Grüne nominieren in Gunzenhausen

18.12.2017, 06:15 Uhr
Grüne nominieren in Gunzenhausen

© Marianne Natalis

Wer leitet die Wahl, wer darf abstimmen, wer darf sich zur Wahl stellen, worüber muss die Versammlung aufgeklärt werden – es war so einiges, was Oliver Rühl abklären musste, bevor sich die Kandidaten vor- und zur Wahl stellen konnten. Sich hier an das vorgegebene Prozedere zu halten, darauf wies der Ansbacher Kreisvorsitzende mehrfach hin, sei einfach notwendig, damit die Nominierung nicht im Nachhinein angefochten werden könne.

Zunächst stand im Gunzenhäuser Gasthaus "Fränkische Weinstube" die Nominierung des Direktkandidaten für den Landtag auf der Tagesordnung. Einziger Kandidat für diesen arbeitsreichen Job war Winfried Kucher, der sich seinen Parteikollegen in den ihm vorgegebenen sieben Minuten vorstellte. Der Ingenieur für Kunststofftechnik lebt seit 27 Jahren in Weißenburg, arbeitete zunächst bei Schwan Stabilo und mittlerweile seit 14 Jahren für Staedtler und war dort nach eigenen Worten in einem "Dornröschenschlaf" versunken, aus dem er erst 2011 aufwachte. Damals wurde in der Großen Kreisstadt die Umgestaltung des Marktplatzes diskutiert. Wenig begeistert von den Plänen initiierte Kucher ein Bürgerbegehren in dieser Sache. Dass ein Bürgerentscheid durchgeführt wurde, war schon ein Erfolg, brachte aber keine Mehrheit für seine Ideen. Aber er rief immerhin die Ökopartei auf den Plan.

Die Grünen klopften anschließend bei dem heute 64-Jährigen an mit der Frage, ob er als Listenkandidat für die Kommunalwahl zur Verfügung stünde. Er tat nicht nur das, sondern trat, gemäß seinem Motto "ganz oder gar nicht" auch der Partei bei. Schon 2014 wählten ihn die Weißenburger Grünen zu ihrem Ortsvorsitzenden und nun geht der Familienvater mit seiner Kandidatur für den Landtag noch einen Schritt weiter. Sein Hauptanliegen dabei ist es, die Umwelt zu schützen und zu erhalten, damit nicht nur seine zwei Kinder noch eine lebenswerte Welt vorfinden.

Keine Berührungsänste

Wissend um seine sehr geringen Chancen, tatsächlich in den Landtag einzuziehen, will Kucher vor allem grüne Themen unter die Leute bringen und die absolute Mehrheit der CSU im Landtag verhindern. Wobei er keine Berührungsängste hat: Eine Koalition mit den Christsozialen ist für Kucher kein Tabu, wenn damit ökologische Vorhaben realisiert werden können. Der Schutz von Klima, Arten und Natur steht dabei ganz oben auf der Liste, aber auch erneuerbare Energien nennt Kucher. Mit Biogas, gibt der Kandidat offen zu, hat er allerdings "gewisse Probleme", da die um sich greifende "Maismonokultur" seinen Vorstellungen von Landwirtschaft konträr entgegensteht.

Nachdem sich die 15 stimmberechtigten Mitglieder geschlossen für Kucher ausgesprochen hatten, galt es, einen Listenkandidaten zu finden. Die eigentliche Aufstellungsversammlung geht zwar erst im Januar in Nürnberg über die Bühne, die hiesigen Grünen wollen ihrem Bewerber aber ein klares Votum mit auf den Weg geben. Und das erhielt Achim Schubarth, obwohl er mit Werner Schmidt sogar einen Gegenkandidaten hatte. Der Grüne aus Zirndorf hat allerdings gegen "Lokalmatador" Schubarth keine Chance, erhielt aber immerhin drei Stimmen. Schubarth gehört den Grünen seit 1983 an, und es gibt nach seinen Worten eigentlich kaum ein Amt, das er in dieser Zeit nicht inne hatte. Aktuell sitzt er im Kreistag und führt die sechsköpfige Fraktion als deren Sprecher an. Der Treuchtlinger sieht in Altmühlfranken ein "große grünes Potential", aus diesem gelte es, bei der Landtagswahl zu schöpfen. Mit bekannten Namen auf der Liste sollen die Menschen dazu gebracht werden, auch mit ihrer Zweitstimme auf die Ökopartei zu setzen.

Für den Bezirkstag stellten sich mit Sven Höfler aus Merkendorf und Carl-Alexander Mavridis aus Weidenbach zwei Bewerber für die Direktkandidatur vor. Auch hier gab es eine deutlicher Mehrheit und zwar für Sven Höfler (13 Stimmen). Der 45-Jährige gehört der Ökopartei seit 2013 an und gründete 2014 zusammen mit Anja Völkel den Merkendorfer Ortsverband, teilt sich mit der 40-Jährigen auch das Amt des Ortssprechers und gehört seit 2016 dem Kreisvorstand als Beisitzer an. Als gelernter Heilerziehungspfleger, der seit fast 20 Jahren im Bezirksklinikum Ansbach tätig ist, sind Gesundheit und Pflege seine Hauptthemen. Aktiv möchte Höfler im Bezirkstag den Pflegenotstand bekämpfen, den er tagtäglich an der Basis erlebt. Will man verhindern, dass der eigentlich vorhandene Nachwuchs nicht bereits nach wenigen Jahren dem Beruf ausgebrannt den Rücken kehrt – wie es nach seinen Worten zur Zeit an der Tagesordnung ist – müsse der Personalschlüssel deutlich verändert werden.

Auch als möglicher Listenkandidat konnte sich Mavridis, der in Weidenbach für die Liste Weidenbach-Triesdorf im Gemeinderat sitzt, nicht durchsetzen, hier gab die Versammlung Anja Völkel das Votum. Die

berufstätige Mutter bezeichnet sich selbst als "Otto Normalverbraucherin" und will entsprechend bodenständige Politik machen. Tatsächlich nominiert werden aber auch die Kandidaten für die Bezirkstagswahl bei einer eigenen Versammlung in Nürnberg.

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