Gunzenhausen: Bedauern über Kirchweih-Beschluss

4.12.2016, 15:25 Uhr
Gunzenhausen: Bedauern über Kirchweih-Beschluss

© Erich Neidhardt

Siegfried Kipfmüller war lange Jahre in Diensten der Stadtverwaltung und des Zweckverbands Altmühlsee. Immer im September amtierte er als „Kirchweihbürgermeister“, kannte die Abläufe, die Personen und das insgesamt ganz spezielle Schausteller- und Festwirte-Geschäft. Kipfmüller war vor 20 Jahren dabei, als die Gesellschaft zur Hebung der Gunzenhäuser Kirchweih aus der Taufe gehoben wurde. Er nimmt für sich in Anspruch, für diese Gruppe zu sprechen – und außerdem für viele Menschen, die die Entscheidungsfindung in diesem Herbst im Rathaus mitverfolgt haben.

Das Resultat, die Entscheidung des Wirtschaftsausschusses (in nichtöffentlicher Sitzung), erkennen Kipfmüller und seine Mitstreiter als demokratische Entscheidung voll an. Dem künftigen Festwirt und der Spalter Brauerei, die nun das Festbier liefern wird, drücken sie die Daumen, dass sie im Interesse des Gunzenhäuser Volksfestes viel Erfolg haben. Man werde die Kerwa 2017 aufmerksam und kritisch begleiten.

Allein das Wie und vor allem die Begründung, die Bürgermeister Karl-Heinz Fitz als Ergebnis der Beratungen der Öffentlichkeit mitteilte, liegen Kipfmüller schwer auf der Seele, und er scheut keine harschen Worte. Der frühere Stadtbedienstete spricht von einer „öffentlichen Hinrichtung von Oliver Höhn und der Tucher“. Man habe Höhn „den Stuhl vor die Tür gesetzt und ihn ins Messer laufen lassen“. Und: „So geht man mit seinen Vertragspartnern nicht um.“ In der ersten Sitzung des Wirtschaftsausschusses (damals gab es noch keinen Beschluss) habe es vonseiten der Verwaltung und der Stadträte fast nur Lob gerade für Oliver Höhn gegeben. Nach der zweiten Sitzung habe der Bürgermeister dann ein gänzlich anderes Bild gezeichnet. All das werde in der Branche aufmerksam verfolgt.

Unterm Strich werde sich Oliver Höhn, der sieben Jahre als Festwirt auf dem Schießwasen amtiert habe, nach den vernichtenden Worten aus dem Gunzenhäuser Rathaus sehr schwertun. „Das ist das Ende seiner Aktivität als Festwirt“, glaubt Kipfmüller. Diese Diskrepanz zwischen dem Lob zunächst und der Tatsache, dass Höhn später „abserviert“ wurde, sei einfach unverständlich. Das gelte in gleicher Weise für die Tucher-Bräu. Über die Qualität und das Image des Festbieres könne man streiten, nicht aber über das vorbildliche Engagement der Tucher für Gunzenhausen über vier Jahrzehnte. Wenn die Stadt nun den Festwirt wechseln wollte, dann hätte man die Zusammenarbeit mit der Tucher beibehalten und ihr eine weitere Chance, neben der Spalter Brauerei, geben können. Das wäre durchaus möglich gewesen.

In der Sache äußert sich Siegfried Kipfmüller so: Erstens berufe sich der Bürgermeister auf eine von ihm durchgeführte Facebook-Umfrage. Dabei sei die Kommentarfunktion freigeschaltet gewesen – mit dann leider auch diffamierenden Ausdrücken. Es habe bei der Umfrage keine Verifizierung der E-Mail-Adressen gegeben. Jeder hätte mehrfach daran teilnehmen können, und das sei auch der Fall gewesen. Jedenfalls habe diese Frage so gut wie keinen Aussagewert. Wenn die Stadt das Meinungsbild hätte erforschen wollen, dann bitte über eine breit angelegte, offizielle Umfrage auf verschiedenen Medien.

Zweitens dürfe man nicht vergessen, dass die Stadt vor sieben Jahren wegen des Schallschutzes ausdrücklich eine Halle, kein Zelt, haben wollte. So habe sich Oliver Höhn beworben und den Zuschlag erhalten. Er habe dann im Lauf der Jahre die Halle immer mehr verschönert, und er habe immer wieder gesagt, er könne auch ein Festzelt besorgen, nur müsse ihm das mitgeteilt werden. Das aber sei nie geschehen, auch nicht in diesem Sommer und Frühherbst. Die Stadt habe andere Unternehmen aufgefordert, sich zu bewerben, eine offizielle öffentliche Ausschreibung habe es indes nicht gegeben.

Einigung war möglich

Drittens werde jetzt das Argument angeführt, das Defizit der Stadt müsse gedrückt werden. Wer die 25 000 Euro beklage und gleichzeitig eine Sanierung der Stadthalle für 16 Millionen Euro vorantreibe – ohne öffentliche Förderung —, der bewege sich auf dünnem Eis. Andere Städte zahlten auch bei ihrem Volksfest drauf, und man hätte sich wohl problemlos mit Oliver Höhn einigen können, dass dieser künftig ein Zelt aufstellt, damit geringere Kosten hat und so auch mehr Geld an die Stadt abführt, glaubt Kipfmüller. Er erinnert daran, dass Höhn stets regional für die Kerwa einkaufte und es ermöglichte, dass auch andere Biere konsumiert werden konnten (Fränkisches Dorf).

Wer – vierter Punkt — jetzt den Lärm in der Festhalle beklage, der solle bedenken, dass es heuer keine Beschwerden gab. So sei es auch in der ersten Ausschusssitzung klar gesagt worden. Am Mittwoch, als man angeblich sein eigenes Wort nicht verstehen konnte – was gar nicht der Fall gewesen sei—, sei Oliver Höhn mehrmals bei Bürgermeister Fitz gewesen und habe gefragt, ob mit der Lautstärke alles in Ordnung sei. Außerdem hätte die Stadt problemlos im Vorfeld des Mittwochs sagen können, dass sie an diesem Abend keine Stimmungskapelle in der Festhalle haben wolle.

Fünftens habe die Stadt vor sieben Jahren Exkursionen zu Festwirten unternommen und sich alles genau angeschaut. Jetzt habe Gerhard Widmann (und die Spalter) zweifellos eine gute Präsentation im Rathaus abgegeben, aber einen Ortstermin habe es nicht gegeben. Der Bürgermeister habe lediglich angeführt, dass in Weißenburg mit Widmann alles bestens laufe. Vor sieben Jahren jedenfalls habe man sich nicht aufs Hörensagen verlassen.

Abschließend wollen Kipfmüller und andere Mitglieder der Gesellschaft zur Hebung der Gunzenhäuser Kirchweih nicht ausschließen, dass im Rathaus zu sehr auf Kreise, die schon seit geraumer Zeit mit dem bisherigen Festwirt Reibereien hatten und der Spalter Brauerei zuneigten, gehört worden sei. Statt Höhn und die Tucher abzuservieren, hätte man sich mit ihnen einigen und darauf drängen können, noch vorhandene Schwachstellen abzustellen. Genau das habe die Gesellschaft zur Hebung der Gunzenhäuser Kirchweih erwartet. Diesen Eindruck habe der Bürgermeister in einem persönlichen Gespräch noch kurz vor der zweiten Sitzung erweckt, dann aber sei der bis heute unverständliche Umschwung eingetreten.

 

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