Gunzenhausen: "Gelber Gigant" erregt die Gemüter

21.10.2018, 17:13 Uhr
Gunzenhausen:

© Stadt Gunzenhausen

Thomas Hinterleitner kann die Besorgnis verstehen – aber er kann die Menschen auch beruhigen: Was man jetzt sehen könne, sei die Außenverschalung eines Betonvierecks, das in den nächsten Wochen hier gegossen wird – und das wenig später schon wieder im Boden verschwunden sein werde. Eine ganz spezielle Bauweise, die auch der stellvertretende Leiter des Gunzenhäuser Bauamts zum ersten Mal hautnah miterlebt, entsprechend "spannend" findet er das Prozedere.

Das Betonviereck ist der unterirdische Teil des Pumpwerks, das im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen an dieser Stelle gebaut wird. Von hier aus sollen im Ernstfall drei Pumpen bis zu 7200 Liter Wasser pro Sekunde in die Altmühl befördern können; Wasser, das zuvor über den (gerade im Bau befindlichen) Stauraumkanal und andere Leitungen in dieses riesigen Wasserbecken geflossen ist.

Normalerweise würde man eine Baugrube ausheben, Spundwände einziehen, um das Abrutschen der Erde zu verhindern, – und dann die Betonwanne in der Grube gießen. Der Erdbau-Spezialist Uhrig, aus Geisingen (Baden-Württemberg), dem die Stadt die gut 8 Millionen Euro teuren Rohbauarbeiten bei Hochwasserschutz übertragen hat (wir berichteten), hat eine andere, ganz besondere Technik.

Auf einer behelfsmäßigen Beton-Bodenplatte errichten die Fachleute zunächst die Außenschalung, die sie mit einer Vielzahl von Stahlstreben massiv abstützen. Dann kommen die Eisenflechter, die in etwa zweiwöchiger Arbeit jenes Skelett aus Bewehrungsstahl erstellen, das den Betonwänden die notwendige Stabilität verleiht. Im Falle des Gunzenhäuser Vierecks werden dafür rund 70 Tonnen Stahl verbaut. Wenn dann die Innenverschalung angebracht ist, kann der Beton, notwendig sind etwa 30 Kubikmeter, fließen – und anschließend mehrere Tage aushärten.

Wie aber kommt das Beton-Bauwerk nun in die Erde?

Wenn die Verschalung entfernt ist, was etwa Mitte November der Fall sein dürfte, errichten die Bauarbeiter an der nördlichen Längsseite des Vierecks eine etwa sechs Meter hohe Erdrampe, auf der sie einen großen Bagger mit einem extra langen Arm platzieren.

Gunzenhausen:

© Jürgen Eisenbrand

Der greift nun über die Mauer des Kubus und buddelt die Erde aus dessen Inneren heraus. Unterstützt wird er innen von einem kleinen Bagger, der die Erde unter den keilförmig angespitzten Wänden entfernt – und so sackt der Beton-Rahmen Stück für Stück, Meter für Meter in die Tiefe. Damit er das aushält, wurden die Wände mit 50 Zentimetern extra stark gegossen, bei der herkömmlichen Bauweise würden etwa 30 Zentimeter genügen, weiß Experte Thomas Hinterleitner.

Stolze 1800 Kubikmeter Erde müssen die Bagger entfernen, ehe der Rahmen nach etwa zwei bis drei Wochen Arbeit auf der richtigen Höhe steht, dann bekommt er eine massive, einen Meter starke Bodenplatte aus Beton. "Wir brauchen viel Gewicht, weil wir im Grundwasser stehen", sagt der Bauamts-Vize. Anschließend wird eine weitere Betonplatte als Decke oben draufgesetzt, und auf ihr entsteht dann das auch künftig sichtbare Technikgebäude, das laut Hinterleitner in etwa so groß werden wird wie eine etwas höhere, stattliche Doppelgarage.

Der "gelbe Gigant", der "Monsterbau" ist da freilich schon längst wie vom Erdboden verschluckt.

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