Gunzenhausen: Auf "Reutberg II" soll "Oberer Reutberg" folgen

14.11.2017, 18:08 Uhr
Gunzenhausen: Auf

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Das Thema hatte im Vorfeld Wellen geschlagen. Da geht es zum einen um das mögliche Aus für den Bolzplatz. Dazu wurden zwei Tage vor der Sitzung im Reutberg Unterschriften gesammelt, mit denen sich die Bürger für den Fortbestand des Bolzplatzes aussprechen konnten.

Zum anderen steht die Frage der Erschließung des künftigen Wohngebiets "Oberer Reutberg" im Raum. Hier besteht die Möglichkeit, dass die Stadt die Baulücke am Wendehammer der Fasanenstraße verwenden könnte. Deshalb regt sich bereits Widerstand. Ein Anwohner hat einen Brief ans Rathaus gerichtet und kritisiert, dass nun so plötzlich vom seinerzeitigen Bebauungsplan "eklatant" abgewichen werden solle. Der Bürger befürchtet für die Anwohner Lärm durch Verkehr und durch den Bau von Häusern, außerdem Straßenschäden. Warum erfolge die Erschließung nicht über die Straße Gunzenhausen-Oberasbach? Bei einer Zufahrt über die Fasanenstraße würde die Lebens- und Wohnqualität der vielen bereits hier wohnenden Menschen "erheblich reduziert" werden. Auf diese Weise würden viele Bürger vor den Kopf gestoßen werden.

Die Sitzung des Bauausschusses zeigte, dass der "Obere Reutberg" durchaus auf großes Interesse stößt — und noch gar nichts entschieden ist. Es wurde in sehr sachlicher Weise informiert und diskutiert. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz wies auf die allgemein hohe Nachfrage nach Wohnbauflächen im Stadtgebiet hin. Das Baugebiet "Sonnenwiese" in Frickenfelden sei 50 Parzellen groß. Vier davon behalte die Stadt in Reserve wegen einer möglichen Erweiterung der Kindertagesstätte. Folglich stünden 46 Plätze zum Verkauf, und davon seien 30 in drei Monaten an Bauwillige verkauft worden.

Die Stadt müsse überlegen und ausloten, wo sie weitere Flächen zur Verfügung stellen wolle und könne. Und genau das sei gar nicht so einfach, weil viele Flächen in Privatbesitz gar nicht von der Stadt erworben werden könnten oder die Preisvorstellungen der Besitzer einfach nicht akzeptabel seien. Folglich trage man sich mit dem Gedanken, ein neues Baugebiet auf eigener, städtischer Fläche am Rande des "Reutberg II" auszuweisen. In diese Richtung hätten auch die Gedanken und Vorschläge bei der Klausurtagung 2016 des Stadtrats gewiesen. Und von der SPD liege ein Antrag vor, der auch diesen Schwerpunkt habe.

Es gehe hier und heute darum, die Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) und das Aufstellen eines Bebauungsplans in die Wege zu leiten, betonte der Rathauschef. Man wolle "ins Verfahren einsteigen". Bei allem Verständnis für besorgte Anwohner sei festzustellen, dass die Frage der Erschließung eben erst noch in aller Ausführlichkeit geklärt werden müsse.

Fitz erinnerte an die "Sonnenwiese" in Frickenfelden. Auch dort habe man zunächst einmal den Einstieg ins Verfahren machen müssen — eben um dann alle Fragen genau zu untersuchen. Der Bürgermeister erklärte sich bereit, die Anwohner einzuladen (auch da dient Frickenfelden als Vorbild) und mit ihnen alle Fragen und Bedenken zu besprechen. In einem Punkt konnte er bereits für Sicherheit sorgen: Der Bolzplatz fällt zwar an der jetzigen Stelle weg, aber er wird quasi auf ein Nachbargrundstück "geschoben". Die Kinder können also weiterhin in diesem Bereich kicken und sich austoben.

Keine Angabe zu den Kosten

Auch Stadtbaumeisterin Simone Teufel wies darauf hin, dass von politischer Seite die Priorität auf die stadteigenen Grundstücke gelegt worden sei. Zu den Kosten eines Baugebiets "Oberer Reutberg" könne man derzeit noch gar nichts sagen. Erst wenn die Planung konkreter würde, ließen sich hier Aussagen treffen.

Es ist laut Teufel durchaus möglich und von Vorteil, mehr als eine Zufahrt zu dem geplanten Wohngebiet zu schaffen. Das habe sich an anderer Stelle schon als richtig erwiesen. Die Größe des Baugebiets gab Teufel gegenüber dem Altmühl-Boten mit 25 bis 30 Parzellen an. Die Fläche befinde sich bereits im Besitz der Stadt. Im Übrigen sei das Areal schon immer in der Begründung des Bebauungsplans "Reutberg II" als Wohnbaufläche vorgesehen gewesen.

Arno Dernerth (CSU) bezeichnete den Vorschlag der Verwaltung als "sehr gut". Und es sei auch richtig, dass zu den konkreten Festsetzungen in diesem frühen Stadium "nichts in Stein gemeißelt ist". Die Absicht des Bürgermeisters, mit den Anwohnern zu reden, wie dies auch in Frickenfelden beim neuen Baugebiet der Fall war, sei zu begrüßen.

Gerd Rudolph (SPD) warf den Blick auf die Entstehungsgeschichte des "Reutberg II" in den 90er-Jahren. Die Skeptiker hätten damals geäußert, dass Gebiet sei viel zu groß. Jetzt aber sei das Wohngebiet voll geworden, und aus gutem Grund hätten Rathaus und Stadträte schon damals einen "Reutberg III" als spätere Möglichkeit erwogen, unterstrich Rudolph. Es sei nun einmal für die Stadt sehr schwer, noch freie Fläche von privater Seite zu bekommen. Gerade weil die "Sonnenwiese" zu zwei Dritteln so "blitzartig" verkauft wurde, tue man gut daran, jetzt vorausschauend zu handeln. Der SPD-Stadtrat bezeichnete dieses Vorgehen als Teil einer "vernünftigen Siedlungspolitik". Derzeit seien nur die Planungskosten für den "Oberen Reutberg" aktuell, mehr nicht.

Beide Beschlüsse des Bauausschusses fielen einstimmig. Zum Flächennutzungsplan: Die jetzige Grünfläche "Bolzplatz/Spielplatz" soll in eine Wohnbaufläche umgewandelt werden. Im Gegenzug wird künftig ein Acker als Grünfläche "Bolzplatz/Spielplatz" firmieren. Darüber entscheidet nun noch der Gesamtstadtrat. Es geht um 9000 Quadratmeter. Zum Bebauungsplan: Der Bebauungsplan "Oberer Reutberg" wird aufgestellt. Die Fläche beträgt 3,1 Hektar.

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