Gunzenhausen: Smartphone-Projekt an der Schule

22.10.2018, 17:38 Uhr
Gunzenhausen: Smartphone-Projekt an der Schule

© Thomas Pfaffinger

Welche Daten speichern Konzerne wie Google, Facebook und Amazon von den Nutzern? Was geschieht eigentlich mit diesen Daten? Wie sicher sind Dienste wie WhatsApp, Snapchat und Instagram? Wie kann man reagieren, wenn man Opfer von Cyber-Mobbing wird, mit genau diesen Fragen setzt sich das Projekt der Jugendsozialarbeiter Veronika Schmalz, Carola Schmidt (Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen) und Thomas Pfaffinger (Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen) auseinander. Unterstützt wurden sie dabei von dem hiesigen Medienpädagogen Stefan Schaller.

In den Büros der Jugendsozialarbeiter sitzen sie nahezu täglich: Verzweifelte Jungen und Mädchen, die in sozialen Netzwerken beleidigt oder bloßgestellt werden. Manche bereuen es bitter, Fotos von sich gepostet zu haben, die ihnen nun peinlich sind. Andere wiederum haben mit Kosten zu kämpfen, die ihnen durch Apps oder angebliche Gewinnspiele entstanden sind. "Wir müssen mit unseren Kindern über all diese Phänomene ins Gespräch kommen, ihnen frühzeitig Wissen an die Hand geben, damit sie mit dem Internet und all seinen möglichen Auswirkungen zurecht zu kommen", betont Sozialpädagogin Veronika Schmalz. Genau das will das Projekt "Bloßgestellt im Netz", das in den achten Klassen der beiden Schularten durchgeführt wurde.

In einem ersten Schritt gaben die Schüler ihre Handys ab und erhielt ein anderes Gerät. Sie sollten erraten, wem es gehört, etwa durch trotz Passwort sichtbare Fotos der Eigentümer. "Für viele war es ein seltsames und beunruhigendes Gefühl, das eigene Smartphone in den Händen eines anderen zu wissen", schildert Thomas Pfaffinger. "Ein jeder von uns hat darauf viele sensible Daten gespeichert, diese möchten wir nicht in fremden Händen wissen."

Was passiert beim Googeln?

Hier setzte Schaller an und nahm die Schüler mit auf eine Reise um die Welt: Er führte ihnen vor Augen, was eigentlich genau geschieht, wenn sie etwas "googeln". Die Suchabfrage im Netz oder auch eine Nachricht über WhatsApp landet auf Servern in Amerika, wird dort gespeichert, nach Nutzerverhalten ausgewertet und geht schließlich an den Empfänger. Über die Handynummer beziehungsweise Nutzerkonten kann so von Usern eine definierte Datenbank angelegt, mit weiteren Informationen verknüpft und schließlich durch Algorithmen ausgewertet werden.

Schaller erläuterte die Auswirkungen für mögliche Bewerbungen ("Viele Betriebe werfen vorab einen Blick auf eure Profilbilder bei WhatsApp, Insta oder Snap."), machte deutlich, dass gepostete Bilder immer im Netz bleiben und welche straf- sowie zivilrechtlichen Folgen Beleidigungen in WhatsApp-Gruppen mit Titeln wie "Gegen Lena, die fette alte Drecksau" haben können. "Einige Schüler wurden bei diesen Ausführungen doch etwas blass um die Nasenspitze", schildert Carola Schmidt ihre Beobachtungen. "Mancher durfte sogleich sein Smartphone zücken, um bestimmte Bilder zu löschen."

Konkrete Beispiele

Dem Medienpädagogen gelang es, durch plastische Schilderungen und konkrete Beispiele aufzurütteln und den Teenagern neben Wissen auch Handlungsalternativen, beispielsweise im Fall von Cybermobbing, an die Hand zu geben. Schaller war darüber hinaus vor allem folgende Botschaft wichtig: "Ihr dürft und sollt das Internet nutzen – schaltet dabei aber euer Gehirn an. Denkt nach, was ihr alles preisgebt und was ihr mit euren Daten anstellt."

Die Praktikanten Julian Kunze und Jan Steingärtner überprüften schließlich, welches Wissen bei den Jungen und Mädchen fest angekommen war. Hierzu hatten sie mit dem Programm "Kahoot!" ein Quiz entworfen – eine kurzweilige Sache, die viel Spaß bereitete und das vorab Gehörte nochmals verankerte.

Zum Abschluss bearbeiteten die Achtklässler noch Rollenspiele, führten sie vor und erhielten einen Auftrag: Jede Schulklasse soll ein Drehbuch zur Thematik entwerfen. Die eingereichten Stories treten schließlich in einen Wettbewerb, wobei es für die beiden Siegerklassen im November nach München in die Bavaria Filmstudios geht. Hier wird dann die Geschichte unter professioneller Anleitung filmisch umgesetzt.

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