Gunzenhausen: Aufregende Mörderjagd

12.10.2016, 12:23 Uhr
Gunzenhausen: Aufregende Mörderjagd

© Tina Ellinger

Das mag natürlich an der Neugierde auf den zweiten Fall für Kommissarin Nadja Gontscharowa liegen, die mit ihrem Team wie schon in „Mainleid“ auch in „Mainschatten“ in Würzburg auf Täterjagd geht. Ganz sicher aber ist es der offenen und sympathischen Art geschuldet, mit der die 25-Jährige bereits im vergangenen Jahr ihr Publikum bezaubert hatte. Und das sollte auch an diesem Sonntagvormittag nicht anders sein: Mit Humor, Charme und Natürlichkeit nahm Anja Mäderer die Zuhörer nicht nur mit an den Tatort – eine traditionsreiche Würzburger Tanzschule – sondern gewährte ihnen einen gleichsam persönlichen wie unterhaltsamen Einblick in ihre Arbeit.

So haben manche ihrer eigenen Erlebnisse das Zeug dazu, es ins Buch zu schaffen: Die Tanzschule zum Beispiel existiert tatsächlich, hier hat Anja Mäderer selbst während ihres Lehramtsstudiums in Würzburg zu tanzen begonnen. „Es war sehr spannend, an diesem realen Ort meine ausgedachten Figuren hin- und herzuschieben“, erklärt sie. Außerdem gehe es in einer Tanzschule um Leidenschaft, Ehrgeiz, um Konflikte und Konkurrenz —„und man kommt Leuten, die man nicht oder kaum kennt, ziemlich nahe“.

All das ist auch in der Tanzschule von Yvonne und Benedikt Dreher, die zum Schauplatz für einen Mord wird, zu finden: Hier stirbt Sebastian, der erwachsene Sohn der Drehers, an einer Überdosis Insulin. Zunächst schaut alles nach einem Unfall aus, aber das Ermittlerteam kommt schnell dahinter, dass dabei Absicht am Werk war. Obwohl der Kreis der Verdächtigen überschaubar ist, kommen Nadja und ihre Kollegen nicht wirklich gut voran. Daher wird die Kommissarin undercover in die Tanzschule eingeschleust. Ein Vorgehen, das Nadjas Kollege Peter Steiner überhaupt nicht gutheißen will, das jedoch von Staatsanwalt Viktor de Mancini unterstützt wird. Auch er darf von Anja Mäderers eigenem Erfahren profitieren: Inspiriert von einer Italienreise nach dem Staatsexamen und der Idee, ihn dem Leser ein wenig näher zu bringen, siedelt die Autorin seine Kindheit kurzerhand in Neapel an. In Einsprengeln, als kleine Hommage an ihre Liebe zu Kurzgeschichten, lässt sie ihn an diese Zeit zurückdenken.

Eine andere ihrer Figuren war ihr ein bisschen zu kühl geraten, sie sollte netter werden. Doch statt durch putzige Hunde oder kleine Kinder die Herzen der Leser zu erweichen „bekam sie einen Wutanfall“, erzählt Anja Mäderer lachend. „Manche Figuren entwickeln einfach ein Eigenleben und verhalten sich anders, als ich es geplant habe.“

Aber nicht nur die Figuren können sich als widerspenstig erweisen, manchmal sind auch die äußeren Umstände alles andere als wie geschaffen für die Arbeit einer Schriftstellerin. Dann etwa, wenn man das Buch gerade noch rechtzeitig vor dem Abflug nach Buenos Aires, wo ein soziales Projekt auf Unterstützung wartete, fertiggestellt und an den Verlag geschickt hat. An einen eigenen Schreibtisch zum Überarbeiten der Szenen war in den Hostels nicht zu denken. Da blieb dann nur das Café oder die Gemeinschaftsküche, in der aber gerade eine Horde angehender Mediziner auf argentinische Art und Weise miteinander lernten.

Von alledem lässt sich Anja Mäderer aber nicht davon abbringen, einen wirklich bis auf die letzte Seite spannenden Krimi zu schreiben und Personen zu erschaffen, die einem richtig ans Herz wachsen.

Aufregend ist sie, die Jagd nach dem Täter, zumal es nicht bei einem Toten bleibt, und sie macht Lust auf mehr. „Es wird ein drittes Buch geben“, verspricht die junge Autorin, die mittlerweile als Referendarin an einem Ingolstädter Gymnasium arbeitet, an dieser Stelle. Es gibt sogar schon erste Ideen. Und Buchhändler Fischer darf sie dann gerne auch wieder an einem Sonntagvormittag einladen.

Anja Mäderer, Mainschatten, Emons-Verlag, 288 Seiten, ISBN 3-95451977-1, 11,90 Euro.

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