Hahnenkammsee: Landrat bittet um Geduld

8.11.2017, 18:05 Uhr
Hahnenkammsee: Landrat bittet um Geduld

© AB-Archivfoto

Der politische Wille dafür ist vorhanden, machte Landrat Gerhard Wägemann nun im Umweltausschuss des Kreistags deutlich. Er verwies auf die verschiedenen Bemühungen und Absichten mehrerer Behörden. Das Thema des übermäßigen Blaualgenvorkommens im Hahnenkammsee treibe ihn seit langem um. Bereits 2016 habe es Badewarnungen gegeben, und heuer sei es noch schwieriger gewesen. Der Landrat ist zugleich Vorsitzender des Zweckverbands Hahnenkammsee, steht also in direkter Verantwortung. Und er ist gut bekannt mit einer Frau, die gerne den Campingplatz Hasenmühle zwischen Hechlingen und dem See nutzt. Diese Camperin schilderte ihm heuer, wie unangenehm der algenverseuchte Hahnenkammsee auf die Besucher wirkte.

Dessen ist sich auch Dieter Hofer, der Geschäftsführer des Zweckverbands Hahnenkammsee, bewusst. Nach seinen Worten ist der 23 Hektar große, langgezogene See als naturnah und still konzipiert, was den Tourismus betrifft. Die Infrastruktur ist überschaubar, hat aber alles, was der Gast braucht – von der Liegewiese und den Sandstrand über den Spielplatz bis zu Tret- und Ruderbootverleih sowie Gaststätte mit Terrasse. Die Anlagen seien "topgepflegt", aber eben fast 40 Jahre alt, daher müsse der Zweckverband trotz eines bescheidenen Etats einiges investieren, etwa für Toiletten und Lokal. Der Landrat ergänzte: "Wir können keine großen Sprünge machen." Landkreis und beteiligte Kommunen müssten hier finanziell alles alleine schultern. Dagegen steuere der Bezirk Mittelfranken für Altmühl-, Brombach- und Rothsee bekanntlich 50 Prozent bei.

Der Landrat und sein Büroleiter Jürgen Simon, bei dem konkret die Fäden zusammenlaufen, gehen davon aus, dass das Zusammenspiel aller Maßnahmen irgendwann Wirkung zeigen wird. Man brauche Geduld, sei aber guter Hoffnung. Eine gesicherte Aussage, wann eine deutliche Verbesserung eintreten werde, sei nicht möglich.

Dr. Dieter Krause vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach erinnerte in diesem Zusammenhang an die Seenlandkonferenz im Jahr 2009. Damals nahmen verschiedene Bemühungen ihren Anfang – der Altmühlsee stand im Brennpunkt. Dort gebe es mittlerweile weniger Blaualgen, und auch die Sichttiefe habe sich verbessert. Doch Verhältnisse wie beispielsweise im klaren Tegernsee seien nun einmal im südlichen Mittelfranken nicht möglich, betonte Krause. Das Problem der zunehmenden Blaualgen betreffe zahlreiche Gewässer in Bayern und ganz Deutschland, der Hahnenkamm sei kein Einzelfall.

Klaus Fackler (Freie Wähler) sah ein, dass Geduld vonnöten sei. Vor einigen Jahren habe das Wasserwirtschaftsamt viel Sediment aus dem Hahnenkammsee entfernt. Dabei habe es sich um Ackerboden gehandelt, der sich einst im Umfeld des Gewässers befand. Wenn man künftig einen solchen Eintrag verhindern wolle, dann seien Grundstücksfragen zu klären, und die dauerten bekanntlich lange. Also brauche man einen "langen Atem".

Hahnenkammsee: Landrat bittet um Geduld

© Archivfoto: Uli Gruber

Für ÖDP-Kreisrat Reinhard Ebert aus Heidenheim war die diesjährige Algenplage im Hahnenkammsee "extrem". Schon in früheren Jahren habe er auf das Problem hingewiesen, doch so schlimm wie diesmal sei es noch nie gewesen. Er habe sich gewundert, dass kein Badeverbot für den See ausgesprochen wurde. Gegenüber früher sei eine "radikale Verschlechterung" zu erkennen. Folglich seien weitgehende Maßnahmen erforderlich. Vor allem müsse der Gesetzgeber für andere Rahmenbedingungen sorgen, was dann auch die Landwirtschaft betreffe. Man müsse endlich Alarm schlagen, forderte Ebert. Warum nicht die bayerische Umweltministerin einladen und sie auf den Notstand hinweisen? Mit Maßnahmen auf freiwilliger Basis sei nichts Entscheidendes zu erreichen. Er befürchte, dass der Hahnenkammsee überhaupt keine akzeptable Wasserqualität mehr bekommen werde.

Der Landrat warnte vor Aktionismus. Auf kommunaler Ebene könne man nur machen, was man selbst in der Hand habe und für was man zuständig sei. Und genau das tue man: "Wir bleiben dran." Ein Gewässerschutzstreifen von fünf oder zehn Meter Breite jedenfalls würde das Algenproblem nicht allein lösen. Auch Maximilian Hetzner (Grüne) meinte, man müsse sich auf die eigenen Kompetenzen konzentrieren, und wandte sich somit gegen Eberts allgemeine politische Aussagen.

 

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