Gunzenhausen: Wettergott hat kein Herz für die Trödler

2.12.2018, 17:41 Uhr
Gunzenhausen: Wettergott hat kein Herz für die Trödler

© Jürgen Eisenbrand

Einer, der sich nicht abschrecken ließ, war Alfred Müller. Der Frickenfelder ist ein treuer Trödler: "Ich bin bestimmt schon seit 25 Jahren dabei", verriet er dem Altmühl-Boten, lediglich in den zwei, drei Jahren habe er gefehlt, in denen er an diesem Tag auf dem Weihnachtsmarkt in der Partnerstadt Isle als Brezenbäcker gebraucht wurde.

Gestern hatte er in weiser Voraussicht nur ein überschaubares Angebot auf seinem Tapeziertisch ausgebreitet: Modellautos und -motorräder, Gläser, Porzellan, Kerzenständer, eine Kaffeemaschine — und sein Prunkstück: ein historisches, schwarzes Wählscheibentelefon aus dem Hause Siemens. "Mein letztes Exemplar", sagte Müller, der früher bei der Stiftung Hensoltshöhe beschäftigt war. Als dort die Telefonanlage digitalisiert wurde und die alten Telefone ausgemustert wurden, bewahrte er sie vor dem Müllcontainer — und verkaufte sie nach und nach auf Trödelmärkten.

Früher, erinnert sich Müller, der auch für die SPD im Stadtrat sitzt und als Freier Mitarbeiter des Altmühl-Boten tätig ist, seien am Morgen des Trödelmarkts die Profi-Händler ausgeschwärmt, um den "Amateuren" ihre besten Stücke abzuluchsen. "Die haben sich um manche Dinge richtiggehend gestritten." Heute, bedauert er, gebe es solche Rivalitäten nicht mehr: "Es sind ja kaum noch professionelle Händler da; die jungen Leute kaufen ja auch keine gebrauchten Sachen mehr."

Und trotzdem: Immer wieder sieht man beim Schlendern über den Markt, wie schnelle Geschäfte gemacht werden: eine Levi’s-Jeans wechselt für 6 Euro den Besitzer, zwei graue, mit Filzsternen geschmückte Weihnachtsbäume finden für 15 Euro ein neues Zuhause, und eine metergroße Puppe, die für 5 Euro angeboten wird, dürfte ebenfalls noch weggegangen sein: "Notfalls gehe ich auf 3 Euro runter", verriet Trödlerin Marina Sarkisyan flüsternd.

Für manche Händler düfte es diesmal schwierig gewesen sein, die vorab schon entrichtete Standgebühr von 7,50 Euro je Meter wieder zu erwirtschaften. Ein Händler aus Coburg, der hunderte von Lego-Figuren offerierte, machte sich da keine Sorgen: kein Wunder bei Preisen bis zu 30 Euro für ein begehrtes Sammlerstück.

Ärgerlich war — neben dem Wetter — der Stand eines Mannes aus Ostdeutschland, der Blechschilder anbot. Darunter auch solche, die bei sogenannten "Reichsbürgern" zur Grundausstattung gehören ("Deutsches Reichsgebiet – Betreten verboten"), die das Portrait des Nazi-Generals Erwin Rommel zeigen oder die Wehrmacht verherrlichen. "Alles legal", so die telefonische Auskunft der Polizei, solange keine NS-Symbole, also etwa ein Hakenkreuz, zu sehen sind.

1 Kommentar