Gunzenhausen: "Café mittendrin" eröffnet

31.10.2016, 07:17 Uhr
Gunzenhausen:

© Kristy Husz

Vereinsvorsitzende Dr. Beate Klepper dankte der Stadt und namentlich Karl-Heinz Fitz für das konstante Engagement zugunsten der neuen Mitbürger, die mit Unterstützung durch das Café leichter in der Mitte der Gesellschaft ankommen, eben „mittendrin“ sein sollen. Im Herzen der Altmühlstadt befindlich, sind die Räumlichkeiten des Lokals von der Firma Hetzner Online gekauft und günstig an die Flüchtlingshilfe verpachtet worden, um dann im Rahmen des „Werkstattprojekts“ der Freiwilligenagentur von Ehrenamtlichen renoviert und frisch herausgeputzt zu werden.

Vereinsgründungsmitglied Silvia Längfelder wird das Café leiten. Gemeinsam mit ihr hofft Beate Klepper nun auf viele künftige Gäste, die die neue Einrichtung gemeinsam mit den Migranten zu einer Geborgenheit spendenden Begegnungsstätte und einem Ort gelebten Friedens machen werden. Bürgermeister Fitz freute sich darüber, dass in Gunzenhausen nicht nur über Integration geredet, sondern konkret etwas getan werde.

Sein Wunsch nach vielen Gesprächen und einem geselligen Miteinander zum Wohle aller wurde prompt umgesetzt: Kaum waren die Reden gesprochen und das Band durchschnitten, herrschte vor und im rappelvollen Café quirliges Chaos, wurden von Flüchtlingen zubereitete Leckerbissen aus Syrien, Äthiopien und dem Irak probiert und die moderne Möblierung des Lokals vor allem von den anwesenden Kindern auf ihren Gemütlichkeitsfaktor getestet. Menschen aus Nah und Fern – unter ihnen auch Psychotherapeutin Professor Dr. Dr. Ingrid Riedel aus Konstanz, die am Abend zuvor die „2. Gunzenhäuser Märchentage eröffnet hatte – knüpften ohne Berührungsängste Kontakte und unterhielten sich angeregt.

So soll es bleiben, wenn das „Café mittendrin“ ab November jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag geöffnet ist. Vormittags können anerkannte Flüchtlinge dort vielfältige Beratungsangebote und Bildungsmaßnahmen nutzen (dienstags etwa den Frauensprachtreff, der vom Gemeindezentrum der katholischen Kirche hierher umgezogen ist), nachmittags ab 14 Uhr stehen die Türen dann der gesamten Bevölkerung bei ganz normalem Gaststättenbetrieb offen. Während Getränke dabei regulär verkauft werden, ist von Ehrenamtlichen gebackener Kuchen gegen eine kleine Spende erhältlich.

Gunzenhausen:

© Kristy Husz

Betreut werden sämtliche Helfer von Ehrenamtskoordinatorin Joana Spata-Rossmann, deren Ehemann Jürgen Rossmann mit Hilfe der Firma Huber & Riedel unlängst mehrere Migranten zu Gabelstaplerfahrern ausgebildet hat. Dies war gleichfalls Teil des genannten „Werkstattprojekts“, bei dem Flüchtlingen begleitend zu handwerklichem Know-how die deutsche Sprache beigebracht wird. Jetzt ist innerhalb des Projekts ein gewisser Stillstand eingekehrt, weshalb Rossmann auf der Suche nach Einrichtungen und Personen ist, die sich und Arbeitsinstrumente wie Werkbänke und Bohrmaschinen im Dienst der guten Sache zur Verfügung stellen.

Die Heimat können das Ehepaar Spata-Rossmann und die anderen Mitwirkenden, zum Beispiel Sprachlehrerin Veronika Ortega oder Behördenfachmann Günter Göllner, mit dem Lokal nicht ersetzen, wie Beate Klepper betonte. Aber sie zeigte sich zuversichtlich, dass die Osianderstraße 25 binnen Kurzem ein Zufluchtsort für alle wird, die zur Ruhe kommen wollen – seien es Flüchtlinge oder Einheimische.

Um den Austausch zwischen ihnen noch stärker zu fördern, sind bereits verschiedene Veranstaltungen in Planung. So ist eine deutsch-arabische Lesung aus der Märchensammlung „Tausendundeine Nacht“ angedacht, außerdem ein Abend mit asiatischen und afrikanischen Spielen, eine interkulturelle Weihnachtsfeier und eine Ausstellung mit Flüchtlingskinderfotografien, die demnächst als Kalender erscheinen. Zur Vernissage hoffen die Macher auf genauso großen Zuspruch wie zur Einweihungsfeier des „Café mittendrin“.

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