Gunzenhausen: Kein Patentrezept gegen Gänse

26.7.2017, 17:43 Uhr
Gunzenhausen: Kein Patentrezept gegen Gänse

© Christian Wagner

Allerdings konnte auch er dem Gremium kein Patentrezept präsentieren, haben sich die Zahlen von 2009 (1425 Tiere) bis Juni 2017 (2653) doch fast verdoppelt. Im Rahmen ihrer Möglichkeit haben die Akteure versucht, über Populationskontrolle und Populationslenkung das Problem in den Griff zu bekommen. Immerhin verursachen die Graugänse durch die Äsung auf landwirtschaftlichen Flächen Schäden im fünfstelligen Bereich. Ganz zu schweigen von dem Aufwand, der nötig ist, um die Strände vom Kot der Vögel zu reinigen. "Die Konflikte nehmen zu", weiß auch der Referent, der auf einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen setzt.

Eier unfruchtbar machen

Zum einen ist da die Jagd auf die Tiere: Weil es nicht nur am Altmühlsee, sondern in ganz Bayern Schwierigkeiten mit dem erhöhten Gänseaufkommen gibt, wurden die Jagdzeiten auf den Zeitraum vom 1. August bis 15. Januar ausgeweitet. Für sitzende Jungtiere wurde am Altmühlsee zudem zwischen dem 1. und 31. Juli die Schonzeit aufgehoben. "Es könnte aber noch mehr gemacht werden", zeigte sich Wagner überzeugt. Weitere Impulse erhofft er sich von einer Veranstaltung zu Thema Lockjagd auf Wildgänse.

Eine weitere Maßnahme ist die sogenannte Gelegebehandlung: Auf der Insel vor Schlungenhof wurden Eier durch Anstechen unfruchtbar gemacht, so dass die Küken gar nicht erst schlüpfen. 2015 wurde diese Methode bei 17 Eier durchgeführt, heuer bei 26. Für nächstes Jahr kündigte Wagner eine Ausweitung auf umliegende Gebiete an.

Hinter dem Begriff "Junggansentnahme" verbirgt sich das Wegfangen junger Tiere, die das Gelege verlassen haben. Sie werden, wie ZVA-Vorsitzender Karl-Heinz Fitz erklärte, fachgerecht getötet und verwertet. Damit sprach er die Vermarktungsmöglichkeit als Wildbret an. Auf diese Weise wurde ihre Zahl 2016 um 29 und in diesem Jahr um 41 reduziert.

Unter den Oberbegriff Populationslenkung fallen beispielsweise Vergrämungsmaßnahmen wie Zäune, um die Vögel von den Liegewiesen und Stränden fernzuhalten. Als nützlich, aber sehr aufwändig hätten sich mit Bändern überspannte Felder erwiesen.

Zudem wurden in Bereichen, in denen es nicht zu Konflikten mit anderer Nutzung kommt, Ablenkungsflächen geschaffen. Das sind zum Beispiel Rampen, mit deren Hilfe die Gänse einfacher aus dem Wasser kommen. Dadurch sollen sie genau an die Stellen gelockt werden, an denen sie wenig Schaden anrichten.

Das Projekt — von 2009 bis 2011 gab es übrigens bereits ein Vorgängerprojekt — wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit Mitteln des Landwirtschaftsministeriums aufgelegt und läuft Ende des Jahres aus. "Wir wollen aber, dass es weitergeht", machte Wagner klar und appellierte an das Gremium: "Wir brauchen politischen Druck."

Fortsetzung notwendig

Auch für Fitz sollten diese guten Ansätze weitergeführt werden. "Es ist zwar fast nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber viele Bausteine sind besser, als nichts zu tun." Wie der Referent sieht er ebenfalls ein großes Potenzial in der Jagd, eine Ausweitung der Jagdflächen wäre deshalb seiner Ansicht nach sinnvoll. Ähnlich sah das Landrat Gerhard Wägemann, der eine Fortsetzung des Projekts für zwingend notwendig erachtet und Minister Helmut Brunner bereits kontaktiert hat.

Er sprach sich dafür aus, die Jagd direkt am See (die Vogelinsel ausgenommen) wie es beispielsweise am Brombachsee möglich ist, zuzulassen. Auch die Gelegeentnahme sollte dort möglich sein. Diese Methode halte er für sinnvoller als die Jagd und die Tötung von Jungtieren. Schnelle Erfolge erwarte er zwar nicht, doch sollte das Problem beherrschbar gemacht werden. Denn: "Es macht uns großen Kummer im Bereich des Tourismus."

Keine Kommentare