Kalbensteinberger "Bilderbibel" ist ein kostbares Kunstwerk

Kalbensteinberg - Die sogenannte „Bilderbibel“, um 1480/90 in einer Nürnberger Werkstatt entstanden, gilt als eines der interessantesten Kunstwerke in der Kalbensteinberger Rieterkirche. Nun hat die Kirchengemeinde eine vollkommen überarbeitete Neuauflage des Bilderbibel-Führers veröffentlicht.

Die 56 Einzelszenen des imposanten Bildwerks „Vita Mariae et Christi“ zeigen Stationen aus dem Marienleben sowie aus Leben und Passion Jesu. Die 2,75 Meter breite und knapp einen Meter hohe Tafel gelangte bereits 1609 nach Kalbensteinberg. Der Kunstsammler Hans Rieter (1564 bis 1626) hatte sie seiner Schwester Regina „abgehandlet“, wie ein Rechnungsbuch von 1609–1613 verrät. Aus welcher Kirche das Bildwerk stammte, lässt sich allerdings nicht mehr ermitteln. Die Tafel sei infolge der Reformation aus ihrem ursprünglichen Sinnzusammenhang gerissen worden, so Dr. Thomas Schauerte, Kunsthistoriker und Leiter des Dürer-Hauses Nürnberg. Dagegen lässt sich einiges über ihre mögliche Verwendung spekulieren. Ob zum Verdecken einer Heilig-Grab-Nische oder zu einem völlig anderen Zweck. Thomas Schauerte zeigt viele Möglichkeiten auf.

Der erste Bilderbibel-Führer wurde 1995 vom damaligen Kalbensteinberger Pfarrer Friedrich Zenner herausgegeben und zeigte die den einzelnen Szenen zugehörigen Bibeltexte. Dieses von Besuchern sehr begehrte Heft war nun bereits seit längerer Zeit vergriffen.

Aufgrund glücklicher Umstände war es der Kirchengemeinde nun möglich, eine grafisch wie inhaltlich überarbeitete Fassung herauszugeben. Bereits 2012 bat Peter Böttcher vom Institut für Realienkunde der Universität Salzburg darum, Aufnahmen der Bilderbibel für wissenschaftliche Zwecke machen zu dürfen. Das Institut stellte die hochwertigen digitalen Aufnahmen der Kirchengemeinde für ihre eigenen Veröffentlichungen zur Verfügung, was diese dankbar annahm, wie Kirchenvorsteher und Grafiker Thomas Müller erklärte.

Hinzu kam das leidenschaftliche Interesse Dr. Thomas Schauertes an der Kalbensteinberger Rieterkirche. Der Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses und der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg steuerte bereitwillig eine mehrseitige Einführung bei. So war es möglich, das reich illustrierte, 36-seitige Heft im Jubiläumsjahr der 550-jährigen Grundsteinlegung ihrer Kirche zu präsentieren. Die Publikation ist zu einem Preis von vier Euro in der Rieterkirche und im Pfarramt Kalbensteinberg erhältlich. Die Einnahmen werden zum Erhalt der Rieterkirche verwendet.