Große Chancen: Abschied der Abiturienten in Gunzenhausen

29.6.2015, 06:00 Uhr
Große Chancen: Abschied der Abiturienten in Gunzenhausen

© Dressler

Die Ballteilnehmer erfuhren, dass vier Zwölftklässler aus gesundheitlichen Gründen nicht an allen Abschlussprüfungen teilnehmen konnten. Sie können dies Anfang Juli nachholen. Und dann gibt es auch die fünf Schüler, die durchs diesjährige Abitur rasselten. Sie müssen sich entscheiden, ob sie am Standort Gunzenhausen einen weiteren Versuch machen oder andere Wege einschlagen.

Damit zurück zu den 92, die es bereits geschafft haben. Ihnen stehen nun so gut wie alle Wege offen, wie die Redner unisono betonten. Nach Einschätzung von SMG-Chefin Susanne Weigel streben die meisten in Richtung Universität, und davon haben viele ein naturwissenschaftlich-mathematisches Studienfach im Sinn. Andere liebäugeln mit einem Dualen Studium, und die Fraktion derjenigen, die erst einmal im Aus- oder Inland Lebenserfahrung bei einer praktischen Tätigkeit sammeln wollen, ist auch nicht zu verachten. Hinzu kommen diejenigen, die noch keinen blassen Dunst haben, was sie machen sollen und wollen. In dieser Hinsicht ist der 2015er-Jahrgang ganz normal.

Bemerkenswert war das aufwendige und ausgereifte Drumherum beim Ball, der unter dem Motto „Primetime 20.15  – Abi zur besten Sendezeit“ stand. Der feierliche Einzug der Absolventen, garniert mit einer Tanzeinlage, war wirklich eine Augenweide. Kleine TV-Trailer gaben die weitere Richtung des Programms vor. Da wurde in Form von Fernsehnachrichten an die Anfänge am SMG erinnert und die Überreichung der Abiturzeugnisse mit der Oscar-Verleihung gleichgesetzt.

Ganz groß heraus kam „Oberstufenmutti“ Christine Höller. Sie hatte den Abiturienten ein launiges Interview gegeben, das nun zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Außerdem zierte sie das Cover der Abizeitung. Zum Drumherum gehörten auch diesmal die schicken Kleider und Frisuren der weiblichen Absolventen sowie die vielen Fotos, die vor und während des langen Abends gemacht wurden. Diesen hatte Fotomeister Harald Braun eingeleitet, als er das obligatorische Gruppenbild machte. Alles klappte, das Bild war im Kasten, und doch war das nicht genug: Eine fehlte noch und sollte sich unbedingt in die muntere Schar einreihen. Es war Christine Höller, die mit viel Beifall von „ihren“ Schützlingen begrüßt wurde.

Zur Zeugnisvergabe gehörten auch diesmal nicht nur anerkennende Worte der Schulleiterin, sondern auch die Gratulation durch den Elternbeirat. Er hatte wieder Rosen für jeden Absolventen dabei – ein schönes Ritual. Vor und nach den offiziellen Teilen wusste die Big Band der Schule zu gefallen.
Susanne Weigel ging in ihrer Rede auf die letzten acht (oder mehr) Jahre ein und hob hervor, dass die jetzigen Abiturienten durch die Schule geprägt wurden. Sie hätten Freude gefunden und Gemeinschaftsgeist erlebt. Vor allem hätten sie eine hervorragende Bildung genossen. Die Lehrer hätten es geschafft, den Schülern Werte als verlässliche Größen für den weiteren Lebensweg zu vermitteln. Weigel riet dazu, die enormen Chancen zu erkennen und zu nutzen. Dabei sollten menschliche Beziehungen, „die Euch guttun“, nicht auf der Strecke bleiben. Auch gelte es, die Welt differenziert zu betrachten und nicht vorschnell Likes und Dislikes zu vergeben. Vor allem sollten sich die Abiturienten als Zöglinge der Digitalisierung und der sozialen Netzwerke fragen, wie sie es mit dem Verhältnis von Privatsphäre, Öffentlichkeit und Demokratie halten wollten. Wie sei Freiheit zu definieren, wenn man erlebe, wie sorglos die Nutzer von Facebook & Co jeden Tag agierten?

Stellvertretender Landrat Robert Westphal richtete an die jungen Zuhörer die Aufforderung, einen ganz persönlichen Lebensweg einzuschlagen, auch wenn dieser kurvig, hindernisreich, lang und steil sein sollte. Die Abiturienten hätten es in der Hand, selbst dafür zu sorgen, dass dieser Weg vielfältig und interessant verlaufe – nach einem prägenden und kräftezehrenden Lebensabschnitt am Gymnasium. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz formulierte es ähnlich. Jetzt sei die Gelegenheit da, zu neuen Ufern aufzubrechen. „Folgen Sie dem, wozu Sie eine Neigung verspüren.“ Als Bürgermeister sehe er mit einem weinenden Auge, dass nun die meisten Abiturienten die Heimat verlassen. Er könne nur hoffen und appellieren, dass viele wieder zurückkehren und qualifizierte Arbeitsplätze finden. Für den Elternbeirat sagte Dr. Kurt Schubert, das Abitur sei nur eine Zwischenstation. Freie Wirtschaft wie Staat bräuchten die Absolventen, das zeige die demografische Entwicklung: „Ihr werdet händeringend gesucht und gebraucht werden.“  SMG-Vize Josef Rei hatte in der Begrüßung das Bild vom „sicheren Boot“ bemüht, das die Absolventen nun verlassen. Mit Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten könnten sie die künftigen Herausforderungen meistern.

Für die Absolventen blickten Stella Popp und David Amiri auf die Zeit am Gymnasium zurück und dankten für vielfältige Hilfe und Unterstützung. Der Dank an die Kursleiter und ein selbstgedrehter Film beschlossen den Abiball 2015.
Das Leben hat aber nicht nur Freude und Jubel  parat, das hatte der aktuelle Abschlussjahrgang bereits vor Jahren schmerzhaft erfahren müssen. Die ehemalige Mitschülerin Yessica Schmidt war nicht dabei, das Abitur blieb ihr verwehrt, sie starb an einer heftigen, plötzlich auftretenden Krankheit. „Leider ist sie nicht mehr bei uns. Sie hätte gerne mit Euch gefeiert“, sagte Susanne Weigel. Als ganz zum Schluss, um Mitternacht, vor der Halle Luftballons in den Himmel stiegen, galten die daran befestigten Wünsche nicht zuletzt Yessica Schmidt.

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