Hommage an Erich Behrendt

27.2.2015, 18:00 Uhr
Hommage an Erich Behrendt

Begleitet von stimmungsvoll vorgetragener Musik der Komponisten David Plüss, Howard Ashmann, Alan Menken und einiger Klezmer-Melodien konnte eigentlich gar nichts schief gehen. Sigrid Popp am Klavier, Ruth Tuffentsamer mit der Flöte und Pascal Eisele mit verschiedenen Perkussionsinstrumenten bildeten gekonnt den heiteren Rahmen im großen Saal des neuen Gemeindehauses in Pfofeld.

Für den ersten Höhepunkt sorgte Maria Hegemann mit dem Verlesen der Biografie des bedeutenden Malers, Karikaturisten und Illustrators Erich Behrendt. Der Verfasser, sein Sohn Hans, hatte sie extra für diese Veranstaltung geschrieben und wollte sie an diesem Nachmittag eigentlich vortragen. Leider war er erkrankt.

Mit klarer Stimme rief Maria Hegemann das von Höhen und Tiefen durchsetzte Leben eines sehr begabten Menschen wach. Im Jahr 1899 in Wehlau in Ostpreußen (seit 1945 Snamensk in der russischen Exklave Kaliningrad) als Sohn eines Bäckermeisters geboren, lebte er in Königsberg, Berlin, Hamburg und schließlich von 1967 bis 1983 in Langlau. Dort ist er zusammen mit seiner Frau begraben.

Nach dem Abitur studierte er unter Arthur Degner als Meisterschüler an der Kunstakademie in Königsberg. In den „Zwanzigern“ konnte er sich als junger aufstrebender Maler mit dem Tausch von Bildern gegen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände gut über Wasser halten. Max Liebermann entdeckte sein Talent anlässlich einer Ausstellung im Königsberger Schloss. Behrendt folgte ihm nach Berlin und machte mit den damaligen Größen der Malerei, Schmidt-Rottluff, Kirchner und Nolde, Bekanntschaft.

Ab 1926 stellte er regelmäßig in der Berliner Sezession aus und wurde zur „festen Größe“ in der Berliner Kunstszene. Mit Charlotte verheiratet, war im Jahr 1931 der Sohn Hans zur Welt gekommen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete ab 1933 das vorläufige Ende der Karriere. Seine Bilder fielen unter die Rubrik „entartete Kunst“ und waren mit Ausstellungsverbot belegt. Nur mit Mühe konnte er seine Familie während dieser Zeit ernähren.

1939 wurde er rekrutiert. Sein Weg als Soldat führte nach Frankreich. Währenddessen verlor seine Familie die Wohnung in Berlin durch einen Bombenangriff. Seine Frau starb im April 1945 an Typhus. Der 13-jährige Sohn floh nach Schleswig-Holstein. Dort fand ihn sein Vater nach Ende des Kriegs. Gemeinsam wohnten sie in der Kleinstadt Wilster.

Doch die schwierigen materiellen Verhältnisse zwangen bald zum Umzug in die Großstadt Hamburg. Dort fand der Maler das passende Umfeld für seine Kunst. Das Sonntagsblatt brachte seine humorvollen und treffenden Zeichnungen. Verschiedene Verlage vergaben Aufträge zur Illus­tration von Büchern von Grass, Böll, Lenz und Kirst an ihn. Mit Siegfried Lenz, wie er ein vertriebener Ostpreuße, entstand eine Freundschaft. Ausstellungen in Hamburg, Norderstedt, Nürnberg, München und Kaliningrad folgten.

Sein Malstil änderte sich mit der Zeit. Die Darstellung seiner Motive mit immer knapperen Mitteln war sein Ehrgeiz. Japanpapier wurde zur Grundlage seiner Arbeit. Diese Unterlage fordert vom Künstler eine sichere Hand und sorgfältige gedankliche Vorstellung im Voraus. Auf dem dünnen Papier, aus den Fasern verschiedener asiatischer Sträucher hergestellt, zerfließen Farben sofort.
Mitte der 60er-Jahre wurde seine Sehnsucht nach Ruhe und Konzen­tration auf bildnerisches Gestalten übermächtig. Deshalb zog er mit seiner zweiten Frau Irene nach Langlau und konzentrierte sich auf das Perfektionieren seiner Techniken.

Inmitten der Landbevölkerung fühlte er sich wohl. Seine Langlauer Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen zeigen häufig Motive der arbeitenden Bauern. Seine Nachbarin, Frau Neureither aus Langlau, schildert ihn als Mensch, der sich nie für etwas Besonderes hielt. „Mehr Sein als Schein“, war sein Motto.

Nach dieser interessanten Schilderung des Lebens Erich Behrendts freuten sich die Zuhörer über das umfangreiche Büfett ostpreußischer Kuchen, von Pfofelder Frauen gebacken.

Während der Pause konnten Originalbilder Erich Behrendts betrachtet werden. Sie zeichnen sich durch teils gegenständliche, teils abstrahierte, oft auf wenige Farbtupfer und Striche reduzierte und doch gut erkennbare Motive aus. Die warmen Farbkombinationen sind sehr ansprechend.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich Siegfried Lenz, dem bekannten Schriftsteller. Er war mit dem Künstler aus Langlau seit der gemeinsamen Zeit in Hamburg freundschaftlich verbunden. Sie brachten zusammen das Büchlein „So zärtlich war Suleyken“ heraus. Erich Behrendt skizzierte darin mit unglaublich präziser Feder die originellen Typen der Kurzgeschichten, ohne die ausgewogene Balance zwischen Text und Bild zu verlieren.

Erika Geppert rezitierte daraus „Der rasende Schuster“ und „Eine Liebesgeschichte“ einfühlsam aufs Feinste. Sie brachte den hintersinnigen Humor des Ostpreußen Lenz und seiner Landsleute wunderbar zum Vorschein. Wiederholt klang angesichts des teilweise paradoxen Verhaltens der Personen in den Geschichten verhaltenes Gelächter aus dem aufmerksamen Publikum.
Mit der „Annäherung an Erich Behrendt“ wollte der veranstaltende Kulturverein Gemeinde Pfofeld und Umgebung auf diesen herausragenden Maler, den ehemaligen Bürger der Gemeinde und seinen vor kurzer Zeit verstorbenen Freund Siegfried Lenz aufmerksam machen. Dies gelang vorzüglich.

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