Gunzenhausen: Algen trüben Bilanz am Altmühlsee

23.9.2016, 07:15 Uhr
Gunzenhausen: Algen trüben Bilanz am Altmühlsee

© Wolfgang Dressler

Die Verbandsräte von Bezirk, Landkreisen und Kommunen hörten zunächst eine günstige Bewertung von ZVA-Geschäftsführer Daniel Burmann. Die Gastronomie am See habe gute Umsätze gemacht. Es habe durchaus erfreuliche Einnahmen für den Zweckverband aus den Parkgebühren und den Land- und Wasserliegeplätzen der Segelboote gegeben, wenngleich man sagen müsse, dass die Parkgebühren unter dem Betrag von 2015 lägen – offensichtlich wegen der Wasserqualität in diesem Sommer. Burmann berichtete weiter, auch die Schifffahrt werde wieder gut angenommen. Die Veranstaltungen des Zweckverbands und der Gastronomie hätten nicht besser laufen können, das Wetter habe jedesmal mitgespielt, man habe Rekordbesuche registriert. Das Wetter insgesamt sei im Juli und August gut gewesen, den Juni als Ausreißermonat habe man wettmachen können.

Burmann verschloss aber nicht die Augen vor der Blaualgenplage mit den zeitweisen Badewarnungen. Der optische Eindruck des Sees sei ab Ende Juli schlecht gewesen. Man habe an einigen Stellen geradezu auf eine „grüne Masse“ schauen müssen, auch die Geruchsbelästigung sei nicht von der Hand zu weisen. Es bleibe die Sorge, dass sich dieser Umstand negativ auf die nächste Fremdenverkehrssaison auswirken könne.

Der ZVA-Vorsitzende und Gunzenhäuser Bürgermeister Karl-Heinz Fitz kam zu dem Schluss, dass die Saison — die ja auch noch nicht vorüber sei — als „ganz ordentlich“ gewertet werden könne. Beispielsweise sei das neu verpachtete Lokal in Gern (Biergarten an der Insel) eine Erfolgsgeschichte. Auch der Erlebnisspielplatz am Walder Ufer mit „Zanzibar“ erweise sich weiterhin als Attraktion. Im gleichen Atemzug erwähnte Fitz jedoch das Problem der Wasserqualität durch die zunehmenden Blaualgen. Hier habe es vonseiten der Gäste Nachfragen und Kritik gegeben. 2016 sei in dieser Hinsicht schwierig gewesen, nach durchweg guter Wasserqualität in den Jahren zuvor. Fitz sicherte zu, mit diesem unliebsamen Thema auch künftig offen umzugehen, einschließlich der notwendigen Kooperation mit dem Gesundheitsamt des Landratsamts, das Badewarnungen ausspricht.

Nicht so heftig wie 2008

Gunzenhausen: Algen trüben Bilanz am Altmühlsee

© Werner Falk

In der ZVA-Versammlung entspann sich eine muntere Diskussion, die in der Sache allerdings keine neuen Erkenntnisse brachte. Zuständig für den See ist der Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Dessen Chef Thomas Keller wurde in diesem Sommer auch persönlich wegen der Algenplage angesprochen. Doch nicht nur am Altmühlsee, sondern auch in Nordrhein-Westfalen und an der Ostsee habe man heuer mit diesem Phänomen kämpfen müssen. Es liege an der Witterung und am Nährstoffeintrag, ob und wann die Cyanobakterien in einem See die Oberhand gewännen. Wobei der genaue Auslöser, warum sich die Blaualgen manchmal so stark ausbreiten, noch nicht erforscht sei. Die Situation am Altmühlsee sei heuer nicht so heftig gewesen wie 2008, als man mit Badeverboten reagieren musste. Noch etwas sei heuer hinzugekommen: Die Situation habe sich fast täglich verändert. Wo morgens viele Algen zu sehen waren, sei abends kaum noch etwas zu erkennen gewesen. Die aktuelle Überwachung sei richtig, betonte Keller.

Es gebe keinen anderen Weg, als weiterhin konsequent die eingeleiteten Verbesserungen voranzutreiben. Das Ziel laute zum einen, den Nährstoffeintrag aus der Fläche zu verringern. Zum anderen seien die Kläranlagen an der oberen Altmühl nachgerüstet worden. Es gelte zudem, Uferstreifen an den Gewässern einzurichten. Die Landwirte müssten motiviert werden, ihrerseits in dieser Richtung tätig zu werden. Was getan werden könne, müsse gemacht werden, befand Keller. Dazu zähle auch die Entnahme von Sedimenten aus dem Altmühlsee. Diese Aufgabe gehe man massiv und langfristig an. Gerade diese Sedimente gäben viele Nährstoffe ab.

Doch stoße man bei allen Bemühungen irgendwann an Grenzen. „Wir haben immer Algen im See“, sagte der Baudirektor. Zu den Faktoren, die hier eine Rolle spielten, zähle auch, ob der Winter zuvor hart war oder mild ausfiel. Jedenfalls könne man bei den hiesigen Voraussetzungen das Problem nur mildern. Kristallklare Gewässer wie in Oberbayern seien hier nicht möglich. Keller warf auch einen Blick auf den Kleinen Brombachsee. Dieser habe einmal in diesem Sommer sehr schlecht ausgeschaut, dann habe sich die Algenbelastung wieder normalisiert.

Warnung und Verbot

Landrat Gerhard Wägemann ist Vorsitzender des Zweckverbands Brombachsee (ZVB). Ihm ist klar, dass Badewarnungen, die ausgesprochen und dann wieder aufgehoben werden, in der Öffentlichkeit Wirkung zeigen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute Warnungen und Verbote in einen Topf schmeißen. Dazu müsse man wissen, dass ein gesunder Mensch auch bei einer Badewarnung den Aufenthalt im See problemlos verkrafte.

Bezirksrat Alexander Küßwetter ergänzte, zur Algenbildung trügen viele Faktoren bei. Er habe zuweilen den Eindruck, dass letztlich niemand genau Bescheid wisse, warum die Algen manchmal massenhaft auftreten.

Der Ansbacher Kreisrat Anton Seitz wollte wissen, ob auch die Vögel auf der Vogelinsel und die Graugänse rund um den See zur Nährstoffbelastung beitragen. Das tun sie, aber nur in geringem Umfang, war die Antwort von Thomas Keller. Dazu lägen genaue Untersuchungen vor.

Zum Schluss brach Landrat Wägemann noch eine Lanze für das Fränkische Seenland allgemein. Als passionierter Wohnmobilist hat er im August in Rheinland-Pfalz an Rhein und Mosel und in der Pfalz Urlaub gemacht. Seine Erfahrung: „Alle kochen nur mit Wasser.“ Die Mosel habe ihm gut gefallen, am Rhein müsse man dagegen eine geöffnete Bäckerei geradezu suchen. Hier im Seenland brauche man sich wirklich nicht zu verstecken angesichts einer tollen Gegend und einem tollen Angebot. Wägemann: „Wir sind gut aufgestellt.“

Der Erfolg kann manchmal sogar zu groß sein. In Gern ist das Lokal am See manchmal so gut besucht, dass die Verbindungsstraße nach Ornbau (verbotswidrig) zugeparkt und ein Begegnungsverkehr nicht mehr möglich ist, berichtete Bürgermeister Heinz Baum. Vielleicht könne man für 2017 an mehr Parkmöglichkeiten denken. Jedenfalls habe man in Gern im Zuleiter keine Blaualgen, „das zieht Besucher an“.

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