"Gunzenhausen goes global"

21.1.2019, 06:21 Uhr

© Foto: Reinhard Krüger

Es geht um das Bild, das Gefühl oder den Charakter, den sich ein Einzelner oder eine ganze Gruppe von etwas macht. Deshalb haben die Verantwortlichen der Stadt mit Bürgermeister Karl-Heinz Fitz an der Spitze vor drei Jahren eine bereits bestehende Image-Broschüre zum zweiten Mal aufgelegt. "Wir kennen unsere Region", meinte Fitz bei der Vorstellung, "aber das ist nicht selbstverständlich." Die Stadt wächst, und damit kommen immer mehr Neubürger ins Fränkische Seenland. Selbst hier ansässige Firmen mit globalen Abnehmern ihrer Produkte verschicken gerne das aufwändig gestaltete und mit vielen Fotos angereicherte Druckwerk. Jüngstes Beispiel ist das Bayerische Landesamt für Schule. Im Rahmen der Regionalisierung von staatlichen Behörden ziehen hier viele Fachkräfte zu, die bislang in München gelebt und gearbeitet haben. Mit einer englischen Fassung könne Gunzenhausen quasi weltweit auf sich aufmerksam machen, so Fitz.

Bei Ingeborg Herrmann, Pressereferentin der Stadt, liefen die Fäden für das Schülerprojekt zusammen. Sie hob die anhaltend gute Kooperation zwischen Schule und Kommune hervor. Mit dieser Imagebroschüre, so Herrmann, "wollen wir Lust auf Gunzenhausen machen". Es hebe sich deutlich von einem touristischen Flyer ab und diene der Orientierung für Firmen und Neubürger "in einer tollen und lebenswerten Stadt".

Vor dem Abitur sollen Schüler nachweisen, dass sie in der Lage sind, wissenschaftlich und berufsorientiert zu arbeiten, erläuterte SMG-Leiterin Susanne Weigel die Vorgaben eines projektorientierten Seminars. Teamwork war ebenso gefragt wie die Zusammenarbeit mit einem externen Partner, in diesem Fall eben mit dem Presse- und Öffentlichkeitsreferat der Stadtverwaltung. Am Ende stehe immer eine Präsentation. Der Ort war sehr geschickt gewählt: das Haus des Gastes. Weigel war ganz angetan vom Ambiente. "Das hatten wir noch nie", sagte sie und dankte ihrerseits der Stadt für das Entgegenkommen.

Vorrangiges Ziel

Im späteren beruflichen Leben geht es immer mehr um so genannte Soft Skills, erläuterte Englisch-Projektlehrerin Melanie Gerdes-Oeder. Persönliche, soziale und methodische Kompetenzen unter Beweis zu stellen sei somit auch bei diesem anspruchsvollen Projekt ein vorrangiges Ziel. Alle Augen waren nun auf die jungen Leute gerichtet, die dem Anlass entsprechend schick angezogen waren. Die 17- bis 19-Jährigen wollten gefallen und überzeugen. Jeder und jede hatte einen Part, keiner kam "ungeschoren" davon. Carlotta erzählte beispielsweise von spielerischen Teambildungsmaßnahmen wie dem Eisschollenspiel und von einem digitalen und analogen Wörterbuch. Es ging bei dem Projekt darum, erst einmal die vielen Inhalte zu studieren und dann auszuwählen, wer welche Überschriften bearbeitet, sagte Lukas, der es mit den Partnerstädten, der geographischen Lage und der Geschichte von Gunzenhausen zu tun hatte.

"Wir wollten möglichst perfekt sein", ergänzte Jan. Um das zu erreichen, sollten Muttersprachler den Text gegenlesen. Die wurden nach intensiver Suche auch gefunden. Der eine kannte unter anderem den Baudienstleister und Lehmverputzer Chris Bean, ein weiterer den Mitschüler Elias Blessing, dessen Vater aus Neuseeland stammt. Sie alle gaben Tipps und Hinweise, wie manche Sätze oder Wörter gefälliger und treffender wirken. Besondere Fachbegriffe aus dem Bereich der Wirtschaft galt es ebenso zu erkunden, sagte Jona. "Ich habe zwar gewusst, dass es die Firma gibt, aber was genau da hergestellt wird, war mir neu", gestand er. Das galt im Übrigen für alle Bereiche. Alexander, Lea, Eva, Melanie und ihre Freunde staunten beim Studium und der methodischen Übersetzungsarbeit nicht schlecht, wie viele Einrichtungen es alles in einer kleinen Stadt wie Gunzenhausen gibt. Regelmäßig trafen sich die Teams, tauschten sich aus, besuchten die Stadtbibliothek, verbesserten und brachten sich auf den neuesten Stand. Das Ziel, rechtzeitig zum Termin der Präsentation fertig zu werden, durfte nicht aus den Augen verloren werden.

"Ihr habt sehr ehrgeizig für dieses Ziel gearbeitet", lobte Projektbegleiterin Gerdes-Oeder ihre Schüler: "Das ist euch sehr gut gelungen." Die Augen leuchteten, ein breites Grinsen machte die Runde — die Mühe hatte sich gelohnt. Und was war das größte Problem beim Übersetzen? "Den Transport der Emotionen richtig wiederzugeben", fasste es Carlotta zusammen. "Ich habe Wörter gelernt, die es nicht einmal im Deutschen gibt." Und die schönste Erfahrung? "Die Arbeit in der Gruppe hat mir riesigen Spaß gemacht", antwortete Tobias. Seine Mitschüler nickten dazu. Der Bürgermeister sprach von einer Win-Win-Situation und versprach: "Damit gehen wir nach außen." Digital und analog.

Keine Kommentare