Gunzenhausen: Gründer bewiesen Empathie und Weitblick

8.10.2018, 06:12 Uhr
Gunzenhausen: Gründer bewiesen Empathie und Weitblick

© Sophia Raab

Diakon Klaus Mendel sprach zunächst einen ganz besonderen Dank an die Aktiven des Krankenvereins aus, weil sie "sich engagieren und den Dienst tun" und "hinausgehen, um zu helfen". Drei Punkte machen laut Mendel die Diakonie aus. Sie solle helfen, wenn es nötig ist. Sie müsse gut organisiert und strukturiert sein. Sie "muss schreien, wenn es nötig ist, und für andere einstehen". "Schreien" sei vor allem dann notwendig, wenn man die Mitgliederzahlen des Vereins betrachtet, denn der Pflege drohten die Kräfte auszugehen.

Nach einem selbstgedichteten Lied des Mitarbeiterchors ging Vereinsvorsitzender Klaus Buechler auf die Geschichte des Krankenvereins ein. Dieser gründete sich am 17. September 1888. Es war die Zeit der rasanten Industrialisierung und Urbanisierung. Die medizinische Versorgung war mangelhaft, die Arbeitsbedingungen schwierig, die Unzufriedenheit großer Bevölkerungsteile groß. Buechler ging auch auf die neuere Zeit ein und würdigte das Engagement von Geschäftsführer Martin Albrecht und die Verdienste des Ehrenvorsitzenden Helmut Danner. Dieser habe schon immer den Wunsch geäußert, dass die Landtagspräsidentin einmal zum Verein nach Gunzenhausen kommen möge.

Landrat Gerhard Wägemann lobte die Vereinsmitglieder dafür, dass sie "solidarisch, selbstlos und ehrenamtlich" agieren, und den Verein an sich, der mit seinem Pflegezentrum mit Kurzzeitpflege eine echte Vorreiterfunktion im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen spielte. Dieses Modell fand schnell Nachahmer. MdL Manuel Westphal sprach den Pflegekräften seine Wertschätzung aus. Wichtig sei die enge Zusammenarbeit mit den Kommunen bei der Bewältigung dieser Aufgabe.

Von Wertschätzung für den Pflegedienst sprach auch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Pflege könne nur funktionieren, wenn Professionalisierung und Ehrenamtlichkeit miteinander korrespondierten. Neben der ambulanten Pflege solle deshalb auch die stationäre Pflege nicht vergessen werden.

Barbara Stamm gehalten bezeichnete die 130-Jahr-Feier als "stolzes Jubiläum". Sie ging auf die Anfänge des Vereins ein und schrieb den Pionieren Empathie und Weitblick zu. Auch wenn die Technik noch nicht so fortgeschritten war, könne vielleicht der Kontakt intensiver gewesen sein, oder vielleicht sei das Wort Barmherzigkeit damals öfter über die Lippen der Menschen gekommen. Stamm betonte, der persönliche Kontakt und die "warme Hand eines Menschen" könnten nicht ersetzt werden. Neue Robotertechniken könnten Unterstützung leisten, mehr aber auch nicht. Sie lobte die Diakonissinnen und Schwestern, die früher unterwegs waren, um Menschen zu helfen. "Die waren immer da!", so Stamm mit Bewunderung. Die Zeit, die Menschen für andere aufbringen, sei ein großes Thema im Bereich der Pflege. Stamm forderte, "Menschlichkeit, Humanität und Verantwortung nicht außer Acht zu lassen".

Was aber habe es mit dem "Brennpunkt Pflege" auf sich? Und wer rede schon gern über Brennpunkte? Wenn es in der Pflege nicht gut laufe, müsse selbstverständlich darüber berichtet werden. Jedoch überwiege bei weitem das Positive, nämlich Pflege, die mit Empathie geleistet wird, gegenüber dem Negativen. Und über dieses Positive müsse berichtet und informiert werden. Die Menschen, die diesen Dienst tagtäglich ausführen, hätten es nicht anders verdient. Bestimmte Leistungen seien bereits ausgebaut worden, das solle anerkannt werden, beispielsweise die Hausgemeinschaften für demente Menschen. Und es gebe neue Herausforderungen, die Zahl der Pflegedürftigen werde steigen.

Im Kern geht es für Stamm um die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Deshalb dürfe man nicht fragen: "Was darf der Mensch kosten?" Es solle sich vielmehr an Artikel 1 des Grundgesetzes orientiert werden, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Neben dem Verständnis, das für Pflegebedürftige aufgebracht werden solle, betonte Stamm auch, dass eine Entlastung der Pflegekräfte notwendig sei und mehr Kräfte benötigt würden, da die Nachfrage nach Tages- und Nachtpflege steige.

"Manchmal bin ich sehr erschüttert", äußert sich Stamm über die geringe Zahl der Pflegekräfte und die falsche Einschätzung des Pflegebedarfs. Sie wolle wachrütteln und klarmachen, dass die Sehnsucht nach Zeit füreinander bestehe und dass auch die Kranken und Pflegebedürftigen ein soziales Umfeld bräuchten.

Erfolg des ganzen Teams

"Es ist unglaublich, was hier alles geleistet wird", fasste die Präsidentin ihre Einschätzung des Krankenvereins zusammen. Die Pflegekräfte seien eine große Stütze, und die Menschen können sich hier sehr gut betreut und geborgen fühlen. Dies sei nur durch Teamleistung möglich. Umso wichtiger sei, dass der Verein neue Mitglieder bekomme. Die Menschen in den Kommunen täten gut daran, die allgemeine Situation der Pflge zu bedenken und nicht minder, wie es ihnen persönlich einmal ergehen solle. Im Ergebnis solle der Beschluss stehen, Mitglied zu werden.

Musikalisch untermalt wurde das Fest durch den Mitarbeiterchor unter Leitung von Irma Laubinger und den Posaunenchor unter der Leitung von Sabine Fischer-Kugler.

 

Keine Kommentare