Gunzenhausen: Attraktive Spielzeit in der Stadthalle

6.8.2016, 17:25 Uhr
Gunzenhausen: Attraktive Spielzeit in der Stadthalle

© Veranstalter

Für 65 000 Euro durfte sie „Theater einkaufen“, so groß ist der vom Stadtrat genehmigte Etat. Dafür bekam sie fünf Stücke fürs Abonnement, drei „Besondere Gastspiele“, zwei Kindertheaterstücke und eine Sondervorstellung „nicht nur für Schulklassen“, wie es im Programmheft heißt. Eine Chance, diese Ausgaben über Eintrittsgelder wieder einzunehmen, hat sie nicht: 300 Abonnenten, etwa 100 „Stammzuschauer“ und ein paar Dutzend weitere Besucher werden wohl auch diesmal nicht mehr als etwa ein Drittel der Kosten wieder einspielen. „Die Stadt ist mit etwa 40 000 bis 50 000 Euro dabei“, räumt Fitz ein. Stellt aber auch unmissverständlich fest: „Das ist es uns wert.“

Das größte Loch in Stieglitz’ Etat reißt die Bühnenfassung des Weltbestellers „Die Päpstin“ von Donna W. Cross. Rund 11 000 Euro kostet das Gastspiel der Truppe „Theaterlust“, wofür die Fans der mittelalterlichen Heldin mit Anja Klawun ein TV-bekanntes Gesicht in der Titelrolle sehen werden. „Die Schauspieler agieren mit unglaublicher Spielfreude und Ausdruckskraft, allen voran Anja Klawun. Die Zuschauer feierten die Inszenierung nach fast drei Stunden mit frenetischem Applaus und Standing Ovations“, jubelte die „Lingener Tagespost“ über das Stück, das in Gunzenhausen am Samstag, 10. Dezember, zu sehen ist.

Los geht’s mit den fünf samstäglichen Abo-Stücken freilich schon am 15. Oktober, wenn Schüler und Eltern der Klasse 4b einhellig befinden: „Frau Müller muss weg!“ Was auf der Kinoleinwand über eine Million Zuschauer prächtig amüsierte, bringt Erfolgsregisseur Kay Neumann auf die Bühne der Stadthalle. In der Titelrolle der von überehrgeizigen Eltern zum Abschuss freigegebenen Lehrerin: die renommierte Theater- und Fernseh-Schauspielerin Claudia Rieschel („Deutsches Theater München, „Traumschiff“, Tatort“).

Gunzenhausen: Attraktive Spielzeit in der Stadthalle

Der vielleicht größte Star der Saison 2016/2017 kommt am 5. November in die Altmühlstadt: Grimme-Preisträger Martin Lindow in der Titelrolle der Komödie „Der letzte der feurigen Liebhaber“. Lindow („Polizeiruf 110“, „Tatort“ „Der Fahnder“) verkörpert darin Barney Cashman, seit 23 Jahren mit seiner Highschool-Liebe Helma verheiratet — und ansonsten frei von jeglicher erotischen Erfahrung. Jetzt, mit 47, findet Barney, das müsse sich unbedingt ändern: Eine Affäre muss her — doch die drei in Frage kommenden Damen erweisen sich, gelinde gesagt, als schwierig. Ein Stück von Komödien-Großmeister Neil Simon („Ein seltsames Paar“, „Barfuß im Park“) — die Zuschauer dürfen intelligente Unterhaltung auf hohem schauspielerischem Niveau erwarten.

Im Visier der Nazis

Wesentlich ernster wird es am 25. Februar werden: bei der Bühnenfassung von Hans Falladas Meisterwerk „Jeder stirbt für sich allein“. Helena Büttner und Peter Bause, beide etablierte Bühnen- und TV-Schauspieler, spielen das Berliner Arbeiter-Ehepaar Anna und Otto Quangel, die während der NS-Zeit regimekritische Postkarten und Flugzettel verteilen — und in Visier der Nazis geraten. Fallada schrieb seinen 700-Seiten-Roman, der auf einem realen Fall beruht, 1946, als er in der Berliner Charité wegen eines Nervenleidens behandelt wurde.

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© Fotos: Veranstalter

Wenige Monate später starb er. Erst vor wenigen Jahren wurde das Werk in neuer Übersetzung zu einem internationalen Bestseller, und auch mit seinem zweiten großen Roman, „Kleiner Mann, was nun?“, ist Fallada derzeit in der Bestsellerliste des „Spiegel“ vertreten. „Ein anspruchsvolles Stück und ein anspruchsvolles Thema“, sagt Astrid Stieglitz. „Und eines, das immer aktuell ist.“

Zum Abschluss der Abo-Serie gibt es erstmals seit Jahren in der Stadthalle wieder einen Krimi zu sehen — aber beileibe nicht irgendeinen: „Cocktail für eine Leiche“ heißt es am 25. März, ein Kult-Stück, das Regisseur Alfred Hitchcock 1948 mit James Stewart, einem seinem Lieblingsschauspieler, verfilmte. Zwei Studenten planen darin den perfekten Mord; sie strangulieren einen Kommilitonen, verstecken seine Leiche in ihrem Appartment — und geben dort am selben Abend eine Party, zu der sie unter anderem die Freundin und einen Freund des Opfers einladen.

Unter dem Markenzeichen „Besonderes Gastspiel“ gastiert am 19. November die kubanische Musik- und Tanzshow „Pasión de Buena Vista“, die, wie der Name schon andeutet, „auf die Tradition des berühmten ,Buena Vista Social Club’ gründet, so Stieglitz. Sie verspricht ein „opulentes Bühnenbild und eine mitreißende Show“, die andernorts „tolle Kritiken bekommen“ habe. Sie sei durchaus ein wenig „stolz, dass wir die nach Gunzenhausen bekommen haben“.

Gunzenhausen: Attraktive Spielzeit in der Stadthalle

Ein „Heimspiel“ haben am 11. Februar 2017 die fünf Vokalartisten von „Viva Voce“, die einst allesamt beim Windsbacher Knabenchor „gelernt“ haben und noch immer in Ansbach zuhause sind. „Das ist das Feinste, was es in dieser Richtung derzeit gibt“, schwärmte Stadt-Pressesprecherin Ingeborg Herrmann bei der Programm-Präsentation. Und verriet, dass der Vorverkauf für die A-Capella-Stars — wie auch der für die „Buena Vista“-Show — „gut läuft“.

„Geniale Verbindung“

Einen zweiten Versuch in der Stadthalle wagen am 11. März die Show-Pianisten „David & Götz“. Zwar sei ihr erster Auftritt dort „leider nicht so gut besucht gewesen“, räumt Astrid Stieglitz ein: „Aber die, die dort waren, waren begeistert.“ Der Kritiker des Altmühl-Boten jedenfalls war hin und weg: „Die geniale Verbindung von höchster künstlerischer Klasse und einer lockeren, gewitzten Performance zog alle in ihren Bann. Da stimmte einfach alles.“

Das Kindertheater wartet heuer mit zwei echten Klassikern auf, die beide als Disney-Trickfilme zu absoluten Welterfolgen wurden: „Bambi“ (am Donnerstag, 1. Dezember, 15 Uhr) und „Das Dschungelbuch“ (Donnerstag, 16. März 2017, 15 Uhr). Während die Geschichte von Mogli und Balu, dem Bären, bekanntermaßen mit einem Happy End für glückliche Gesichter sorgt, hat der Tod der Mutter von Rehkitz „Bambi“ im Kino Generationen von Kindern in Tränen ausbrechen lassen. Für die Gunzenhäuser Bühnenfassung geben die Programmacher vorsorglich Entwarnung für alle besorgten Mütter: Dank einer List der drei Freunde Bambi, Harry Hase und Waldemar Wildschwein kommt Mutter Reh mit dem Leben davon.

Weinende Kinder würden ja auch wirklich nicht zu einer Jubiläums-Theatersaison passen...

 

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