Junger Spanier bleibt Fränkischem Seenland erhalten

15.8.2017, 06:06 Uhr
Junger Spanier bleibt  Fränkischem Seenland erhalten

© Agentur für Arbeit

Jorge Amaruch del Pino kam 2014 über das Projekt MobiProEU aus Malaga in den Landkreis. Der junge Spanier war im Heimatland arbeitslos und wollte in Deutschland eine Ausbildung machen. Nach drei harten Jahren, in denen er vor allem auch Deutsch lernen musste, ist der 29Jährige am Ziel und hat den IHK-Abschluss als Hotelfachmann in der Tasche. "Die schriftliche Prüfung war schwer", stellt Jorge im Nachhinein fest. Denn obwohl er inzwischen gut Deutsch spricht und alles versteht, ist das Erfassen von Texten weiterhin eine Herausforderung.

Jorge war einer von zehn jungen Leuten aus Spanien und Bulgarien, die über MobiProEU in den Landkreis kamen. Die Initiative dazu ging von Bianca Seefried, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Gunzenhausen, aus, weil sie viele Ausbildungsstellen in der Gastronomie mangels passender Bewerber nicht besetzen konnte. MobiProEU ist ein Sonderprogramm zur "Förderung der beruflichen Mobilität von ausbil-dungsinteressierten Jugendlichen aus Europa", das es bis 2016 gegeben hat. Es sollte einen Beitrag leisten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und gleichzeitig Jugendliche und junge Erwachsene aus der EU dabei unterstützen, in Deutschland eine betriebliche Berufsausbildung zu absolvieren. Das Programm beinhaltete Deutschsprachkurse im Heimatland und in Deutschland, Praktika, einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung, Familienheimfahrten und einiges mehr. Durchgehalten haben die meisten jungen Leute trotzdem nicht – aus Heimweh, weil Deutsch zu schwer war oder sie sich unter dem Beruf etwas anderes vorgestellt hatten. Sandra Röhrl vom Strandhotel Seehof in Langlau freut es deshalb umso mehr, dass Jorge es geschafft hat.

Sie weiß, dass es ein anstrengender Weg war, und erinnert sich noch gut an die ersten Wochen der Zusammenarbeit. Damals suchte Arbeitsvermittlerin Bianca Seefried für den jungen Spanier eine Ausbildungsstelle und fragte beim Seehof an. "Wir waren unvoreingenommen und haben ihm eine Chance gegeben", sagt Röhrl. Denn entscheidend war, "was er als Person rüberbringt, und menschlich ist er super." So sollte es nicht an der Sprache scheitern. Jorge wurde zunächst auf der Etage und in der Küche eingesetzt, wo die Deutsch-kenntnisse nicht so entscheidend sind. Später kam die Rezeption dazu, und mit der Zeit arbeitete sich Jorge in alle Bereiche ein. Sein Deutsch wurde besser durch "Learning by Doing" und nicht selten kam er mit Gästen ins Gespräch, die wissen wollten, was einen jungen Spanier nach Langlau verschlägt.

Jorge bleibt im Seenland

Dass Jorge im Strandhotel Seehof einen Ausbildungsplatz bekommen hat, liegt auch daran, dass es schwierig ist, gutes Personal für die Gastronomie zu finden. "Wir sind gezwungen, neue Wege zu gehen", stellt Röhrl fest, und "Jorge war sozusagen der Startschuss." Inzwischen arbeiten mehrere Menschen aus dem Ausland im Seehof, ab September soll zum Beispiel eine junge Frau aus Indonesien eine Kochlehre beginnen. Außerdem wird darauf geachtet, "dass sich die Mitarbeiter hier wohlfühlen".

Das Konzept scheint aufzugehen: Jorge jedenfalls war nicht nur mit seinem Ausbildungsplatz zufrieden, sondern wird auch jetzt als "fertiger" Hotelfachmann im Strandhotel weiterarbeiten und zusammen mit seiner Freundin in Deutschland bleiben.

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