Gunzenhausen: Jugendliteraturpreis für Cynthia Beyl

20.2.2017, 18:24 Uhr
Gunzenhausen: Jugendliteraturpreis für Cynthia Beyl

© Marianne Natalis

"Wie die Schneekönige" haben sich die Initiatoren des Jugendliteraturpreises gefreut, als im vergangenen Oktober ein Gedicht nach dem anderen "eintrudelte", erklärte Dr. Johann Schrenk, der Vorsitzende der Kulturinitiative Altmühlfranken, anlässlich der Preisverleihung im Haus des Gastes in Gunzenhausen. War die Premiere mit über 70 Kurzgeschichten bereits auf ein weit größeres Echo gestoßen als erhofft, so wurde dieses Ergebnis nun in der zweiten Auflage mit eingereichten 83 Arbeiten noch einmal übertroffen.

Eine "mittlere Sensation", so Schrenk, mit der angesichts des diesmal gestellten Themas "Schreib ein Gedicht" niemand gerechnet hatte. Im bis über den letzten Platz hinaus gefüllten Markgrafensaal – nicht nur für Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein würdiger Rahmen für diesen Anlass – warteten viele Jugendlichen mit ihren Eltern gespannt auf die Bekanntgabe der Preisträger. 14 Gedichte hatte die sechsköpfige Jury, bestehend aus Buchhändlern, Lehrern und Bibliothekaren, in die engere Auswahl genommen und kürten neben dem Gedicht von Cynthia Beyl noch die Arbeiten von Benjamin Jetishi aus Roth und Philipp Wahlenfeld aus Georgensgmünd.

Da Cynthia Beyl derzeit auf Kreta in der Flüchtlingshilfe tätig ist, nahmen ihre Eltern Petra und Walter Beyl den Preis entgegen. Dennoch erhielt das Publikum im Haus des Gastes einen persönlichen Eindruck von der Gewinnerin, denn Schrenk vermittelte ihr die frohe Botschaft via Telefon. "Wow, cool", lautete die erste Reaktion der 19-Jährigen.

Gunzenhausen: Jugendliteraturpreis für Cynthia Beyl

© Marianne Natalis

Für Jurymitglied Melena Renner, Buchhändlerin aus Gunzenhausen, ist das Gedicht eine "schöne Verknüpfung von Sprache und Thema", die Probleme der Jugendlichen seien sprachlich "toll verpackt und herausgearbeitet". Angelika Page von der Weißenburger Bücherei gefiel das aktuelle Sujet und die gute Darstellung der Situation der heutigen Jugend. Andrea Schwarz schließlich, Lehrerin am Gunzenhäuser Simon-Marius-Gymnasium, lobte den Text als "sehr authentisch" und "berührend aktuell".

Suche nach der Identität

Längst plagt die Kids von heute nicht mehr die Sorge, dass morgen überhaupt etwas zu essen auf dem Tisch steht, vielmehr die ständige Angst, zu viel zu essen und zu dick zu werden. Selbstzweifel und Identitätssuche in einer Welt, die zwar in der Regel materielle Absicherung bietet, aber darüber hinaus allen Grund für Zukunftsängste, darum geht es in Cynthia Beyls Poetry-Slam-Gedicht. In rap-artigem Rhythmus fordert es die Eltern auf, zu ihren Kindern zu stehen. Sie sollen ihnen helfen, zu lernen im Regen zu tanzen und zu erkennen, dass das Glas halbvoll — und nicht halbleer — ist.

Ein aktuelles Thema hat auch Benjamin Jetishi mit "Netzliebe" aufgegriffen, für das er den 2. Preis und damit 500 Euro erhielt. Instagram und Snapchat sind die Foren, in denen sich die "digital natives" wie Fische im Wasser bewegen, ein "gefällt mir" ist per Daumen hoch schnell vergeben, auch mit Herzchen spart man in den social medias nicht. Doch so ein virtuelles Herz bedeutet nichts, das ist die traurige Lehre, die Jetishis Protagonist in seinem Gedicht ziehen muss. Der 18-Jährige aus Roth, der die Weißenburger FOS besucht, drücke in seinem Text in gut gewählten Worten aus, welche Bedeutung die virtuelle Welt für die heutige Jugend hat, so die Meinung der Jury.

Erloschene Sterne

Größer könnte der Kontrast zu dem Gedicht des Drittplatzierten nicht sein. Unter dem harmlos erscheinenden Titel "Frühsommer" hat er einen sehr anrührenden und poetischen Text verfasst, der selbst Dr. Johann Schrenk beim Vortragen bewegt ins Stocken bringt. Ein Gedicht, "das betroffen macht" und noch lange nachwirkt (Barbara Seubert, Senefelder-Schule), sprachlich schön und "von semantischer Dichte" (Andrea Schwarz), loben denn auch die Juroren.

Mit der Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten hat sich Philipp Wahlefeld ein sehr schweres Thema ausgesucht, verhebt sich dabei aber nicht. Vielmehr arbeitet der 19-Jährige mit berührenden Metaphern. So stehen die am Himmel erloschenen Sterne für die ermordeten Juden. Schön und traurig zugleich findet das Angelika Page. Der Autor, der in Georgensgmünd lebt und das Werner-von-Siemens-Gymnasium in Weißenburg besucht hat, konnte sich neben der guten Platzierung noch über 250 Euro freuen.

 

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