Ist der letzte Zug am Güterbahnhof Gunzenhausen abgefahren?

21.5.2016, 17:00 Uhr
Ist der letzte Zug am Güterbahnhof Gunzenhausen abgefahren?

© Foto: Benjamin Huck

Wer an den Güterbahnhof in Gunzenhausen denkt, dem fällt als Erstes wahrscheinlich das umgebaute Haus mit dem Architektenbüro neben dem Bahnhof ein. Hier werden schon lange keine Waren mehr umgeschlagen, dafür gibt es die offizielle Güterverladestelle der Deutschen Bahn, die sich nördlich der BayWa an der Zufuhrstraße befindet.

Der Südwestrundfunk hat nun eine bislang geheime Liste der Bahn-Tochter DB Cargo veröffentlicht, wonach jeder vierte Güterbahnhof in Deutschland geschlossen werden soll. Neben Gunzenhausen sind in der Region die Anlagen in Triesdorf, Ansbach, Wilburgstetten, Wassertrüdingen, Steinach und Illesheim betroffen. Wobei es sich dabei keineswegs um mehrgleisige Rangierbahnhöfe wie in Nürnberg handelt. Oft befindet sich nur eine Rampe am Gleis, über die die Wag-gons mit Waren beladen werden.

In Gunzenhausen gibt es nicht einmal das mehr. Neben den zugewachsenen Gleisen lagern mannshohe Schotterberge und Baumstämme. Waggons oder Loks sind nicht in Sicht, das Gelände ist verlassen.

Ganz groß auf der unfreiwillig veröffentlichten Liste prangt der Hinweis „Vorbehaltlich der Diskussion mit Kunden, Gremien und Politik“. Das ist wohl noch nicht geschehen. „Ich habe davon nichts mitbekommen“, sagt Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Er kennt aber auch kein Unternehmen, das die Stelle noch nutzt.

Anschluss wird wenig genutzt

Viel umgeschlagen wurde in den vergangenen Jahren sowieso nicht mehr, meint der Vizechef der IHK Weißenburg-Gunzenhausen, Hans-Georg Degenhart. „Ich habe letzthin dort einen Waggon mit Baumstämmen gesehen, aber sonst nichts.“

In Gunzenhausen hat das Unternehmen Bosch in der Nürnberger Straße noch einen eigenen Bahnanschluss, der direkt in eine Halle ins Betriebsgelände führt. „Der wird schon lange nicht mehr benutzt“, berichtet Bosch-Pressesprecher Daniel Gosse. Ein alter Mitarbeiter konnte sich noch erinnern, dass in den 80er Jahren über den Anschluss Stahl angeliefert wurde. Doch die meisten Kessel, die das Werk heute verlassen, gelangen mit dem Lastwagen über die Straße oder mit dem Schiff von der Lände Roth aus an ihr Ziel.

Wie ein Bahnsprecher mitteilte, „machen die 215 Güterverkehrsstellen im Gesamtumsatz von DB Cargo lediglich 0,4 Prozent aus und bedeuten somit in keiner Weise einen Rückzug aus der Fläche oder einen Schrumpfkurs der Güterbahn“. Es gebe noch keinerlei Beschlüsse zur Bedienungseinstellung.

Ziel sei es, den Kunden alternative Bedienkonzepte anzubieten, beispielsweise das Ausweichen auf benachbarte Güterverkehrsstellen. „Entscheidend ist dabei, dass die Verladestellen nicht geschlossen, sondern nicht mehr angefahren werden“, so die Bahn weiter. Das heiße im Umkehrschluss: Wenn sich die Auftragslage ändert, kann der jeweilige Verladepunkt auch wieder bedient werden.

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