Gunzenhausen: Umgehung erregt die Gemüter

28.4.2016, 13:57 Uhr
Gunzenhausen: Umgehung erregt die Gemüter

© Marianne Natalis

Für die es eigentlich noch gar keinen Grund gibt, so sieht es jedenfalls Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Denn noch sei überhaupt nichts entschieden, das wiederholte er, wie bereits vor kurzem in der Stadtratssitzung, ein ums andere Mal. Es gebe, das betonte auch der Leiter des Staatlichen Bauamts Ansbach, Heinrich Schmidt, bisher lediglich „einen roten Strich“ auf einer Karte, von einer konkreten Planung sei man noch meilenweit beziehungsweise Jahre entfernt.

Als vor wenigen Wochen im neuen Bundesverkehrswegeplan der Ausbau der B 13 als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft wurde (wir berichteten), sei er von dieser Nachricht genauso überrascht worden wie die Bürger, versicherte Fitz in der Stadthalle erneut. Das hindert ihn aber natürlich nicht daran, diese unerwartete Chance beim Schopf packen zu wollen, auch das hat er bereits mehrfach betont.

Rund 10 000 Fahrzeuge passieren täglich Schlungenhof. Es gibt Bewohner, die haben sich hinter einer — privat errichteten — Schallschutzmauer verbarrikadiert, andere an der Straße gelegene Anwesen stehen seit Jahren leer und verfallen. Problematisch ist laut Fitz auch die Ein- und Ausfahrt zum Seezentrum Schlungenhof, „man findet das Loch ja gar nicht“, stimmte ihm Schmidt zu.

Dass die Situation für Schlungenhof und seine 368 Einwohner nicht schön ist, das stellt in Laubenzedel niemand in Abrede. Allerdings gehe es doch nicht an, dass man ein Problem löse, indem man es lediglich verlagere, brachte Christian Grimm die Sorgen der Laubenzedler Bürger auf den Punkt.

Die Befürchtungen der Laubenzedler machen sich an eben jener ominösen roten Linie fest. Der Bundesverkehrswegeplan greift damit auf die eigentlich schon vor Jahrzehnten ad acta gelegte Holzbauertrasse zurück. Demnach würde die B 13 von Muhr kommend parallel zur Bahn — und damit direkt an der Laubenzedler Siedlung vorbei — verlaufen und auf Höhe der McDonald’s-Kreuzung in die B 466 einmünden. Allerdings sei das nur eine von vielen Möglichkeiten, versichern Fitz und Schmidt unisono in der Stadthalle.

Diese Aussage war zumindest Richard Ortner „runtergelaufen wie Öl“, denn die Laubenzedler Landwirte hatten schon das schlimmste befürchtet. Der BBV-Ortsobmann hofft nun darauf, dass eine „intelligente Lösung“ gefunden werde und im Zuge dessen auch die Frage der Bahnübergänge gelöst werde. Für Unruhe sorgt unter den 472 Ortsteilbewohnern auch, dass die Grundstücke der Holzbauertrasse bereits in städtischem Besitz sind. Das allerdings sieht Schmidt als großen Vorteil. Denn viele Straßenprojekte scheitern nach seinen Worten am Grundstückskauf, hier habe man nun aber mögliche Tauschflächen, mit denen man arbeiten könne.

Während die Laubenzedler vom „Worst Case“ ausgehen, regt sich dagegen in Schlungenhof leise Hoffnung, dass die Situation tatsächlich einmal besser werden könnte. Das machte Rainer Sichermann deutlich. Sein Elternhaus ist, von Muhr kommend, das erste auf der rechten Seite, Sichermann ist mit der B 13 aufgewachsen. Sein Vater plädierte bereits Anfang der 80er-Jahre vehement für eine Linksabbiegespur, um von Gunzenhausen kommend besser zu seinem Anwesen zu kommen. Damals habe es geheißen, das sei nicht mehr notwendig, man habe bereits eine andere Lösung. Noch heute warte man in Schlungenhof darauf, machte Sichermann deutlich. Er selbst lebt mittlerweile in der Wassergasse, dort sind die Probleme, in die B 13 einzubiegen (oder von ihr abzufahren), nicht anders.

Sich nun für die Umgehung einzusetzen, sei er seinen Kindern und Enkeln schuldig, betonte Sichermann abschließend. Und lief damit bei Fitz offene Türen ein, denn genau diese Verantwortung hatte der Bürgermeister bereits vorher angesprochen.

Wenn es Probleme gibt, packt Fitz den Stier gerne bei den Hörnern. Das hat er beim Baugebiet Stetten bewiesen und noch viel mehr in der Diskussion um den Hochwasserschutz. Damals sei „das Gezeter“ groß gewesen, rief er in Erinnerung, doch letztendlich habe man gemeinsam eine Lösung gefunden. Und genau das strebt der Bürgermeister auch in diesem Fall an.

Man solle diese Chance jetzt nicht gleich niedermachen, sondern erst einmal das weitere Prozedere abwarten. Wenn der vorliegende Vorschlag des Bundesverkehrswegeplans tatsächlich verabschiedet werde, dann gelte es, gemeinsam die beste Lösung zu finden, lud er die Bürger beider Ortsteile zum Dialog und Mitmachen ein. Damit hat Fitz offensichtlich an der richtigen Stellschraube gedreht, denn die Bürgerversammlung verlief genau so, wie er es sich gewünscht hatte: ruhig und sachlich.

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