Gunzenhausen: Kreischende Frauen und Bananen im Tanga

13.9.2018, 06:28 Uhr
Gunzenhausen: Kreischende Frauen und Bananen im Tanga

© Sophia Raab

Am Eingang des Festzeltes stehen zwei Security-Männer. Heute wird der Eingang des Regionalzelts auf der Gunzenhäuser Kirchweih besonders gut bewacht: "Ladies-Night" prangt auf einem Schild, bis 22 Uhr herrscht hier Männerverbot. Freundlich wird Frau in das Zelt zur Kasse gelotst. Für die ersten 100 Damen gibt es Sekt, gleich neben der Kasse kann man sich mit Düften besprühen lassen.

Der Umhang fällt, und eine Lederkluft kommt zum Vorschein, von der man annehmen kann, dass es sich hierbei nicht ausschließlich um die "Dienstkleidung" eines Feuerspuckers handelt. Die Lautstärke steigt. Der kräftig gebaute Mann greift sich den Stuhl, das Geschrei wird lauter, steigt in höchste Tonlagen. Der Mann wendet sich ans Publikum, Arme schnellen in die Luft. Eine Dame wird ausgewählt und von starken Armen auf die Bühne getragen.

Sie bekommt den Ehrenplatz auf dem einzigen Stuhl, während der leicht bekleidete "Wild-Boy" zur Musik performed. Stolz wird der Körper präsentiert, und die Hände der Frau geraten beinahe bis zu verbotenen Bereichen. Nur noch die wichtigsten Stellen bedeckt, schwingt sich der Stripper auf den Schoß der Frau und räkelt sich auf ihr. Schon nach diesem ersten Auftritt tropft der Schweiß von der Decke.

Die Hüllen fallen

Recht harmlos beginnt der nächste "Wild Boy" mit dem Hit "Cotton Eye Joe" seine Show. In schwarzer "Swat"-Uniform und Sonnenbrille tanzt er mit seiner "Herzdame" auf der Bühne. Der typisch amerikanische Country Song wird — passend zum Auftritt — schnell vom anzüglichen "Candy Shop" abgelöst. Die Hüllen fallen, und der Latin Lover-Typ schmeißt sich auf die aufgeregte Kandidatin, die ihren leicht bekleideten Showact mit Bodylotion eincremen darf. Sehr zum Vergnügen der tobenden Zuschauerinnen, denen der Stripper ebenfalls auf die Pelle rückt und seine trainierten Muskeln von ihnen begutachten lässt. Als am Ende nur noch eine amerikanische Flagge vor einem Blick in ungeahnte Tiefen schützt und die Hand der Frau unter die Flagge geführt wird, herrscht Ausnahmezustand.

Gunzenhausen: Kreischende Frauen und Bananen im Tanga

© Sophia Raab

Angefangen hatte die Ladies-Night wesentlich weniger spektakulär: Eine Trachtenschau ist der erste Programmpunkt und sorgt für klatschende Gäste und erwartungsvolles Strahlen in den Augen der Frauen, die in Gedanken bestimmt schon ihr nächstes Dirndl einkaufen. Die Models von "Päckerts Trachten-und Landhausmode" tänzeln über die Bühne und präsentieren die Tracht von ihrer besten Seite. Fröhliche, gut gelaunte Gesichter sind im Publikum sowie bei den Models zu sehen.

Der Moderator kündigt jedes Mannequin an und fordert die Masse auf zu jubeln. Zum Finale überrascht Musiker David Hoyer mit dem Wies’n-Hit "Hulapalu" von Andreas Gabalier sowie Konfetti — und lässt die Menge tanzen.

Später am Abend: Der letzte Tänzer der "Men Show" betritt die Bühne. Vom Moderator wird er als "Magic Mike" angekündigt. Ein Raunen geht durch die Reihen, denn nahezu jedes weibliche Wesen in diesem Raum scheint sich an den bekannten Film zu erinnern. Wie auf der Leinwand tritt der Mann mit schwarzem Jackett, Hut und Regenschirm auf die Bühne. Passend dazu erklingen die Weather Girls mit "It’s Raining Men".

Selbstbewusste Dame

Von rhythmischem Klatschen begleitet, zeigt er seine besten Tanzschritte. Als nun die passende Frau ausgesucht werden muss, zeigt sich eine Dame auffällig im Publikum. Sie kommt auf die Bühne und bringt die Mädels zum Kreischen, indem sie selbstbewusst auf den Herren eingeht. An einer Stelle dieses Auftritts würde wohl so mancher Ehemann einschreiten: als der "Wild Boy" der Dame die Augen verbindet, eine Banane zückt, diese schält und in seinen Tanga steckt.

Gunzenhausen: Kreischende Frauen und Bananen im Tanga

© Sophia Raab

Was nun kommt, war wohl jedem im Publikum klar: Die ihrer Sehkraft beraubte Dame durfte nichts ahnend die Banane verspeisen — der Punkt der Show, an dem der schrille Lärmpegel nicht mehr aufhören will. Und dann bringt die Frau, inzwischen von ihrer Augenbinde befreit und keinen Handgriff bereuend, ihrerseits sogar "Magic Mike" ins Schwitzen, der ein ums andere Mal ihre Finger von seinem Körper wegnehmen muss, um einen bösen Fauxpas zu vermeiden. Den Frauen scheint’s zu gefallen, was am Gelächter und am Applaus erkennbar ist.

Beim Finale werden noch einmal alle Performer auf die Bühne gebeten und zeigen ein letztes Mal viel nackte Haut. Schriller Jubel ertönt aus dem Publikum, und die "Wild Boys" werden verabschiedet. Mit einem seligen Grinsen verlassen die einen, mit fassungslosem Staunen die anderen das Regionalzelt — und der Rest der "Ladies" lässt sich von David Hoyer weiter die Nacht versüßen.

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