Gunzenhausen: "Highway to Hell" auf der Hensoltshöhe

25.2.2018, 18:12 Uhr
Gunzenhausen:

© Foto: Uli Gruber

Rund 1750 Menschen lassen sich verzaubern vom breitgefächerten Repertoire, dem hintersinnigen Humor des Quintetts und einer fast grenzenlosen Kreativität. In der Besetzung Matthias Hofmann, David Lugert, Jörg Schwartzmanns, Heiko Benjes und Bastian Hupfer geht es ohne Netz und doppelten Boden gleich zur Sache. Die Akteure bewegen sich beileibe nicht nur auf der Bühne. Ohne Berührungsängste wird die Menge ins Geschehen einbezogen. Small Talk in den Reihen der Zuhörer, die Aufforderung zum ungehemmten Mitmachen inklusive.

Gunzenhausen lässt sich nicht lange bitten, zwischen den singenden Entertainern und der erwartungsvollen Fangemeinde entwickelt sich schnell eine Symbiose. Das von Veranstalter Klaus Seeger apostrophierte "gigantische Konzert" nimmt Konturen an. Prägend sind nach wie vor die reinen, ausdrucksstarken Stimmen. Vom einstigen Chorknaben- und Boygroup-Image ist jedoch kaum etwas übrig geblieben. "Vox-Pop" wird der aktuelle Stil bezeichnet, garniert mit beeindruckenden Lichteffekten und einer effektvollen Choreografie.

"Viva Voce" gewährleistet stets die Affinität zum Außergewöhnlichen. In einem Medley der Kontraste ergänzen sich Tenorarien und Bierzeltkracher zum Toleranzprojekt. Giacomo Puccini und Heino weichen konventionelles musikalisches Denken auf. Von "Nessun dorma" zu "Blau, blau, blau blüht der Enzian" – in rasanter Manier verliert der künstlerische Anspruch seine Unschuld. Dies muss aber kein Makel sein, in der Akzeptanz liegt die Würze. Davon haben die Hochbegabten genug. Gute Unterhaltung darf provozieren, noch dazu, wenn es mit einem Augenzwinkern geschieht.

"Die Gedanken sind frei", lautet ein weiterer beziehungsreicher Titel. Immer wieder offenbaren die fünf Herren Einblicke in ihre Persönlichkeit. Liebeslieder, Balladen und Sakrales gehören ebenso zum Programm wie der "Mut zur Lücke". Selbstverständlich kommt auch der Klamauk nicht zu kurz, worunter die Professionalität und das sprachliche Niveau keineswegs leiden. Im Gegenteil: Sämtliche Texte bestechen durch Wortwitz und Ideenreichtum. Ausgewogen gestalten sich die Solo- und Ensemblesequenzen. Jeder kommt zum Einsatz, bringt seine Vorzüge punktgenau zur Geltung. Und bedarf es doch einmal instrumentaler Begleitung, dann wird mit täuschend echt klingenden Lauten das fehlende "Werkzeug" imitiert.

Im Saal sind unter anderem etliche Schwestern der Hensoltshöhe. Sie verzeihen die köstliche Persiflage auf den legendären "Highway to Hell" von AC/DC. Dennoch dürfte sich ihr Geschmack wohl eher an der "Leuchtturmfunktion" oder dem ergreifenden "Hallelujah" orientieren.

Alle Wünsche erfüllt

"Viva Voce" hat zur Feier des Abends für nahezu alle Wünsche das Passende im Gepäck. Selbst Techno, Reggae, Jazz und Swing können mit flexiblem Timbre publikumswirksam intoniert werden. Jubiläen sind auch ein willkommener Anlass, um zurückzublicken. Auf 20 Jahre, die es in sich hatten. Deshalb die Songumwandlung: "Über 20 Brücken musst du gehen".

Logisch, dass es am Ende der Veranstaltung stehende Ovationen gibt. Bei den Zugaben dominiert "Fränggisches", ein großer gemeinsamer Chor macht die rot-weiße Glückseligkeit perfekt. Die "Jungs" von "Viva Voce" stehen anschließend genauso uneitel wie bei ihrem Auftritt im Foyer zu kurzweiliger Plauderei zur Verfügung. Schon während des Konzerts hatten sie bekannt: "Mit euch hier zu sein ist ein Geschenk!".

 

 

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