Jubiläum bei den Gunzenhäuser Akrobaten

4.7.2017, 17:45 Uhr
Jubiläum bei den Gunzenhäuser Akrobaten

© Tina Ellinger

Die Sparte Akrobatik feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Dieses Sportangebot gibt es in Gunzenhausen aber schon etwas länger, oder?

Sabine Biederbeck: "Im Rahmen meiner Arbeit als Erzieherin habe ich eine Ausbildung zur Tanzpädagogin absolviert. Und mit dem Turnen bin ich quasi aufgewachsen. Mein Vater war Hausmeister beim TSV 1846 Mannheim und wir Kinder verbrachten die meiste Zeit in der Turnhalle. Später machten mein Bruder und ich die Trainerscheine und gaben selber Unterricht. Als ich 1999 nach Gunzenhausen gezogen bin, wollte ich hier etwas in dieser Richtung anbieten. 2001 habe ich dann mit kreativem Tanzen begonnen.

 

Wie ging es dann weiter?

Biederbeck: 2002 wurde daraus die erste Akrobatik-Gruppe mit etwa 25 Kindern. Da wir an Fortbildungen und Wettkämpfen teilnehmen wollten, mussten wir uns einem Verein anschließen. Seit 2007 sind wir eine Sparte des FC. In diesem Jahr stieg auch mein Bruder Michael Hartmann-Pöschl mit ein, schon länger wurde ich von meinem Vater Kurt unterstützt. Mittlerweile sind wir fünf Übungsleiter und vier Helfer, darunter Lisa Loch und Kerstin Kühleis, die bei mir mit dem Turnen angefangen haben und inzwischen selbst den Übungsleiterschein haben.

 

Worin liegt für Sie das Besondere an dieser Sportart?

Biederbeck: Für mich ist das Turnen eine Art Grundausbildung für die Kinder, bevor sie sich mit acht, neun Jahren dann eventuell für eine andere Sportart entscheiden. Hier lernen sie, den eigenen Körper wahrzunehmen und dieses Körpergefühl zu festigen. Turnen ist etwas Ganzheitliches. Und sie lernen, Rücksicht auf die anderen zu nehmen, zu warten, bis sie an der Reihe sind, und sich gegenseitig zu helfen.

 

Ab welchem Alter können die Kinder mit dem Turnen beginnen?

Biederbeck: Ursprünglich habe ich die Kinder ab sechs Jahren aufgenommen. Da aber auch immer wieder Geschwisterkinder angefragt haben, gibt es jetzt ganz neu eine Gruppe für Kleine ab drei Jahren, die "Akro-Flöhe". Wichtig ist, dass sie Spaß an den Geräten haben und den Mut, etwas auszuprobieren. Außerdem sollten sie nicht gleich die Lust verlieren, wenn etwas nicht sofort funktioniert.

Die Mitgliederzahlen der Sparte haben sich ziemlich rasant nach oben entwickelt. Wie viele Kinder sind momentan aktiv?

Biederbeck: Rund 100 Mädchen und ganz wenige Jungs kommen regelmäßig zu den Trainingsstunden, die Mittwoch, Donnerstag und Freitag angeboten werden. Dazu kommen die zehn "Akro-Flöhe". Seit 2010 gibt es auch eine Wettkampfgruppe, die zweimal in der Woche trainiert. Wir sind aber auf jeden Fall an unserer Kapazitätsgrenze angelangt, die Gruppen sollen ja nicht zu groß werden.

 

Worin liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich so wenige Jungen für diesen Sport entscheiden?

Biederbeck: Ich denke, vielen Jungs würde es Spaß machen, an den Geräten zu turnen. Und sie hätten auch mehr Kraft als die Mädchen, die dafür meistens beweglicher sind. Der Übungsaufbau und die Geräte, also Boden, Reck, Sprung und Barren (Schwebebalken), sind gleich. Erst später kommen noch Ringe und Seilpferd dazu, aber nur, wenn man Richtung Leistungssport geht. Wir haben das Problem, dass unsere Gruppen hauptsächlich aus Mädchen bestehen und dass das für die Jungs ein bisschen abschreckend ist. Wenn wir mindestens acht Jungs hätten, könnte man sie in einer Gruppe zusammen trainieren lassen und sie würden sich nicht an den Mädchen stören.

 

Die Wettkampfgruppe hat sich inzwischen gut etabliert und mischt bei den Meisterschaften vorne mit. Kommt da der Spaß an der Bewegung nicht zu kurz?

Biederbeck: Wir legen viel Wert darauf, dass es den Kindern Spaß macht. Wir wollen keinen Drill oder Leistungsdruck, wenn jemand mal nicht zum Training kommen kann, ist das kein Problem. Darauf, dass sich die Wettkampfmannschaft so gut entwickelt und sich 2015 sogar für den Bayernpokal qualifiziert hat, sind wir richtig stolz. Doch Titel sind nicht so wichtig, besonders freut es mich, wenn ich merke, wie viel Freude die Kinder am Sport haben und nach dem Training noch Räder bis zum Auto schlagen. Und ich freue mich jedes Mal, wenn Ehemalige uns besuchen und sich gerne an die gemeinsame Zeit erinnern.

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