Gunzenhausen: Manche Kombinationen sind tabu

31.5.2016, 07:27 Uhr
Gunzenhausen: Manche Kombinationen sind tabu

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In den bayerischen Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg nämlich wird schon seit einigen Wochen kein Autokennzeichen mit den Initialen „IS“ mehr vergeben. Der Grund: Man wolle vermeiden, dass Sympathisanten des „Islamischen Staates“ damit ihre Wertschätzung für die Terrormiliz ausdrücken könnten. Eine Haltung, mit der Konrad Kahlert, im Landratsamt Weißenburg Leiter der Abteilung 3 „Zentrale Angelegenheiten, Sicherheit, Verkehrswesen“ und als solcher für die Vergabe der Kennzeichen zuständig, wenig anfangen kann.

Die Zulassungsbehörden vollzögen Bundesrecht, stellt Kahlert im Gespräch mit dem Altmühl-Boten zunächst einmal klar. „Und wenn die Länder Bundesrecht vollziehen, dann neigen sie dazu, Wert auf Einheitlichkeit zu legen“, fügt er hinzu. Der Freistaat Bayern jedenfalls „macht einheitliche Vorgaben von Aschaffenburg bis Passau“, weshalb er es schon „relativ bemerkenswert“ findet, dass vereinzelte Zulassungsbehörden „eine Splitterlandkarte aufmachen“.

In den Zulassungsstellen in Gunzenhausen und Weißenburg jedenfalls gebe es „kein Weißenburger Landrecht“, betont Kahlert, nachdem das bayerische Innenministerium bislang keinen Anlass sah, die Buchstabenkombination „IS“ zu verbieten. Jedenfalls „solange es nicht massenhaft auftritt, dass eine zwielichtige Klientel“ danach verlange.

Gegen die guten Sitten

Keinerlei Toleranz hingegen gebe es bei Initialen, die bereits seit Jahrzehnten auf dem politischen Index stehen, weil sie laut Fahrzeugzulassungsverordnung „gegen die guten Sitten verstoßen“: HJ, KZ, SS, NS und SA — allesamt also Abkürzungen aus der finstersten Epoche der deutschen Geschichte. Nur vereinzelt, vermutet Kahlert, könnte es noch ein „paar hochbetagte Kutschen“ geben, die mit solcherlei Kennzeichen bestückt sind; eine „Zwangsumkennzeichnung“ sei nämlich in der betreffenden Empfehlung des Bundes, die, so schätzt Kahlert, aus den 1970er-Jahren stammen dürfte, nicht vorgesehen gewesen.

Ebenfalls unerbittlich sind die Mitarbeiter der Zulassungsstellen bei den — nicht ausdrücklich indizierten — Initialen „AH“ (Adolf Hitler) und „HH“ (Heil Hitler), wenn sie in Kombination mit zweifelhaften Zahlenkombinationen stehen: „18“ (der erste und achte Buchstabe des Alphabets, also „AH“), „88“ und „28“ (steht für B und H — und damit für die militante Neonazi-Organisation „Blood and Honour“). Bei „AH“ und „HH“ ohne diese Zahlen gebe es kein generelles Verbot, allerdings sehe man sich den jeweiligen Autofahrer und dessen Motiv für das Wunschkennzeichen genauer an.

Und auch beim „IS“ reagierten die Schalterdamen inzwischen durchaus sensibel: „Vor etlichen Wochen“, erinnert sich Kahlert, „war mal einer da, der ein Wunschkennzeichen mit ,IS‘ wollte. Mit dem haben die Mitarbeiter gesprochen und ihm schmackhaft gemacht, dass er ein anderes Kennzeichen nimmt“.

 

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