Hilfe für Flüchtlinge: Gruber erhält Bundesverdienstkreuz

31.1.2015, 13:05 Uhr
Hilfe für Flüchtlinge: Gruber erhält Bundesverdienstkreuz

© Jürgen Leykamm

Vielen verzweifelten Hilfesuchenden konnte sie durch ihren Einsatz das Leben retten. Nun nahm sie in Weißenburg aus den Händen von Landrat Gerhard Wägemann die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in Empfang.

Die Auszeichnung stellt die erste Stufe des Bundesverdienstkreuzes dar, das 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet wurde. „Die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht,“ machte Wägemann an der Feierstunde im Landratsamt auf die hohe Wertigkeit aufmerksam. Eine Ehrung, die der 71-jährigen Unterwurmbacherin „völlig zu Recht“ zuteil werde.

Der Einsatz ist in der Tat enorm: Mayr-Gruber investiert Zeit, Zuwendung und auch eigene finanzielle Mittel, um Asylbewerbern zu helfen, denen die Abschiebung in Länder droht, in denen sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Da gilt es, Akten zu studieren, sich mit Behörden auseinanderzusetzen und im Kontaktfall auch ungewöhnliche Wege
zu gehen. So unterhält sich die pensionierte Lehrerin mit ihren Klienten auch mal in einem „improvisierten Sprechzimmer“ am Nürnberger Haupt­bahnhof.

"Eine Herzensangelegenheit"

Das Engagement sei ihr zudem „eine Herzensangelegenheit“, heißt es in der Laudatio über die rüstige Seniorin, die als einzige Mittelfränkin ehrenamtlich mit den Härtefällen in Sachen Asyl betraut ist. Vorgeschlagen für die hohe Auszeichnung haben sie ihre Mitstreiter von Amnesty International Ansbach.

Zwei von ihnen kamen auch zur Feierstunde angereist: Isolde Feldmann und Adelheid Spörl. Sie sagten, Mayr-Gruber habe durch ihr Wirken „Menschlichkeit in die Bürokratie gebracht und verzweifelten Menschen neue Perspektiven für ihr Leben gegeben.“ Denn in jedem der Fälle stehen den Buchstaben des Gesetzes teils furchtbare Einzelschicksale gegenüber, was ein ums andere Mal den „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“ der Geehrten herausfordert, so Wägemann.

Lob gab es auch vom Gunzenhäuser Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, der die streitbare Dame in seiner Funktion als Anwalt kennengelernt hatte. „Meine aufrichtige Anerkennung – gehen Sie diesen Weg weiter!“, rief er ihr nun in der Feierstunde zu. Zu dieser kam Tochter Manuela Busche eigens aus Mainz, ebenso Sohn Stefan Mayr mit Ehefrau Roswitha Schwab.

"Dann kann ich gar nicht anders, als zu helfen"

Die Geehrte selbst gab Beispiele ihres Engagements. „Manche Schicksale begleiten mich ein Leben lang“, betonte sie dabei. Bei den Härtefällen etwa müssen erst alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sein, bis ihre Dienste in Anspruch genommen werden können. So ist es kein Wunder, dass die Betroffenen sie dann „völlig verzweifelt“ kontaktieren: „Dann kann ich gar nicht anders, als zu helfen.“

Blauäugig ist sie dabei aber nicht. Eine Erfolgsquote von über 90 Prozent spricht für sich. Neben den Härte- gibt es auch zahlreiche Notfälle. Wie den eines Inders, der seit sieben Jahren in einem Nürnberger Restaurant arbeitet: 54 Stunden die Woche, seine Mitarbeiter sind Ausländer. Da fällt es schwer, Deutsch zu lernen, deswegen gilt er als nicht integriert. Indien zählt nicht zu den Staaten, in denen Folter oder Tod drohen. Damit müsste der Mann eigentlich abgeschoben werden. Monatlich schickt er 500 Euro in die Heimat, um die Krebserkrankung seiner neunjährigen Tochter zu bekämpfen – deswegen nimmt er all die Mühen auf sich. Sigrid Mayr-Gruber will seine Ausweisung nicht hinnehmen, startete eine Petition, schrieb Nürnbergs Stadtchef Maly an.

100 Fälle parallel

Das ist nur einer von rund 100 Fällen, die sie parallel betreut. In einem anderen hat sie gar die Vormundschaft übernommen, um den traumatisierten jungen Mann vor der Abschiebung in eine „Heimat“ zu bewahren, in der die nächsten Verwandten vor seinen Augen einst grausam ermordet wurden.

Ein Engagement, das an die Nieren geht, aber auch Kraft gibt, wie Mayr-Gruber selbst sagt. Manchmal muss es auch schnell gehen. So habe sie auch schon den einen oder anderen buchstäblich „in der letzten Minute wieder aus dem Flieger geholt“, plauderte die Geehrte aus dem Nähkästchen, die sich zudem auch noch für den Tierschutz engagiert. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins „Pro Animale“. Bekannt ist sie auch als Autorin zahlreicher Gedichten und Geschichten für Kinder und Erwachsene. Elf Bücher hat sie geschrieben, derzeit arbeitet sie an einem besonderen: Spektakuläre Asylfälle sollen sich dort widerspiegeln.

Von der Verdienstmedaille erwartet sie auch ganz praktischen Nutzen. Im Umgang mit den Ämtern etwa werde das Bundesverdienstkreuz wohl eine türöffnende Wirkung haben, gab sie sich zuversichtlich.

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