Grüne in Weißenburg-Gunzenhausen suchen Vorsitzenden

20.12.2014, 07:00 Uhr
Grüne in Weißenburg-Gunzenhausen suchen Vorsitzenden

© Erich Neidhardt

Auf der jüngsten Mitgliederversammlung im Gunzenhäuser Hotel „Krone“ stellte sich mit Thomas Kestler aus Bubenheim zwar ein Kandidat für diesen Posten zur Wahl, konnte aber nicht die benötigte Zahl an Stimmen auf sich vereinen.

Die Ursache für das Scheitern des Bubenheimer Politikwissenschaftlers mag darin liegen, dass seine Meinung zu bestimmten politischen Themen nicht immer dem Partei-Mainstream entspricht. So fuhr er etwa bei der der Wahl vorgeschalteten Debatte über einen Beitritt der Kreis-Grünen zum Landkreisbündnis gegen die trans­atlantischen Freihandelsabkommen TTIP, TISA und CETA eine durchaus nicht parteikonforme Linie. Während die übrigen der insgesamt 13 Versammlungsteilnehmer die Freihandelsabkommen und allen voran TTIP äußerst kritisch beurteilen, kann Kestler auch Chancen, insbesondere für den Wirtschaftsstandort Deutschland, erkennen und wünscht sich daher einen differenzierten Umgang mit dem brisanten Thema.

Kestler bestritt nicht, dass es negative Aspekte am TTIP gibt. Allerdings existierten auch vielversprechende Ansätze. Eine vernünftige Position wäre für ihn, sich das Verfahren genau anzusehen und erst einmal abzuwarten. Es sei ja noch nichts entschieden.

Kestler hat zum Thema TTIP bereits bei anderen Gelegenheiten Stellung bezogen, was teilweise für Irritation sorgte („Als Grüner muss man da doch dagegen sein“). Er hält die gegenwärtig geführten Debatten für „völlig überzogen“, machte aus seiner Meinung auch auf der Kreisversammlung bei der mehr als einstündigen Aussprache über das Thema keinen Hehl und stand letztlich bei der Abstimmung allein da. Gegen seine Stimme votierten die Versammlungsteilnehmer dafür, dass die Kreis-Grünen dem Bündnis gegen die Freihandelsabkommen beitreten werden. Kreisverbandsvorsitzender Achim Schubarth (Treuchtlingen) sieht hierin ein gutes Forum, um den Prozess kritisch zu begleiten.

Keine Veränderungen an der Spitze des Kreisverbands brachten die Wahlen. Vorstandssprecher Schubarth wiederholte bei dem Treffen seine bereits im vergangenen Februar geäußerte Ankündigung, für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Er bekleidet dieses seit Mai nur noch kommissarisch. Der Treuchtlinger, der im neuen Kreistag die Position des Fraktionssprechers der Grünen innehat, will sich vermehrt auf die Kreispolitik konzentrieren und daher mit Ablauf dieses Jahres seinen Posten als Kreisvorsitzender abgeben. Diesen hatte er mehr als sieben Jahre lang inne.

In der Jahreshauptversammlung im Mai hatte sich kein Kandidat für seine Nachfolge gefunden. Dies war nun anders. Mit Thomas Kestler stand ein Bewerber bereit. Kestler gab zu, bisher nicht immer auf der „perfekt grünen Linie“ argumentiert zu haben. Er sicherte aber zu, sich angesichts der Verantwortung gegenüber den Wählern „auf tragfähigem Eis zu bewegen“. Kestler kündigte an, er wolle Konflikte vermeiden und sein Amt nicht dazu benutzen, seine Positionen nach außen zu tragen. Es müssten die Positionen des Kreisverbands sein, die öffentlich verkündet würden. Dem Landkreisbündnis gegen die transatlantischen Freihandelsabkommen wolle er lieber fernbleiben. Hier sollen Leute hingehen, die mehr dahinterstehen. „Aber dafür gibt es ja die Arbeitsteilung“, merkte der Bubenheimer an. Auf diesem Gebiet könne man sich sicher verständigen.

Bei der Wahl konnte sich der Politikwissenschaftler schließlich nicht durchsetzen. Nur sechs Versammlungsteilnehmer hätten ihn gern als neuen Vorsitzenden gehabt. Damit fehlte eine Stimme, um das Amt übernehmen zu können. Drei Versammlungsteilnehmer votierten mit Nein und vier enthielten sich.

Renate Peiffer (Muhr am See), wie der auf eigenen Wunsch ausscheidende Achim Schubarth Vorstandssprecherin im Kreisverband, wird nun bis zur nächsten Hauptversammlung allein an der Spitze des Grünen-Kreisverbands mit seinen 44 Mitgliedern agieren. Da sie ebenfalls aufhören will, muss auch ihr Posten bei dem Treffen, das voraussichtlich im Februar oder März stattfinden wird, neu besetzt werden. Wie bei der Versammlung in der „Krone“ deutlich wurde, gibt es bereits eine aussichtsreiche Kandidatin für den Frauenplatz an der Vorstandsspitze.

Achim Schubarth will sich nicht gänzlich aus der Kreisverbandsarbeit zurückziehen. Er versicherte, immer noch mitzuhelfen, wolle aber nicht mehr eigenverantwortlich zuständig sein. Mit Applaus dankten ihm die Anwesenden für seinen bisherigen Einsatz.

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