Gunzenhäuser rettete verunglückten Segler

13.3.2017, 12:07 Uhr
Gunzenhäuser rettete verunglückten Segler

© Tabea Jung

Um die Mittagszeit schipperte Markus Lingg bei der Hirteninsel herum, als er zwischen Wald und der Vogelinsel etwas im See bemerkte. Zunächst dachte er, es handle sich um einen Kitesurfer im Wasser. Tatsächlich aber war ein 57-Jähriger mit seiner Jolle gekentert. Da das Boot nicht unterging, konnte sich der Mann daran festhalten. Aus dem 6,5 Grad kalten Wasser heraus schaffte er es alleine aber nicht.

"Da stimmt was nicht", dachte sich Markus Lingg und beschloss, selbst nachzusehen. "Zum Glück musste ich nicht kreuzen", erzählt er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, also gegen den Wind fahren. Vier bis fünf Minuten habe er aber trotzdem bis zur Unfallstelle gebraucht.

Zu schnell durfte er sich dem gekenterten Boot nicht nähern, wusste Lingg, sonst würde er Gefahr laufen, in die Jolle zu krachen und womöglich selbst im Wasser zu landen. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Hilfe war bereits unterwegs. Denn ein Kitesurfer hatte die Situation ebenfalls erkannt. Da er selbst den Gekenterten aber nicht aus dem Wasser ziehen konnte, setzte er den Notruf ab.

Während die Polizei laut Hauptkommissar Wolfgang Schmailzl die ganze Helferkette samt Polizeihubschrauber in Bewegung setzte, hatte Markus Lingg sein Boot nahe genug heran manövriert und der verunglückte Segler hatte das Kielboot des Gunzenhäusers zu fassen bekommen. Aus der Vorleine machte der Handwerksmeister eine Art Steigbügel. Mit dessen Hilfe konnte Lingg schließlich den 57-Jährige aus dem Raum Eichstätt ins Boot ziehen. Das war, erinnert sich Lingg, mit den nassen, schweren Klamotten gar nicht so einfach, zumal sein Boot rund 45 Zentimeter Freibordhöhe hat.

In der Takelage verfangen

Sofort half er dem Verunglückten, aus der patschnassen und eiskalten Jacke sowie dem Pullover zu kommen und gab ihm seine Jacke. Anschließend musste er noch sein Ruder befreien, dass sich in der Takelage der gekenterten Jolle verfangen hatte, dann ging es so schnell wie möglich zum Walder Ufer.

Dort traf gerade ein großes Aufgebot an Rettern ein, von der Feuerwehr über das BRK bis hin zur DLRG und der Wasserwacht. Sie nahmen den lebensgefährlich unterkühlten Mann in Empfang, er wurde zur weiteren Behandlung ins Klinikum Altmühlfranken Gunzenhausen gebracht. Die Wasserwacht holte derweile das gekenterte Boot aus dem Wasser. Beeindruckend war es für Markus Lingg zu erleben, wie schnell die vielen freiwilligen Helfer vor Ort waren. Dafür sprach er ihnen explizit ein großes Lob aus.

Unglücksursache war vermutlich, das geht auch aus dem Polizeibericht hervor, eine starke Windböe. Jollen sind, erläutert fachkundig Markus Lingg, sehr schmale Boote, die meist etwas kippelig, und deshalb windanfällig sind. Er selbst dagegen sei mit seinem Kielboot kentersicher.

Nach der ganzen Aufregung wollte der 56-jährige Metallbauer aus Gunzenhausen zunächst direkt nach Muhr am See fahren, wo sein Auto stand. Doch das Wetter war so schön und der Wind hervorragend — also drehte er noch ein paar Schleifen.