Gunzenhausen: "Sauwetter" macht Fachleute froh

3.5.2017, 17:38 Uhr
Gunzenhausen:

© Jürgen Eisenbrand

Förster Stemmer geht’s gut, weil dem ärgsten Feind des Waldes derzeit schlecht geht: Die Nächte sind kühl, die Tage zumeist ebenfalls, da sei "der Borkenkäfer noch gar nicht zum Schwärmen gekommen". Der gefürchtete Baumschädling befinde sich deshalb "noch im Winterlager, also unter Baumrinden oder im Bodenstreu", und warte dort darauf, dass wärmere Tage kommen.

Geht es nach Stemmer, kann das ruhig noch etwas auf sich warten lassen. Denn der Fachmann hofft: "Vielleicht führt die feucht-kühle Witterung dazu, dass die lebenden Larven des Borkenkäfers verpilzen" — und dadurch absterben. Pilze seien nämlich "die größten Feinde" des Käfers.

Wasserspeicher noch nicht voll

Und auch die Wasserspeicher im Boden seien trotz des kräftigen Regens vom Dienstag, der fast ein Zehntel des üblichen Jahresniederschlags brachte, noch lange nicht voll: "Da bräuchte es schon noch mehr", sagt Stemmer. Noch könne der Wald seine Speicherfunktion gut erfüllen, es fließe kein Wasser oberflächlich ab. Aber der Boden sei dennoch noch lange nicht tief genug durchfeuchtet.

Trotz hoher Pegelstände einiger Bäche und obwohl mancherorts die Altmühl bereits großflächig über die Ufer getreten ist, sieht auch Michael Müller die Lage sehr entspannt. Der stellvertretende Leiter des Ansbacher Wasserwirtschaftsamts ist sogar "froh", dass seine Behörde nun in der Lage ist, beträchtliche Mengen Altmühlwasser in den trockenen Norden Bayerns überzuleiten: "Das tut auch dem Brombachsee gut", freut sich Müller.

Dessen Wasserstand sei während des trockenen Winters zu niedrig geblieben, da kämen die 14 Kubikmeter pro Sekunde, die seit Dienstagnachmittag und noch mindestens für weitere zwei Tage via Altmühlsee und -überleiter zugeführt werden, gerade recht.

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Gestern Mittag konnte Müller dem Altmühl-Boten am Telefon von konstanten (Pegel Thann) beziehungsweise schon wieder deutlich sinkenden (Aha) Wasserständen berichten. In Thann, zwischen Herrieden und Ornbau gelegen, stieg der Pegel immerhin so weit, dass die Meldestufe 2 überschritten wurde. "Das bedeutet, dass es zu großflächigen Ausuferungen kommt, bei denen auch einzelne Gebäude von Hochwasser betroffen sein können", erklärt Müller.

In Aha sei immerhin Stufe 1 ("erste Ausuferungen") erreicht worden, hier seien die Pegelstände jedoch bis gestern Mittag schon wieder kräftig gefallen.

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Die Überschwemmungen bei Unterasbach werden, so Müllers Prognose, vermutlich nur langsam wieder verschwinden, weil die Böden derzeit gesättigt seien und vom Oberlauf der Altmühl noch viel Wasser nachkomme. Auf die Frage, warum er dann nicht einfach mehr Wasser in Richtung Brombachsee pumpe — die Kapazität des Überleiters liegt bei 70 Kubikmetern pro Sekunde, also dem Fünffachen der derzeitigen Menge — entgegnet der Fachmann, dass "auch Hochwasserabflüsse wichtig für die Gewässer" seien. Denn: Viele Pflanzen und Tiere bräuchten "wechselfeuchte Lebensräume", um sich optimal entwickeln zu können.

Wenn es Petrus also schon mit Wanderern und Radlern, Hobbygärtnern und Freiluft-Gastronomen derzeit nicht gut meint, dann doch zumindest mit der Natur. Und mit Jürgen Stemmer und Michael Müller.

 

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