Haindling: So unverwüstlich wie ein Eierlikör-Sandkuchen
5.7.2015, 15:00 UhrDass Frontmann Hans-Jürgen Buchner vor einem halben Jahr die 70 überschritten hat, verbindet ihn ebenso mit vielen seiner eingefleischten Fans wie die klare, einfache Sprache das mit den Jahren milde gewordene Rebellentum.
Das fast zweieinhalbstündige Programm, das Haindling auf dem mit rund 650 Besuchern gut, aber nicht ganz gefüllten Hafnermarkt routiniert durchzieht, ist wie das angeblich fünf Jahre alte Stück Kuchen aus der Bordverpflegung einer großen Fluglinie, das Hans-Jürgen Buchner zu seinem „Eierlikör-Sandkuchen-Song“ aus der Tasche zieht: Seit Jahren unverändert, etwas angestaubt, aber so haltbar,dass es nach wievor schmeckt. Viele der Nummern kennen die Fans seit Jahrzehnten, ob „Du Depp“, „Spinn I“ oder ganz zum Schluss den über 30 Jahre jungen Hit „Lang scho nimmer g’sehn“.
Immer aufs neue verblüffend sind dabei die exotischen Instrumente des experimentierfreudigen Sextetts vom Alphorn über ein Baumstamm-Xylofon bis hin zur Plastiksack-Percussion. Mitgetanzt und -gesungen wird indes fast nur auf Kommando – Buchner dirigiert die Menge mit ebenso strenger Hand wie seine fünf Mitmusiker. Dazwischen politisiert der weltmusikalische Allrounder gern. Ob seine Abneigung gegen die Handy-Generation oder ein kleiner Feldzug gegen den Verpackungswahn: Mit seinen manchmal etwas schwarz-weißen, aber grundehrlichen und eingängigen Thesen trifft Buchner den Nerv des bis zu vier Generationen breiten Publikums.
Besonders stolz ist er darauf, „König Horst“ (Seehofer) vor drei Jahren mit musikalischen Mitteln überzeugt zu haben, die Finger vom weiteren Donau-Ausbau zu lassen – was er zur Melodie von „What a wonderful world“ genüsslich zelebriert.
Ihren Sinn fürs Miteinander und für die einfachen Gesten hatten Haindling schon am Nachmittag bei einer Jam-Session im Garten des Kulturbesetzten Hauses bewiesen. Dort traten die bayerischen Weltmusik-Veteranen spontan zusammen mit den behinderten Musikern der Regens-Wagner-Band auf.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen