Gunzenhausen: Vom Flüchtlingsheim zum Kindergarten?

26.4.2017, 06:08 Uhr
Gunzenhausen: Vom Flüchtlingsheim zum Kindergarten?

© Limes-Luftbild.de

Hintergrund des unkonventionellen Vorschlags, ausgesprochen vom Grünen-Stadtrat Peter Schnell, ist der ständig wachsende Bedarf an Kita-Plätzen in der Altmühlstadt. Die bestehenden Einrichtungen sind allesamt voll, Anbauten seien nicht möglich, und ein Neubau würde viel Zeit und Geld kosten, brächte also keine schnelle Entlastung der angespannten Situation. Und mit der Immobilie im Gewerbegebiet könnte man womöglich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Denn erstens, so die einhellige Meinung der Kommunalpolitiker, wolle die Stadt nicht selbst als Träger von Kindergärten, Krippen oder Kitas einsteigen, sondern setzt dabei auf private Träger wie Diakonie oder BRK. Die jedoch seien, so hofft CSU-Fraktionschef Manfred Pappler, womöglich "leichter zu finden, wenn bereits ein Gebäude vorhanden ist".

Attraktives Angebot

Und zweitens, so eine Idee Papplers, solle man doch mal versuchen, bei dieser Frage "örtliche Betriebe mit ins Boot" zu holen: "Was spräche denn gegen Betriebskindergärten?", fragt der Christsoziale. Die könnten eigene Leerstände dafür nutzen oder sich eventuell sogar mit Nachbarfirmen zusammentun und so ein attraktives Angebot für ihre Mitarbeiter schaffen.

Ein Vorschlag, der im Ausschuss auf reges Interesse stieß. Zwar müsse man sehen, dass "keine Firma das Personal zahlen" und man deshalb auch in diesem Fall private Träger brauchen werde, wandte Inge Meier (CSU) ein, die das Modell Betriebskindergarten am Rother Krankenhaus schon selbst erlebt hat, wie sie sagt. Allerdings: "Der machte damals wegen mangelnder Nachfrage dicht." Sie plädierte dafür, auf "wohnortnahe Standorte" zu setzen, neue Kitas also "hier in Gunzenhausen" zu schaffen.

Die SPD-Stadträtin Angela Schmidt beschäftigte in Sachen Kinderbetreuung neben der Standort- auch eine soziale Frage: die der Bezahlung der Kindergärtnerinnen nach der Buchungszeit einer Einrichtung. Die könne sich von Jahr zu Jahr ändern, es fehle dadurch Planungssicherheit, was Schmidt als "eine Katastrophe für die Mitarbeiter" bezeichnete. Und sie forderte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz auf, dieses Thema beim Bayerischen Städtetag vorzubringen. Denn: Die jetzige Regelung sei "kein Anreiz, diesen Beruf zu erlernen", was letztlich zu Nachwuchsmangel führe.

Letztendlich bekundeten alle Ausschussmitglieder Sympathie für das Modell Betriebskindergarten (Karl Gutmann, CSU: "Das sollten wir verfolgen"), bei dem es laut Fitz "ideal" wäre, "wenn sich verschiedene Firmen finanziell einbringen". Das könne nämlich durchaus auch "ein Argument für die Mitarbeiter-Anwerbung sein".

Die Stadtverwaltung erhielt jedenfalls einstimmig den Auftrag, die aktuelle Auslastung und die Nachfrage nach Plätzen bei den bestehenden Kitas abzufragen. Zudem soll sie klären, wie groß die "Bereitschaft von ansässigen Unternehmen, ,Betriebskindertagesstätten’ gegebenenfalls in Kooperation mit externen Trägern und anderen Unternehmen zu schaffen", tatsächlich ist.

Falls diese Bereitschaft tatsächlich existiert, könnte aus dem von Anfang an ungeliebten Asylheim tatsächlich ein von umliegenden Unternehmen mitgetragener Betriebskindergarten werden.

 

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