Gunzenhausen: Bürgerversammlung lässt Bürger kalt

20.10.2018, 17:42 Uhr
Gunzenhausen: Bürgerversammlung lässt Bürger kalt

© Jürgen Eisenbrand

Ziemlich genau eine Stunde lang erstattete der Rathaus-Chef Bericht über die großen Themen, die derzeit die Stadt beherrschen, eine weitere Stunde standen anschließend er und die Behörden-Vertreter für Fragen zur Verfügung. Die wichtigsten Themen:

Die Einwohnerentwicklung

Mit einem Wort: steigend. Zwar zählten die Statistiker Mitte des Jahres mit 16 797 nur etwa 250 Gunzenhäuser mehr als 2008, dazwischen aber gab es schon Jahre, "in denen wir nur bei knapp über 16 000 lagen", so Fitz. Die Gründe für das Bevölkerungswachstum: Zuzüge von Ruheständlern, die ihren Lebensabend im schönen Altmühlfranken verbringen wollen; die florierende Wirtschaft mit ihrem Arbeitskräftebedarf; eine steigende Geburtenrate (2013 kamen 121 Kinder zur Welt, 2017 fast 170); und die Ansiedlung des Landesamtes für Schule.

Das Landesamt für Schule

Die Behörde residiert seit 1. Januar 2017 offiziell in Gunzenhausen, derzeit arbeiten in der Stuttgarter Straße rund 70 Mitarbeiter, 140 bis 150 waren von Anfang an prognostiziert. "Inzwischen gibt es Signale, dass es sogar noch ein paar mehr werden könnten", freute sich Fitz. Die Stadt begleite die Ansiedlung der Behörde intensiv, helfe den Mitarbeitern etwa bei der Wohnungs- und Kitaplatz-Suche.

Mangel an Kita-Plätzen

Dieses Thema "treibt uns um", gestand Fitz. Derzeit gibt es in der Stadt und den Ortsteilen in insgesamt elf Einrichtungen gut 600 Plätze für die Kleinsten, und beinahe alle Kitas sind restlos ausgebucht. "Der Bedarf steigt, wir müssen weitere Angebote schaffen", sagte das Stadtoberhaupt. Da trifft es sich gut, dass die Lebenshilfe 2019 südlich der Kernstadt eine integrative Einrichtung mit zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen mit insgesamt rund 50 Plätzen errichten will; geplante Fertigstellung: 2020. Jährlich fließen fast 4 Millionen Euro in die Gunzenhäuser Kindertageseinrichtungen, beinahe die Hälfte davon kommen aus dem Stadtsäckel.

Städtische Schulen

Die Stadt ist der sogenannte "Sachaufwandsträger" für die Grundschule Süd (246 Schüler) sowie die Stephani-Grund- (279) und -Mittelschule (341), muss also unter anderem die Gebäude in Schuss halten, was jährlich 870 000 Euro an laufenden Kosten verursacht. 24 Schüler aus Gunzenhausen besuchen die Grundschule in Gnotzheim, 33 die in Muhr am See. Auf die Frage, wann denn der Pausenhof der Stephani-Schule fertiggestellt werde, antwortete Fitz, dass dies in zwei Abschnitten geschehen werde. Der Aufenthaltsbereich für die Jüngeren werde derzeit gebaut und, wenn es die Witterung erlaube, auch noch heuer mit Spielgeräten bestückt. Der für die Mittelschüler vorgesehene Bereich soll laut Stadtbaumeisterin Simone Teufel in den Sommerferien 2019 entstehen. Und auch für lärmgeplagte Anwohner — wegen der Ganztagsbetreuung sei es dort "nicht immer ganz leise", so Fitz — hatte er eine Botschaft: Am 8. November soll es zu diesem Thema eine Gesprächsrunde im Rathaus geben.

Die finanzielle Lage der Stadt

Der Haushalt 2018 liegt mit 60,5 Millionen Euro auf Rekord-Niveau, maßgeblich finanziert wird er durch die Grundsteuer (2,2 Millionen Euro), die Anteile an der Einkommensteuer (gut 8,5 Millionen Euro) und die Gewerbesteuer. Letztere sprudelt kräftig: Statt der von Stadtkämmerer Werner Stützer vorsichtig kalkulierten 7,2 werden wohl rund 10,2 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen.

Der Schuldenstand

Trotz hoher Einnahmen steigt die Verschuldung Gunzenhausens heuer kräftig: von rund 7 Millionen Euro in den letzten drei Jahren auf satte 21 Millionen. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt dann 1275 Euro, in den Jahren zuvor waren es rund 400. Fitz beunruhigen diese Zahlen jedoch keineswegs: Denn schließlich habe man in den letzten Jahren mehr als 70 Millionen Euro investiert — unter anderem in die Stadthalle, den Stauraumkanal, den Brandschutz in öffentlichen Gebäuden, das Juramare, in Schulen und Kindergärten. 2016 waren es knapp 10, im Jahr darauf 19,5, heuer werden es wohl gut 21 Millionen Euro sein — und im nächsten Jahr voraussichtlich noch einmal 13 Millionen. "Da ist viel passiert", bilanzierte Fitz, die Stadt könne "stolz sein", denn schließlich komme durch die Investitionen "auch wieder was rein".

Gunzenhausen: Bürgerversammlung lässt Bürger kalt

© Limes-Luftbild.de

Der Stadthallen-Bau

Seit April 2017 wurden in das Leuchtturmprojekt bereits mehr als 11 Millionen Euro gesteckt, inzwischen sei daraus "ein schmuckes Bauwerk" geworden, so Fitz. Derzeit arbeiteten 13 Firmen mit im Schnitt 35 Mitarbeitern auf der Baustelle, unter anderem werde die Glasfassade montiert, am kommenden Montag beginnen die Arbeiten an den Außenanlagen. Bislang wurden in der neuen Stadthalle 75 Kilometer (!) Kabel, 2200 Meter Heizungs- und 750 Meter Sprinklerrohre verlegt. Nach einem Probebetrieb mit kleineren Veranstaltungen im Frühjahr soll das 17-Millionen-Bauwerk Mitte 2019 offiziell eröffnet werden. Der neue Stadthallen-Manager Holger Syhre, den Fitz bei der Bürgerversammlung noch einmal offiziell vorstellte, soll sich dann um die professionelle Vermarktung der Veranstaltungs-Location kümmern.

Das Rufbus-System

Die mit jährlich 200 000 Nutzern sehr erfolgreichen Gunzenhäuser Stadtbus-Linien (zum Vergleich: Weißenburg hat 57 000 Fahrgäste im Jahr) werden ab 1. Januar 2019 durch ein Rufbus-System ergänzt. Fünf Linien werden fahrplanmäßig alle Ortsteile mit der Kernstadt verbinden — aber eben nur dann fahren, wenn sie mindestens eine Stunde vorher auch angefordert wurden — per Telefon, Smartphone-App (wird gerade entwickelt) oder über eine Website. Gunzenhausen ist mit diesem auf fünf Jahre befristeten, massiv geförderten Pilotprojekt Vorreiter im Landkreis. Die von der Taxizentrale Gunzenhausen betriebenen Busse fahren zum VGN-Tarif, wer beispielsweise ein Monats- oder Tagesticket plus hat, muss für den Rufbus nicht extra bezahlen. Und die Ortsteile profitieren enorm: Die Pflaumfelder beispielsweise werden künftig pro Werktag nicht nur drei Möglichkeiten haben, per ÖPNV nach Gunzenhausen zu kommen, sondern stolze 13. Fitz hofft, den Rufbus auf Dauer in der Altmühlstadt etablieren zu können, und appelliert deshalb an die Gunzenhäuser, das Angebot auch kräftig zu nutzen: "Mitfahren!"

Der Bahnhof

Die Stadt habe das Bahnhofsgebäude gekauft, sagte Fitz, "und so hergerichtet, dass es ordentlich ist". Die erforderliche Sanierung werde man angehen, wenn die großen Projekte, die das Bauamt derzeit beschäftigten (unter anderem Stadthalle, Stauraumkanal) fertig seien. Er könne sich vorstellen, aus dem Bahnhofsgebäude ein "Mobilitätszentrum" mit Ticketschalter, Reisebüro, Carsharing und anderen einschlägigen Einrichtungen zu machen. Darüber müsse der Stadtrat allerdings noch diskutieren.

Das Heimatmuseum

Auch die Sanierung des Heimatmuseums, das wegen Brandschutzmängeln habe geschlossen werden müssen, könne man derzeit wegen Arbeits-Überlastung nicht leisten, antwortete er auf eine entsprechende Frage. Dort müsse ein zweites Treppenhaus als Fluchtweg angelegt werden. Allerdings gebe es die Überlegung, einen Teil der Fläche des schwach frequentierten Fossilien- und Steindruckmuseums (744 Besucher im ganzen Jahr 2017) für Ausstellungen des Heimatmuseums zu nutzen. Gespräche darüber liefen bereits.

Gesplittete Abwassergebühr

Eigentlich sollten dafür heuer noch die Gebührenbescheide versendet werden, aber weil man anfangs drei Monate Zeit verloren habe, werde das nicht mehr klappen, sagte Stadtkämmerer Stützer auf eine entsprechende Frage. Zwar müsse man dann 2019 für zwei Jahre auf einmal zahlen, spare aber heuer die Gebühr fürs laufende Jahr.

Fahrradfreundliche Stadt

Man schmücke sich mit diesem Titel, verkenne aber die Gefahren für Radler, etwa in der Weißenburger Straße, kritisierte ein Fragesteller. Und Fitz räumte ein, dass man zwar "viel gemacht habe, aber noch nicht am Ende" sei. Unter anderem stehe eine Neugestaltung der Weißenburger Straße noch aus, es gebe sogar schon erste Pläne, etwa eine farbige Abmarkierung des Radweges auf der Fahrbahn. "Wir haben das im Blick, aber man muss auch wissen, dass das viele hunderttausend Euro kosten wird", so Fitz.

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