Gunzenhausen will ab 2018 fahrradfreundlich sein

10.6.2017, 17:30 Uhr
Gunzenhausen will ab 2018 fahrradfreundlich sein

© Fotos: Natalis

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Situation für Fahrradfahrer in Gunzenhausen fraglos erheblich verbessert. Das liegt nicht allein daran, dass zahlreiche Fahrradwege und -schutzstreifen mittlerweile für mehr Sicherheit sorgen, sondern vor allem hat sich auch das Klima verändert. Längst vorbei sind die Zeiten, als Autofahrer einen Radler als lästiges Verkehrshindernis sahen und auch schon mal anhupten. Selbst in der Weißenburger Straße wird mittlerweile akzeptiert, dass sich der Radfahrer stadtauswärts zu Recht auf der Fahrbahn befindet.

Im kommenden Jahr, bestätigt der "Fahrradbeauftragte" der Stadt, Klaus Stephan, will sich Gunzenhausen als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern auch als solche von der Organisation zertifizieren lassen. So viel wie nie, berichtet der Hauptamtsleiter begeistert, bewege sich in Gunzenhausen derzeit rund ums Radfahren. Es wurden und werden noch zusätzliche Abstellmöglichkeiten geschaffen, für Urlauber stehen am Museum abschließbare Fahrradboxen zur Verfügung, Bordsteine werden nach und nach abgesenkt. In einem eigens eingerichteten Arbeitskreis besprechen Stadtverwaltung, Polizei, Agenda 21 und andere Fachbehörden einmal im Monat das weitere Vorgehen in Sachen Fahrradfreundlichkeit.

Eine herausragende Maßnahme der jüngsten Vergangenheit ist sicher der deutlich rot markierte Fahrradweg in der Theodor-Heuss-Straße, den lobt auch Ingrid Pappler explizit. Die Vorsitzende der Agenda-21-Gruppe hat mit ihrem Team seit Jahren den Radverkehr in der Stadt im Blick. Gerade erst hat die Agenda-Gruppe einen großen Rad-Aktionstag in der Stadt organisiert, ein besonderes Zugpferd war dabei die Fahrradwaschanlage. Das kostenlose Angebot lockte viele Biker in die Stadt, dafür standen sie auch gerne ein bisschen an.

Hörte man sich unter diesen Besuchern um, so waren die meisten eigentlich voll des Lobes für die Radstadt Gunzenhausen. Hans und Renate Meyer etwa aus Lorch bei Schwäbisch Gmünd machten gerade Urlaub im Seenland und äußerten sich über die Radwanderwege und die gute Beschilderung durchweg begeistert. Besonders der Rundweg um den Altmühlsee hatte es ihnen angetan.

Gunzenhausen will ab 2018 fahrradfreundlich sein

Fraglos: Freizeitradler kommen in der Region voll auf ihre Kosten, hier können sie auf gut angelegten Wegen die schöne Natur genießen. Das sahen auch Karl Eckert aus Weißenburg und Roland Hirsch aus Mitteleschenbach so. Beide waren extra wegen der Fahrradwaschanlage auf den Gunzenhäuser Marktplatz gekommen. Sie hatten an den Wegen, die sie hierher gefahren waren, nichts auszusetzen.

Nicht ganz so uneingeschränkt positiv liegen die Dinge, wenn man sich in Gunzenhausen auch im Alltag mit dem Drahtesel bewegt, das Fahrrad also anstelle des Autos nutzt. Jenseits aller Verbesserungen gibt es noch ein paar neuralgische Punkte, die einem manchmal den Spaß am Radfahren verderben.

An oberster Stelle steht hier die Einfahrt in die Weißenburger Straße am Café "Wehrgang". Vor allem, wenn die nach links beziehungsweise rechts abbiegenden Autofahrer nebeneinander stehen, bleibt für die von stadtauswärts kommenden Radfahrer kaum mehr Platz, in die Straße einzufahren. "Nach wie vor Bauchschmerzen" bereitet diese unmögliche Situation Ingrid Pappler, sie weiß aber auch, dass seitens der Stadt dringend nach einer Lösung gesucht wird.

Die allerschlechteste wäre, den Radverkehr nicht mehr entgegen der Einbahnstraße zuzulassen, ist die Weißenburger Straße doch ein wichtiges Einfallstor in die Innenstadt. Wünschenswert auch aus Sicht der Agenda- 21-Gruppe wäre vielmehr, auch noch die anderen Einbahnstraßen in Gunzenhausen — wie etwa die Elisabeth-Rohn-Straße — für den Radverkehr in beide Richtungen freizugeben.

Gerne wird mit der Sicherheit argumentiert, wenn Radfahrer verkehrstechnisch in ihre Schranken gewiesen werden. Ein Beispiel ist etwa die Zufahrt zum Lidl in der Weißenburger Straße. Werner Edel aus Wald, der täglich mit dem Fahrrad auf die Arbeit fährt, aber auch in der Freizeit gerne seine Runden dreht, sieht das ganz anders: Richtiggehend gefährlich sei das, wenn man als Radfahrer versuche, den Überblick zu behalten. Denn die Autofahrer können von der Weißenburger Straße einbiegen, vom Lidl-Parkplatz kommen, aber auch von der kleinen Seitenstraße, die die anderen Geschäfte dort erschließt.

Mit einem durchgehenden, rot markierten Fahrradweg würde sich nach seiner Meinung das Risiko für Fahrradfahrer an dieser Stelle minimieren. Die Autofahrer würden durch die rote Farbe deutlich darauf hingewiesen, dass hier Radfahrer Vorfahrt haben. Auch für Ingrid Pappler macht die jetzige Lösung "keinen Sinn". Das gelte auch für die Einfahrt ins Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle. Die Agenda will nach ihren Worten prüfen, wo sich rote Markierungen noch anbieten.

Beim Aktionstag am Marktplatz rührten Pappler und ihre Mitstreiter auch wieder kräftig die Werbetrommel für das Stadtradeln, das am Bürgerfestsonntag, 2. Juli, startet. Die dreiwöchige Veranstaltung will die Menschen aufs Rad bringen. Das ist gut für das eigene Wohlbefinden und für das Klima. Um ein dauerhaftes Umsteigen zu erreichen, ist aber mehr als drei Wochen Stadtradeln notwendig. Vielmehr muss den Radfahrern — tatsächlich und in den Köpfen — auch einmal Vorfahrt gegenüber den Autofahrern gewährt werden. Gunzenhausen ist da auf dem richtigen Weg, aber es hat auch noch ein ganzes Stück vor sich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare