Gunzenhausen: Keine Entwarnung beim Borkenkäfer

14.2.2018, 06:28 Uhr
Gunzenhausen: Keine Entwarnung beim Borkenkäfer

© Martin Müller

Einerseits ist er froh, dass – nach mehreren trockenen Jahren – die kräftigen Niederschläge im Spätherbst und Winter "die Bodenwasserspeicher wieder aufgefüllt haben". Bereits im Oktober 2017 sei das durchschnittliche Niederschlagssoll erreicht gewesen, alles, was danach noch kam, "hat die Reservoirs gefüllt; Bäume und Wald sind gut versorgt".

Andererseits weiß Stemmer, dass in den Wäldern noch viel Arbeit aus dem Borkenkäferjahr 2017 liegen geblieben ist: "Es sind noch nicht alle Brutstätten aufgearbeitet", sagt der Forstwissenschaftler, der die Behörden-Außenstelle in der Altmühlstadt seit Herbst 2016 leitet. Zuletzt seien sogar weitere Stellen aufgetaucht, die man daran erkennen könne, dass der Specht die Rinde, unter der er nach Käferlarven sucht, vom Stamm ablöst.

Und weil die Region auch in gewissem Umfang von Sturmschäden und Schneebruch betroffen war, liegen in den Forsten auch noch einige Opfer von "Burglind", "Herwart" und "Xavier" herum, laut Stemmer mitunter auch "am Rand alter Käfernester". Diese geworfenen Stämme bildeten naturgemäß ein "großes Potenzial" für den Borkenkäfer, der derzeit unter Rinden und im Boden darauf warte, dass die Temperaturen wieder steigen. Um dann in Massen auszuschwärmen und genau solche "Angebote" für die Eiablage zu nutzen.

Deshalb richtet Stemmer, der sich in diesen Tagen in Gesprächen mit Waldbesitzern einen genaueren Überblick über die aktuelle Lage verschaffen will, an diese einen eindringlichen "Appell für eine saubere Waldwirtschaft". Sie müssten diese potenziellen Brutstätten dringend aufarbeiten und befallenes Holz aus dem Wald entfernen.

Das Problem: Genau jener nachhaltige Niederschlag, über den sich Forstfachleute und Waldbesitzer so freuen, macht letzteren diese Aufgabe nun besonders schwer: "Bei diesem feuchten, sumpfigen Boden geraten die Harvester an ihre Grenzen", beschreibt Stemmer das Dilemma mit den schweren Holzerntemaschinen. Denn: Ihr Einsatz würde massive Bodenschäden anrichten.

"Stark beeinträchtigt"

Kleinere Forstbesitzer, bei denen es lediglich um ein paar Stämme zur Eigenverwertung gehe, seien davon nicht in diesem Umfang betroffen, sagt Stemmer. Sie arbeiteten meist nicht mit diesen großen Maschinen und richteten deshalb auch keine größeren Schäden an. Die Durchforstung und größere Einschläge seien hingegen "stark beeinträchtigt", weiß der studierte Forstwissenschaftler, der es gleichwohl für "nicht ratsam" hält, derzeit mit schwerem Gerät im Wald zu arbeiten.

Und so bleiben Stemmer, der angesichts eines "weiterhin erhöhten" Borkenkäfer-Bestandes "keine Entwarnung" geben will, zwei Hoffnungen: Zum einen, dass es bald möglich sein wird, die notwendigen Arbeiten im Wald zu erledigen und so dem Baumschädling noch vor dem Ausschwärmen die Brutreviere zu verknappen.

Und zum anderen, dass ihm in den nächsten Wochen ein winziger Helfer kräftig unter die Arme greifen wird: ein Pilz, der die Brut und die Larven des Borkenkäfers unter den Baumrinden schädigen kann. Das könnte die Laune der Waldexperten dann allerdings massiv verbessern.

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