Hahnenkammsee: Das Sorgenkind im Seenland

8.11.2018, 18:05 Uhr
Hahnenkammsee: Das Sorgenkind im Seenland

© Foto: Tim Wagner Fotokunst

Den Stein ins Rollen gebracht hatte ÖDP-Kreisrat Reinhard Ebert aus Heidenheim. Er befürchtet einen ökologischen und touristischen "Totalschaden" des Sees und forderte in einem Antrag konkrete Maßnahmen gerade im Bereich des 2012 erbauten Filterdammes. In typischer Ebert-Manier sollte der Umweltausschuss eine Resolution an das Wasserwirtschaftsamt beschließen. Den Antrag hatte Ebert schon vor Monaten auch in den Heidenheimer Gemeinderat eingebracht. Der ÖDP-Mann: "Wichtig ist jetzt, dass sich was tut."

Landrat Gerhard Wägemann ließ sich auf keine verbalen Scharmützel mit Ebert ein, bezog aber klar Position. Erstens wäre es "mehr als außergewöhnlich", wenn ein politisches Gremium eine Resolution an eine staatliche Behörde richten würde. Und zweitens stimme es eben nicht, dass bisher nichts getan wurde und man jetzt erst anfangen müsse. Wägemann: "Wir arbeiten seit geraumer Zeit massiv an dem Problem." Man sei auf einem "vernünftigen Weg". Er wolle dem Eindruck entgegentreten, dass die ÖDP die verantwortlichen Stellen treiben müsse, damit sich was bewegt.

Der Landrat verwies auch auf die jüngste Seenlandkonferenz vor einigen Wochen in Weißenburg, ein nichtöffentliches Behördenfachgespräch. Dabei sei es eben genau um die Wasserqualität der Seen im Landkreis gegangen. Und über die Ergebnisse dieser Konferenz gebe er gerne Auskunft.

Nährstoff-Eintrag minimieren

Thomas Keller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, benannte die Hauptaufgabe für alle beteiligten Stellen: den Eintrag von Nährstoffen in den See minimieren. Man müsse also im Einzugsgebiet des Gewässers viel tun, dort die Stellschrauben drehen. Zusätzlich werde auch im See selbst einiges unternommen. Man könne von einem "Blumenstrauß an verschiedenen Maßnahmen" sprechen. Der See sei nun einmal ein komplexes System, Erfolge ließen sich nicht von heute auf morgen erreichen. Von Königssee-ähnlichen Verhältnissen dürfe man im Hahnenkamm nicht ausgehen. Keller erinnerte an die diversen Maßnahmen am und im Altmühlsee. Dort habe man viel geforscht, viel ausprobiert und viel gelernt. Einiges davon könne auch für den Hahnenkammsee Verwendung finden.

Heuer habe es am Altmühlsee trotz des langen und heißen Sommers erstaunlich wenige Probleme mit den Blaualgen, die ja eigentlich Bakterien seien, gegeben. Keller: "Das könnte mit unseren Maßnahmen zu tun haben." Überhaupt sei das Seenland heuer mit Ausnahme des Hahnenkammsees "gut davongekommen", wenn man bedenke, dass in ganz Deutschland wie auch in der Ostsee Blaualgen massiv aufgetreten seien.

Als intensiv bezeichnete der Behördenleiter die Kooperation mit der Landwirtschaft und deren Verwaltung. Was man am Hahnenkammsee in die Wege geleitet habe, gelte inzwischen als "Vorzeigeobjekt". Die Gemeinde Heidenheim sei ebenso involviert und bleibe gefordert wie der Zweckverband Hahnenkamm, das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken (ALE) mit seinem Projekt "boden:staendig" und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), das intensiver als früher berate. Nähere Angaben zur weiteren Vorgehensweise der öffentlichen Partner machte Kellers Stellvertreter Roland Rösler.

Mit dem gerade Gehörten zeigte sich Reinhard Ebert durchaus einverstanden. Er lenkte den Blick auf den Durchlass des Dammes im See. Das Wasser aus der Rohrach ströme in die Vorsperre und dann mit relativ hohem Tempo durch den Durchlass in den Hauptsee. Dorthin gelangten dann auch die vielen Nährstoffe. Hier solle man baulich etwas verändern, um eine "breite Überströmung" zu erreichen. Das werde anderswo ja auch praktiziert.

Ebert hat zudem festgestellt, dass mit der Abwasserleitung aus Richtung Heidenheim um den See herum dessen Probleme nicht gelöst sind, sondern sich eher noch verschärft haben. Denn früher habe das relativ saubere, geklärte Abwasser einen Verdünnungseffekt im See gehabt.

Und schließlich müsse man auch noch mehr die Landwirte in die Pflicht nehmen: Sie müssten sich alle an die gute fachliche Praxis halten. "Nicht alle oberhalb des Sees haben das kapiert", kritisierte Ebert.

Thomas Keller zeigte sich durchaus interessiert am Hinweis auf die schnelle Strömung in den Hauptsee. Die Schwarzen Schafe unter den Landwirten nannte er ein "Riesenproblem". Hier schaltete sich wiederum Landrat Wägemann ein: Wer hier etwas Negatives erkenne, der solle sich nicht scheuen, den staatlichen Stellen gegenüber Ross und Reiter zu nennen.

Klaus Fackler (Freie Wähler) äußerte sich vorsichtig optimistisch zu den Perspektiven des Hahnenkammsees. Die gewisse Ratlosigkeit, als man sich erstmals zu der Seenlandkonferenz traf, sei Vergangenheit. Nach seiner Einschätzung komme es darauf an, das Prinzip der Freiwilligkeit zu praktizieren, es bringe langfristig die größeren Erfolge. Helmut Rottler (CSU) konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Reinhard Ebert nicht verkneifen. Dieser habe zuerst immer wieder darauf gedrängt, dass kein Abwasser mehr in den Hahnenkammsee gelangt, und jetzt wundere er sich, dass damit nicht alle Probleme passé seien.

Zum Schluss gab es harmonische Töne. Reinhard Ebert sah seinen Antrag als erledigt an, denn man verfolge ja die gleiche Zielsetzung. Damit hatte sich das Thema Resolution erledigt. Landrat Wägemann deutete einen Ortstermin des Ausschusses am See in den nächsten Monaten an. Amtsleiter Thomas Keller will Ebert gerne Einblicke gewähren in die Technik, die am See eingesetzt wird. Auch eine Messung des Wassers, das aus dem See herausfließt, sei ohne Probleme möglich, sagte Keller und signalisierte damit, dass er den entsprechenden Wunsch von Helmut Rottler erfüllen will.

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