Gunzenhausen: Musikalische Reise durch Bella Italia

19.5.2018, 18:20 Uhr
Gunzenhausen: Musikalische Reise durch Bella Italia

© Bernadette Rauscher

Alles begann mit dem Florentiner Marsch. Dieses Musikstück des böhmischen Komponisten Julius Fuik voller Fröhlichkeit und italienischem Lebensgefühl lachte Kapellmeister Mario Hendreich so aus seiner reichen Musiksammlung an, dass das Motto des Frühjahrskonzerts ohne weitere Fragen feststand: Viva Italia! Nach über zwölf Monaten intensiver Vorbereitung ist nun ein vielseitiger und hochwertiger Konzertabend entstanden, der das Publikum in mediterrane Gefilde entführte und das Fernweh wachkitzelte.

Den Einstieg in den langen, aber keineswegs langweiligen Abend übernahm die Bläserklasse unter der Leitung von Laura Link. Geschickt holten die Nachwuchsmusiker die Zuhörer mit drei Stücken aus dem Alltag und stimmten auf die besonderen Konzertstunden ein. Die Spielfreude und die Begeisterung am Musizieren waren dabei stets so präsent, dass das Publikum gar keine andere Wahl hatte, als gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen in den Abend zu starten.

Was folgte war eine musikalische Reise quer durch ein buntes Land mit bewegter Geschichte. Schon das Stück "Sa Musica" von Jakob de Haan war mit seinen mächtigen, epischen Takten, aber auch getragenen, fast melancholischen Passagen so vielseitig wie Italien selbst. Mit heroischen Motiven zauberte der Eroberungsmarsch die Antike in den Bethelsaal der Hensoltshöhe.

Sehnsucht nach Sonne

Doch selbstverständlich ist Italien nicht nur historisch ein bedeutsames Land. Durchforstet man sämtliche Statistiken der letzten Jahrzehnte, so ist der Stiefel stets unter den Top drei der beliebtesten Reiseziele Europas. Mit sämtlichen gängigen Melodien aus "Italo Pop Classics" regte die Jugendkapelle die Zuhörer nicht nur zum Mitsummen und Takt-mit-klopfen an, sondern infizierte das Publikum auch gleich mit Reisefieber und Sehnsucht nach Sonne und Meer.

Bis zum Höhepunkt des Abends mussten sich die Konzertbesucher allerdings noch bis kurz vor der Pause gedulden. Dann nämlich setzte Jan Menhorn zu "Der Carneval von Venedig" an, einem Solostück von August Angst, und zeigte sein virtuoses Können an der Trompete. Musik ist schön, macht aber viel Arbeit, wusste schon Karl Valentin. Die Schönheit schimmerte durch jeden Ton, von Anstrengung und Arbeit war nichts zu erkennen: Mit großer Selbstverständlichkeit und Souveränität balancierte Menhorn durch noch so komplizierte Läufe.

Dabei schaffte es der Solist nicht nur, durch die Noten zu tanzen, sondern erzählte dem Publikum auch eine Geschichte. Er holte Venedig in den Konzertsaal und führte als Gondoliere durch die verwinkelten Kanäle der Stadt und dies so überzeugend, dass die Zuhörer das Wasser fast riechen und die Sonne auf den Wellen glitzern sehen konnten. Für Gesprächsstoff in der Pause und nach dem Konzert war nun jedenfalls gesorgt.

Dieses Frühjahr ist allerdings nicht irgendeines für die Jugendkapelle: Es ist ein Frühjahr der Umbrüche, der Abschiede und Neuanfänge. Und so turbulent war auch der Ehrungsblock. Nach großem Applaus für Leonie Hendreich für die bestandene D 2-Prüfung an der Trompete, widmete sich die "JuKa" den eher wehmütigen Aspekten der Vereinsarbeit: Gleich sieben Mitglieder wurden als aktive Musiker aus dem Ensemble verabschiedet. Die meisten von ihnen spielten bereits ihr halbes Leben dort. Und das stets unter der Vorstandschaft von Ute Kirchdörfer. Nach 14 Jahren legt nun auch sie ihr Amt nieder und wurde tränenreich und mit Standing Ovations der Konzertbesucher verabschiedet.

Mit einem bewegenden Video dankte der ganze Verein seiner "Organisatorin, Reiseleiterin, Moderatorin, Aushilfsmusikerin, Kindergärtnerin und Jugendkapell-Mama". Auch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und hob die gute und enge Zusammenarbeit von der Stadt und der Vorsitzenden der Jugendkapelle hervor.

Kathrin Sixtbauer wird nun diese Rolle übernehmen. Auch sie ist ein Kind der Jugendkapelle, war selbst 10 Jahre lang als Musikerin aktiv. Inzwischen ging diese Tradition in die nächste Generation über, und ihre eigenen Kinder sind Teil der Kapelle.

Freilich trete sie nun ein großes Erbe an, aber, so Kathrin Sixtbauer: "Wer nur in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen." Dieser erste Konzertabend mit ihr als Vorsitzende war auf jeden Fall ein gelungener Anfang der weiteren musikalischen Reise.

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