Hochwasserschutz: Keine großen Bedenken gegen die Mauer

29.11.2014, 06:00 Uhr
Hochwasserschutz: Keine großen Bedenken gegen die Mauer

Auch zur Bevölkerungsstruktur gab es Informationen. Danach stellen die über 59-Jährigen 30 Prozent der Einwohner. Gleich groß ist die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen. Diese beiden Gruppen machen also 60 Prozent der Gesamtbevölkerung aus – Tendenz steigend. Gunzenhausen folgt damit dem allgemeinen Trend in den ländlichen Räumen. Vom Bürgermeister war weiter zu erfahren, dass der Ausländeranteil bei 6,81 Prozent liegt, also recht überschaubar sei.

Wenn die Einwohnerzahl zurückgeht, heißt das aber nicht, dass jetzt Stagnation und Nichtstun angesagt wären. Im Gegenteil: Es wird in der Kernstadt rege gebaut, und auch in manchen Ortsteilen rührt sich in dieser Hinsicht etwas, zum Beispiel in Aha und Streudorf. Stadtkämmerer Werner Stützer blickte lange Jahre mit Sorge auf rund 100 freie Bauplätze im gesamten Stadtgebiet – ein Schatz, der nicht gehoben werden konnte. Das hat sich geändert. Die Zahl ist auf etwa 60 bebaubare Parzellen gesunken. Dabei verläuft die Entwicklung unterschiedlich. In Cronheim etwa ist von einer regen Bautätigkeit nichts zu spüren. Unterm Strich kam der Bürgermeister zu dem Ergebnis, dass man noch über Grundstücke „zuhauf“ verfüge. Hier solle in den nächsten Jahren noch einiges verkauft werden, was dann die Finanzkraft der Stadt stärken werde.

Der „Reutberg II“, lange Zeit ein Sorgenkind der Stadtpolitik, weil sich dort wenig tat, füllt sich mehr und mehr. Die Zahl der aktuellen Baustellen gab Fitz hier mit sieben an. Die Stadt hat dort mittlerweile nur noch gut 20 Parzellen in ihrem Besitz. In der Folge wird die Stadt ein weiteres Baugebiet in Frickenfelden ausweisen und erschließen, und zwar vom „Eisenreich“ in Richtung Kindergarten. Die Lage ist nach Einschätzung des Rathauschefs attraktiv: alles eben, gute Versorgung in der Nähe, wichtige Infrastruktureinrichtungen vorhanden. Es sind 40 bis 45 Bauplätze vorgesehen. Die einzelnen Beschlüsse stehen noch aus, doch die Grundrichtung steht nunmehr fest. Bekanntlich füllte sich das „Eisenreich“ überraschend schnell, was Anlass zu Optimismus gibt, dass es jetzt so ähnlich weitergehen könnte.

Zum Bauboom trug wohl auch das städtische Wohnbauförderprogramm bei. Es läuft Ende des Jahres aus. Der Bürgermeister kündigte an, dass es auch künftig eine Förderung geben wird, allerdings in anderer Form. Hier soll etwa die Nutzung des Altbestands an Immobilien einbezogen werden, so die Überlegung. Wie das aussehen wird, ist erst noch zu beraten und zu beschließen.

Initiative gegen Leerstand

Für den Bürgermeister ist es nur konsequent, dass die Stadt künftig verstärkt auf die „Innenentwicklung“ achtet. Es reiche nicht, ein neues Baugebiet auszuweisen. Darauf habe man früher gesetzt. Jetzt müsse parallel mehr für die Ortskerne getan und ermöglicht werden, denn sonst drohe immer stärker die Gefahr von Leerständen. Die Stadt arbeitet hier mit dem Amt für Ländliche Entwicklung zusammen und hat drei „Pilotortsteile“ im Blick: Unterwurmbach, Wald und Oberasbach. Aber auch die Kernstadt soll nach Überzeugung des Bürgermeisters in diese Bemühungen einbezogen werden. Hier gebe es bereits eine Aufstellung über den Leerstand, und diese Bestandsaufnahme könne aktualisiert werden. Wer die „Innen­entwicklung“ forciere, der brauche keine neuen Straßen und keine neuen Kanäle zu bauen, nannte Fitz als einen Vorteil.

Der städtische Haushalt 2014 ging von 5,6 Millionen Euro an Gewerbesteuer aus. Weil die Konjunktur brummt und die Betriebe gute Gewinne machen, werden vermutlich 7,1 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen. Das ist alles andere als schlecht, aber relativ zu sehen. Fitz bemühte den Vergleich mit Weißenburg, wo die Gewerbesteuer bei satten 11,5 Millionen Euro liege. Deshalb müsse man für Gunzenhausen sagen, dass noch „Luft nach oben“ vorhanden sei.

Immerhin hat die Altmühlstadt derzeit ordentlich „freies“ Geld. 1,8 Millionen Euro waren heuer als Zuführung vom Verwaltungs- an den Vermögensetat geplant. Tatsächlich werden es wohl 2,8 Millionen Euro sein, die für Investitionen eingesetzt werden können. Doch dabei wird es nicht bleiben. Nach der Logik des kommunalen Finanzausgleichs wird nach dem guten Jahr 2013 mit zweijähriger Verzögerung ein schlechtes Jahr 2015 auf Gunzenhausen zukommen. Die Zuführung an den Vermögenshaushalt werde bei null liegen, befürchtet der Bürgermeister. 2016 sehe die Lage dann wieder besser aus, doch dann müsse Gunzenhausen große Investitionen stemmen.

Der jetzige Schuldenstand der Stadt beträgt knapp acht Millionen Euro. Pro Kopf sind das rund 500 Euro. Im zu Ende gehenden Jahr wurde für sieben Millionen Euro investiert.

71 Flüchtlinge

Dass Gunzenhausen zuletzt neue Einwohner gewonnen hat, liegt an der internationalen Lage, also an den vielen Krisenherden. Viele Menschen suchen in Deutschland eine Bleibe. Die Zahl der Flüchtlinge, die im Stadtgebiet leben, beträgt 71. Es sind vor allem Familien. Vorrangig ist der Landkreis zuständig, etwa bei der Suche nach geeigneten Immobilien. Daneben kümmert sich die Stadt um die hilfesuchenden Menschen, betonte Karl-Heinz Fitz. Zurzeit könne man von einer guten Versorgung der Asylanten sprechen. Dazu trügen private Initiativen (Deutschunterricht) ebenso bei wie Kindertagesstätten und Schulen. In der Stadtverwaltung laufen hier die Fäden bei Stadtjugendpfleger Helmar Zilcher, einem Sozialpädagogen, zusammen. Nach Fitz’ Einschätzung ist die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen gut und wohlwollend. Das registriere er mit Dankbarkeit. Dennoch werde diese Aufgabe eine Herausforderung bleiben.

Direkt zuständig ist die Stadt für drei Schulen: Grundschule Süd (203 Schüler), Stephani-Grundschule (270) und Stephani-Mittelschule (343). Daneben kooperiert sie mit Nachbargemeinden, wenn es um die Grundschule Gnotzheim und die Grundschule Muhr am See geht. Der Bürgermeister ließ ziemlich deutlich anklingen, dass der Nebenschulstandort Frickenfelden nur schwer zu halten sein wird. Frickenfelden ist eine Außenstelle der Stephani-Grundschule.
Stark engagiert ist die Stadt schon immer für die Kitas. Vier solche Einrichtungen bestehen in der Kernstadt mit 373 anerkannten Plätzen. Tatsächlich werden sie von 440 Kindern besucht. In den Ortsteilen gibt es sechs Kindertagesstätten. Auch hier spielt die Flüchtlingswelle eine Rolle. Zuletzt galt es, zehn Kinder aus Flüchtlingsfamilien aufzunehmen.

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