Gunzenhausen: Neues Baugebiet an Nürnberger Straße

21.4.2017, 18:05 Uhr
Gunzenhausen: Neues Baugebiet an Nürnberger Straße

© Limes-Luftbild.de

Landschaftsplanerin Lucia Ermisch aus Roth stellte einen ersten Entwurf für den Bebauungsplan in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses vor. Der Knackpunkt, an dem sich die Geister scheiden, ist dabei die Verkehrsführung. Man habe versucht, das Gebiet verkehrstechnisch so zu gestalten, dass es für die Anwohner möglichst wenig belastend sei. Bei innerstädtischer Bebauung gebe es hier immer Probleme, man werde es nie schaffen, alle Wünsche unter einen Hut zu bringen. Die vorliegende Planung sei aber die mit "der größten Akzeptanz"

Auf dem rund drei Hektar großen Areal zwischen Nürnberger und Wolfgang-Krauß-Straße sollen laut Ermisch "vielfältige Wohnstrukturen" entstehen, also Ein- und Mehrfamilienhäuser ebenso wie beispielsweise Seniorenwohnen. Erschlossen werden soll das Gebiet hauptsächlich über die Nürnberger Straße, eine Zu- und Ausfahrt zu Wolfgang-Krauß-Straße ist geplant, inwieweit sie aber tatsächlich genutzt wird oder eher als zweite Zufahrt für Rettungskräfte vorgehalten wird, steht noch nicht fest.

Mit dem Baugebiet wird in Gunzenhausen Neuland betreten. Das Areal ist in Besitz der Stiftung Hensoltshöhe (ehemaliger Kindergarten und Wiese), der Eißfeld Wohn- und Gewerbebau GmbH (das ehemaligen Anwesen von Rolf Loos) sowie der ITB Gunzenhausen B.V. & Co.KG (früheres Hering-Gelände, östlich des neuen Aldis). Erstmals haben sich hier drei Inhaber von großen innerstädtischen Flächen zusammengesetzt, um eine gemeinsame Planung auf den Weg zu bringen. Der Stadt gehören keine Flächen, und sie hat auch nicht vor, machte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in der Sitzung deutlich, welche zu kaufen.

Vorgaben allerdings kommen aus dem Rathaus schon, Ermisch fasste kurz die wichtigsten zusammen. Die Stadt legt Wert auf eine gemeinsame Erschließungsstraße, das ist nun geplant. Lediglich in einen Bereich der Stiftung Hensoltshöhe, die über den größten Anteil an dem Areal verfügt, soll eine Privatstraße führen. Stellplätze auf dem Gelände und vor allem auch eine Tiefgarage sind vorgesehen, ebenfalls angedacht ist die Fußwegverbindung von der Wolfgang-Krauß- zur Nürnberger Straße.

Eine große Rolle spielt der Lärmschutz, da das Gebiet vielfach beschallt wird. So liegen im Norden die vielbefahrene Nürnberger Straße, die Firma Bosch und die Bahn, aber auch die Firma Halbig zählt dazu, da hier nachts angeliefert wird und sie zudem einen Abschleppdienst vorhalten. Hier sollen Lärmschutzwände weiterhelfen. Außerdem kann bei der Wohnbebauung, die zur Nürnberger Straße etwas höher wird, laut Ermisch darauf geachtet werden, dass nach Norden lediglich Funktionsräume wie Bad und Küche liegen, die eigentlichen Wohnräume samt Balkone gehen nach Süden.

Bei der CSU, den Grünen und den Freien Wählern fand das Vorhaben im Großen und Ganzen Zustimmung. Karl Gutmann (CSU) sprach von einer "ordentlichen Planung", Helga Betz (Grüne) meinte, der zusätzliche Verkehr sei später sicher nicht so schlimm wie befürchtet und Dr. Werner Winter (FW) hatte vor allem den Fortbestand der Firma Halbig im Blick. Deren Inhaberin war bei allen Vorgesprächen mit eingebunden, versicherte Fitz.

Nur die SPD-Fraktion konnte sich mit der Planung nicht anfreunden. Sowohl Daniel Hinderks als auch Dr. Hans-Peter Neumann waren mit der Straßenplanung in dem neuen Baugebiet nicht zufrieden. Denn demnach wird die Haupterschließungsstraße des Baugebiets direkt neben dem Garten eines Anwohners in der Nürnberger Straße geführt, neben dem Verkehrslärm von Norden käme der von Osten noch mit dazu. Es werde "harte Einwände" geben, zeigte sich Neumann sicher. Man solle nicht dem Vorentwurf ins Verfahren gehen sondern erst mit einer fertig ausgearbeiteten und "guten" Planung.

Der betroffene Nachbar durfte in der Sitzung kurz sein Anliegen schildern — normalerweise haben nur Verwaltungsmitglieder, Stadträte und der Bürgermeister das Wort. Als Einziger, der wirklich tangiert sei, werde hier über ihn hinweggeplant, zeigte er sich mit dem bisherigen Verlauf nicht zufrieden. Er sprach von rund 120 Autos, die täglich ins neue Baugebiet ein- und ausfahren werden, das sei natürlich eine zusätzliche Lärmbelastung. Wie in Gunzenhausen mit betroffenen Anliegern umgegangen werde, sei "nicht o.k."

Die Mitglieder des Bauausschuss brachten dessen ungeachtet die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans, um das Gebiet künftig als Wohnbaufläche auszuweisen, einstimmig auf den Weg. Beschlossen wurde zudem, gegen die Stimmen der zwei SPD-Stadträte, die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans. Beides sind Empfehlungsbeschlüsse an den Stadtrat, der hier das letzte Wort hat.

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