „Capoeira“ sowie das Vortragen diverser Texte für Kurzweil und Unterhaltung. Zudem können in der Ausstellung alle entstandenen Filme, Bilder, Skulpturen und sonstigen „Kunstwerke“ bestaunt werden – voraussichtlich auch die stolze Gnotzheimer Armada.

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