Gunzenhausen bekommt ein Rufbus-System

18.7.2018, 05:57 Uhr
Gunzenhausen bekommt ein Rufbus-System

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Mit dem Rufbus soll, wie mehrfach berichtet, eine große Lücke im öffentlichen Personennahverkehr geschlossen werden. Denn die meisten Stadtteile von Gunzenhausen sind lediglich über die Schülerbeförderung an das Netz angeschlossen. Wer am späten Vormittag einen Arzttermin hat oder sich mit einer Freundin nachmittags im Café verabredet, der musste bisher — so vorhanden — ins Auto einsteigen.

Künftig aber reicht der Griff zum Telefon: Denn der Rufbus hat zwar einen festen Fahrplan und kommt im Einstundentakt — aber eben nur, wenn man ihn vorher bestellt. Das hält, war auch ein entscheidendes Argument für dieses Modell, die Kosten im Vergleich zu einem normalen Linienbus niedrig.

Derzeit wird im Landkreis der Nahverkehrsplan überarbeitet. Der damit beauftragte Arbeitskreis hat das Modellprojekt Rufbus ausdrücklich begrüßt und dem Kreisausschuss eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, erläuterte der ÖPNV–Experte am Landratsamt Armin Handl in der Sitzung. Aber auch die ausgesprochen gute Förderung, die über das Programm "Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum" nun winkt, spricht für das Vorhaben. Fünf Jahre lang wird das Modell von der Regierung von Mittelfranken bezuschusst, im ersten Jahr sind es 70 Prozent der Kosten, die Förderquote sinkt dann in den nächsten Jahren kontinuierlich auf zuletzt 40 Prozent.

Das unterm Strich verbleibende Defizit werden sich der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und die Altmühlstadt teilen. Im schlechtesten Fall steigert sich das von rund 11 000 Euro im ersten Jahr hin zu knapp 28 000 Euro im fünften Jahr. Allerdings, darauf wies Handl explizit hin, geht diese Rechnung von den Gesamtkosten der Betriebsführung aus, Einnahmen sind darin noch nicht enthalten.

"Verhalten optimistisch"

Und die wird es in irgendeiner Form geben, ist nicht nur Karl-Heinz Fitz überzeugt. Der Gunzenhäuser Bürgermeister zeigte sich aufgrund der Erfahrungen mit der dritten Stadtbuslinie, die immerhin von 20 000 Menschen genutzt wurde, "verhalten optimistisch". Die Altmühlstadt betrete hier kein Neuland, die Menschen stünden bereits in den Startlöchern. Er wies noch einmal explizit darauf hin, dass der Rufbus eine "große Lücke" schließe.

Dass es in den meisten Gunzenhäuser Stadtteilen durchaus Defizite gibt, hat laut Handl auch die "Schwachstellenanalyse" im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans ergeben. Dass diese Defizite nun beseitigt werden sollen, befürwortete nicht nur Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) "ausdrücklich". Es sei gut, zunächst einen "Versuchsballon" zu starten und das Modell nicht gleich im ganzen Landkreis auszutesten.

Bis die Menschen vor Ort das neue System auch tatsächlich annehmen, "braucht es einen langen Atem", zeigte sich Josef Miehling (Freie Wähler) überzeugt. Die Stadtteilbewohner werden nach seiner Einschätzung "nicht gleich massenweise auf den Bus umsteigen", schließlich sei auf dem Land derzeit alles auf Individualverkehr ausgelegt. Seine Fraktion begrüße das Modellprojekt "außerordentlich", machte Miehling klar, schließlich sei der Ausbau des ÖPNV eine alte Forderung der "Freien".

Für die CSU signalisierte Fraktionsvorsitzender Peter Gallenmüller vorbehaltlose Zustimmung. Mit einer besseren Erreichbarkeit steige auch die Attraktivität des ländlichen Raums, so der Pleinfelder. Schließlich versicherte auch Peter Schubarth — wenig überraschend — die volle Unterstützung der Grünen. Das Rufbussystem passe genau in das Konzept, wie sich die Grünen den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum vorstellen. Der Kreisrat aus Treuchtlingen bemängelte, dass unter der Vorgabe, "gleichwertige Lebensverhältnisse" in Stadt und Land zu schaffen, derzeit fast ausschließlich der Breitbandausbau verstanden werde. Die Mobilität komme dabei viel zu kurz.

Landrat Wägemann stellte zudem noch klipp und klar fest, dass Gunzenhausen mit dem Modellprojekt keine Sonderstellung bekomme. Selbstverständlich könnte jede andere Stadt im Landkreis auch zu den gleichen Bedingungen entsprechend nachziehen. Er machte aber auch deutlich, dass man erste Ergebnisse aus der Altmühstadt abwarten sollte.

Nun hat der Kreistag das letzte Wort und zwar am Montag, 23. Juli, im Weißenburger Wildbadsaal. Nachdem das Modellprojekt im Kreisausschuss quer durch alle Fraktionen einhellig begrüßt wurde, ist auch dort mit einem positiven Beschluss zu rechnen.

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